Tiefziehspezialist: Klein gestartet, groß geworden
Interview mit Kai Lauterbach, Geschäftsführer PCM.de GmbH

2012 ursprünglich als kleine Fabrik mit gerade mal 15 Mitarbeitern gestartet, hat sich die PCM.de GmbH schnell zu einem großen Produzenten mit 130 Beschäftigten entwickelt. Zum Maschinenpark gehören unter anderem Pressen von 500, 1.000, 1.250 und 1.600 t Leistung sowie Anlagen für MIG/MAG/WIG- und Punktschweißtechnik. Die effiziente Instandhaltung der Presswerkzeuge und sonstigen Fertigungseinrichtungen trägt ebenso zur hohen Qualität der Produkte bei wie die Reinigung der Teile in industriellen Waschanlagen.
Obwohl die Automotivindustrie sehr unter den Folgen von Corona gelitten hat, lief es für das Unternehmen aus Sachsen ganz gut. Seit Juni ging es stetig bergauf und auch die Kurzarbeit konnte zwischenzeitlich beendet werden. Dass es keine großen Produktionseinbrüche gab, lag nicht zuletzt an einer Erweiterung des Fertigungsportfolios. Bisher arbeitete PCM.de sehr viel im Bereich Abgaskomponenten und hier vor allem an Abgasanlagen für Lkw, Euro 6 und Euro 6 plus. Doch künftig will das Unternehmen stärker in den Karosseriebau und die Elektromobilität einsteigen. An eine Tätigkeit für andere Branchen neben der Automotivindustrie wird allerdings nicht gedacht.
Mehrere Produktionsstätten
„Unser Fokus liegt auf dem europäischen Markt“, erklärt Geschäftsführer Kai Lauterbach. „Überseeexporte spielen momentan eine untergeordnete Rolle. Von unserem Standort aus kümmern wir uns neben Deutschland vor allem um Tschechien, Polen und die Niederlande. Unsere italienische Firmenzentrale bedient auch den deutschen und südeuropäischen Raum.“
Die gesamte PCM-Gruppe verfügt über zwei große Fertigungswerke in Italien sowie weitere Produktionsstätten in Rumänien, Bulgarien, Portugal und Deutschland. Jedes Werk fertigt verschiedene Produktgruppen, in Osteuropa werden etwas kleinere Komponenten produziert. Die Produktion für die Kunden erfolgt taylormade. PCM bekommt eine Zeichnung von den Auftraggebern und entwickelt eine Methode zur Herstellung. Nach Fertigung der spezifischen Werkzeuge durch die Unternehmensgruppe geht es dann in die Serienfertigung.
Impulse setzen
Der ursprünglich aus der TIER 1-Fertigung stammende Kai Lauterbach konnte auch bei PCM.de entsprechende Strukturen aufbauen und beim Errichten eines leistungsfähigen Controlling-Systems mitwirken. Auch in der Führungsgruppe konnte er immer wieder Impulse setzen und die Firmengruppe unterstützen, die technologisch sehr gut aufgestellt ist. Seine wichtigste Entscheidung war es, weiter in den Standort zu investieren und trotz relativ schwieriger Situation an der Investitionsplanung festzuhalten.
„Wir verfügen über ein sehr großes Know-how beim Tiefziehen, vor allem bei der Umformung von Edelstahl“, sagt Kai Lauterbach. „Wir beschäftigen uns aber auch immer mehr mit Aluminium. Unsere Kunden bei den Abgasanlagen sind vor allem TIER 2, die wiederum TIER 1 beliefern. Das ist unser Kerngeschäft. Wir sind aber auch selbst als TIER 1 tätig.“
Große Erfahrung
Zu den großen Stärken der PCM.de zählt sicherlich die langjährige Erfahrung in der Umformung von Edelstahl sowie der auf den europäischen Markt ausgelegte Footprint. „Wir arbeiten auch in einem sehr guten sozialen Umfeld“, betont der Geschäftsführer. „Unsere Mitarbeiter stehen für ihre Firma ein. Deshalb gibt es bei uns auch kaum Fluktuation. So haben auch die Kunden ihre festen Ansprechpartner und persönlichen Kontakt.“ In ihrer Sparte der Abgaskomponenten ist die PCM.de einer der wichtigsten Player.
Neue Märkte
Um dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben, ist der Blick auf andere Bereiche der Automotivindustrie wichtig. Dabei denkt Kai Lauterbach unter anderem an Karosseriestrukturen, Sitzkomponenten sowie Trägersysteme für Batterien. Auch zur gerade im Bau befindlichen Tesla-Fabrik möchte der Geschäftsführer Kontakt aufnehmen. Auf diese Weise soll der rund 80%ige Anteil der Abgaskomponenten reduziert werden.
Aktuell gibt es auch viel Nachfrage bei der Umformung von unter 0,5 mm starken Dünnblechen, bei der thermischen Isolierung sowie generell im Leichtbau. Erweitert werden die Möglichkeiten auch durch Investitionen in neue Maschinen. Aktuell befindet sich eine 2.000-t-Presse mit knapp 7 m Tischlänge im Aufbau.
Gute Zusammenarbeit
Neuheiten – auch bei den Fertigungsmöglichkeiten – werden über persönliche Kontakte präsentiert, über Präsentationen und mittels direkter Information der Einkäufer. Geschäftsführer Kai Lauterbach faszinieren besonders die Zusammenarbeit im Team, die kurzen Entscheidungswege sowie die Einbindung in Entscheidungen innerhalb des italienischen Mutterkonzerns, der seinen Sitz im lombardischen Lecco hat. Da er einige Jahre in Italien gewohnt hat und fließend Italienisch spricht, ist die Verständigung kein Thema.