„Wir wollen mit unserer Technologie Europa voranbringen“
Interview mit Jaroslav Macek, CEO der Elevion Group

Wirtschaftsforum: Herr Macek, Elevion entstand vor zehn Jahren ursprünglich aus der tschechischen ČEZ-Gruppe heraus – dem größten Energiekonzern in Mittel- und Osteuropa.
Jaroslav Macek: ČEZ wollte damals umfangreiche Änderungen an seiner Unternehmensstrategie umsetzen und wuchs dabei auch sukzessive über die Landesgrenzen hinaus nach Ost- und Südosteuropa. Schließlich rückten mit Deutschland, Frankreich, Polen und Norditalien vier besonders spannende Märkte mit attraktiven Rahmenbedingungen und starkem Wachstumspotenzial in den Blickpunkt – und eine der ersten Akquisitionen von ČEZ war die Elevion-Gruppe aus Deutschland, die sich als Installationsbetrieb vornehmlich auf die technische Gebäudeausstattung fokussiert hatte. Die Marke Elevion genoss damals bereits einige Bekanntheit, weshalb wir beschlossen, sie nicht nur beizubehalten, sondern sie gleich als Basis für unsere weitere Expansion heranzuziehen: Inzwischen firmieren über 80 Unternehmen unter dem Dach von Elevion, von denen mehrere Dutzend auch nach außen hin im Markt auftreten.
Wirtschaftsforum: Wie umfassend fällt heute das Leistungsspektrum von Elevion aus?
Jaroslav Macek: Grundsätzlich fußt unsere Strategie auf drei Säulen: So entwickeln und implementieren wir für unsere Kunden umfassende Energielösungen – von effizienten Heizsystemen über Belüftungsanlagen bis hin zum kompletten Gebäudemanagement samt den entsprechenden Automatisierungskomponenten. Darüber hinaus bieten wir umfassende Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien an – von Photovoltaikanlagen bis hin zu den entsprechenden Speichersystemen in jedwedem Umfang, insbesondere für den Einsatz im komplexen industriellen Umfeld. Ein umfassendes Energie-Contracting-Angebot rundet unser Portfolio ab. Uns ist wichtig, dass wir dabei technologieagnostisch auftreten: So installieren wir nicht nur Wärmepumpen und Solarmodule, sondern auch hybride Gasheizungssysteme – und engagieren uns zudem in der Umrüstung von Biogasanlagen auf die Produktion von Biomethan: In Italien betreiben wir inzwischen bereits zehn solcher Anlagen.
Wirtschaftsforum: Wie gestaltet sich dabei die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden?
Jaroslav Macek: Wir sehen uns gerne als One-Stop-Shop für die Bedürfnisse unserer Kunden entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette in der Energieversorgung: von der tiefgehenden Analyse ihrer konkreten Anforderungen und Zielsetzungen über die Entwicklung einer passenden individuellen Lösung und deren Implementierung bis hin zu ihrem Betrieb und der späteren Durchführung der erforderlichen Wartungsarbeiten. Zusätzlich bieten wir entsprechende Finanzierungslösungen an und können über unser Contracting auch Energie bereitstellen. Manche unserer Kunden möchten bei all diesen Schritten auf unsere Kompetenzen zurückgreifen, andere verfügen hingegen etwa über eigene Ressourcen für die Konstruktionsarbeiten, sodass wir sie nur punktuell unterstützen – auch hier richten wir uns ganz nach ihren Bedürfnissen. Neben unserer betont kundenindividuellen Ausrichtung heben wir uns dabei nicht zuletzt durch unsere besondere Agilität im Markt ab – und durch unseren internationalen Ansatz: Denn viele unserer Kunden betreiben Standorte in mehreren Ländern in Europa, für die wir erforderlichenfalls allesamt Lösungen entwickeln und bereitstellen können – und zwar aus einer Hand.
Wirtschaftsforum: Dabei schreckt Elevion auch vor komplexen Rahmenbedingungen nicht zurück.
Jaroslav Macek: Kürzlich hat unser Gruppenunternehmen Synecotec eine anspruchsvolle Photovoltaikanlage auf über 1.500 m Seehöhe entwickelt und installiert. Sie versorgt nun die Zwölferhorn-Seilbahn im Salzkammergut mit umweltfreundlichem Strom. Die überschüssig erzeugte Energie wird derweil an ein benachbartes Dorf weitergeleitet, sodass hier ein sehr nachhaltiges Ökosystem entstanden ist – ein Projekt, das aus unserer Sicht nicht nur ökologisch zukunftsweisend ist, sondern auch als starker wirtschaftlicher Business Case dafür fungiert, dass Photovoltaikanlagen selbst unter den schwierigsten naturräumlichen Bedingungen eine ökonomisch effiziente Lösung darstellen können.
Wirtschaftsforum: Darüber hinaus engagieren Sie sich derzeit in der Errichtung des größten Solarparks der Niederlande mit einer Kapazität von 192 MW.
Jaroslav Macek: Bei diesem Projekt ist nicht nur die Größe beeindruckend, sondern auch die dahinterliegende Ingenieurskunst. Denn aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse müssen die einzelnen Module dort mit speziellen Ankersystemen befestigt werden. Hier kann unser deutsches Team nun unter Beweis stellen, dass es im Zweifel auch europaweit erstklassige Lösungen umsetzen kann.
Wirtschaftsforum: Wie blicken Sie in die Zukunft von Elevion?
Jaroslav Macek: Wir möchten in den nächsten Jahren weiterhin stark wachsen und so auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Europa leisten: Europa galt lange als Motor technologischer Innovation – heute aber lässt es aus meiner Sicht zu oft ungenutzte Chancen liegen. Wenn wir etwas agiler und pragmatischer werden, haben wir aber auch in Zukunft erstklassige Erfolgschancen – nicht zuletzt dank unserer starken Mittelstandskultur, für die auch Elevion steht.











