„In Deutschland sind alle Wälder nachhaltig“
Interview mit Blanca Mayer, Geschäftsführerin und Inhaberin der Sägewerk & Holzhandlung Mayer GmbH

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2017 war für Mayer ein Jahr des Neuanfangs. Drei große Brände hatte das Unternehmen zu dieser Zeit überstanden. Für Geschäftsführerin und Inhaberin Blanca Mayer war die Zeit reif, ihr Team neu zu erden und zu organisieren, um den Betrieb wieder zu normalisieren.
„Das Team war gewachsen und die Hierarchien durcheinander gewürfelt. Ich fühlte, dass wir wieder eine Unternehmenskultur brauchten“, erzählt sie. New Work und Personalentwicklung waren die Mittel, die dem Unternehmen eine neue, zukunftsorientierte Richtung geben sollten. Die GmbH wurde 1980 von ihrem Vater gegründet, das Unternehmen besteht an diesem Standort schon in der siebten Generation. „Mit unserer Workshop-Reihe ‘Wertweisend’ haben wir den Menschen wieder in den Mittelpunkt gerückt. Hintergrund war das Ziel, mit Werten zu führen und die Mitarbeiter entsprechend ihren Stärken einzusetzen“, so Blanca Mayer. Aus ihrer Sicht hat sich dieser Weg gelohnt: „Wir haben dank unserer neuen Unternehmenskultur tolle neue Mitarbeiter gefunden.“
Fichte statt Rotholz
In den vergangenen drei Jahren ist das Unternehmen stetig und überschaubar gewachsen. Mit 40 Mitarbeitern erwirtschaftet es inzwischen einen Jahresumsatz von sieben Millionen EUR. „Was die Fläche betrifft, sind wir im Wachstum begrenzt. Daher sind wir mehr in die Produkttiefe gegangen“, berichtet Blanca Mayer. Die äußeren Umstände erfordern in ihrer Branche ständige Flexibilität. Während früher viel Rotholz geschnitten wurde, sind es wegen des Borkenkäfers heute mehr Fichten.
„Fichte war bisher eigentlich das Holz der Großindustrie“, erklärt sie. Doch Mayer ist ein All-Holz-Sägewerk. Viele Kunden kommen aus der Industrie wie etwa der Verpackungsbranche, doch auch Handwerker, Imker und der Großhandel werden beliefert. Das Angebot richtet sich auch an Privatkunden – und die nehmen zu.
Corona-Zeit ist Gartenzeit
Corona hat in diesem Jahr vieles verändert. Die Pandemie habe das Unternehmen zunächst ins Chaos gestürzt. Alle Großkunden aus der Verpackungsindustrie fielen aus. Doch dann kamen Privatleute, die während des Lockdowns zu Hause waren und ihre Gärten gestaltet haben.
„Das Geschäft mit Privatkunden ist für uns allerdings aufwändiger als das Großkundengeschäft, da wir mehr umherfahren müssen“, so die Geschäftsführerin. Schon früh hat sie entschieden, trotz des Gesundheitsrisikos den Betrieb aufrecht zu erhalten. Als Mittelständler fühlt sie sich in der Krise von der Politik alleingelassen. „Die Konzerne haben zu gemacht und Zuschüsse bekommen“, sagt sie. Inzwischen habe man sich in der neuen Normalität eingerichtet. „Mit Furcht kann man keine Firma führen. Die Regierung macht uns aber nur Angst. Was wir brauchen, sind Lösungen“, betont sie.
Ehrliche Kunden bleiben
„Wir legen Wert auf Menschlichkeit, unterstützen uns, haben eine Fehlerkultur und finden immer Lösungen“, sagt Blanca Mayer. Diese Stärken, insbesondere die persönliche und menschliche Beziehung zu den Lieferanten, werden das Unternehmen auch durch die Krise tragen, ist sie sicher. Denn sie hat die Erfahrung gemacht: „All unsere Kunden, die ehrlich und korrekt sind, sind uns nach den Bränden treu geblieben. Sie werden auch nach der Krise noch da sein. Es werden die übrig bleiben, die sich gegenseitig unterstützen.“ Was ihr Probleme bereitet: „Wir können nicht planen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Team an einem Strang ziehen und unseren Werten treu bleiben.“
Nachhaltiger Rohstoff
Die große Nachfrage nach Holz im Privatbereich kommt für Blanca Mayer nicht überraschend, da es sich um einen nachhaltigen Rohstoff handelt. „In Deutschland sind alle Wälder nachhaltig. Raubbau gibt es hier nicht mehr“, stellt sie klar und fügt hinzu: „Bei unserem Produkt fällt kein Abfall an; die Hackschnitzel gehen wieder in den Kreislauf. Und Holz speichert CO2.“
Produktseitig ist das Unternehmen somit in jedem Fall zukunftsfähig aufgestellt. In einem anderen Bereich gehe es nur langsam voran, erzählt sie: „Jeder redet über Digitalisierung. Aber oft sind die Lösungen noch kompliziert. Für den Mittelstand gibt es nur wenige erschwingliche Möglichkeiten.“ New Work bleibt für sie auch in Zukunft ein wichtiges Thema. „Menschen ändern sich, es gibt neue Maschinen, und wir müssen beachten: Arbeitszeit ist Lebenszeit. Wenn ich glückliche und gesunde Mitarbeiter habe, dann fallen wir als Unternehmen nicht um.“
Menschlichkeit müsse immer Priorität haben, hebt die Geschäftsführerin hervor. Mit dem Netzwerkdenken und den Möglichkeiten zu noch mehr Produkt- und Fertigungstiefe sieht sie das Unternehmen gut aufgestellt. „Räumlich können wir hier am Standort nicht weiterwachsen. Aber die Technik passt für die nächsten Jahre.“