Die großen Herausforderungen für die stahl- und metallverarbeitende Industrie

1. Chinas steigende Bedeutung

Es ist faktisch nicht möglich, die Herausforderungen irgendeines Wirtschaftszweiges zu betrachten, ohne immer wieder auf China als äußerst machtvollen Faktor zu treffen. Denn das Reich der Mitte ist, vollkommen wertneutral, längst ein global bedeutendes „Power House“ geworden. Dies gilt dementsprechend ebenso für die stahl- und metallverarbeitende Industrie.

  • Eine weiterhin massiv anwachsende chinesische Mittelschicht, deren ebenfalls steigende Bedürfnisse für eine gesunde Auftragslage im eigenen Land sorgt und die für westliche und einheimische Unternehmen deshalb immer bedeutsamer wird.
  • Ein seit Jahren steigender Anteil an der weltweiten Kfz-Produktion und insbesondere ein bemerkenswerter Anteil bei Elektrofahrzeugen.
  • Eine unlängst gestartete Qualitätsoffensive bei Metallen, mit dem Ziel, andere Staaten nicht nur weiterhin bei den reinen Produktionszahlen zu übertreffen, sondern zudem in Sachen Qualität – ein zentraler Bestandteil des aktuellen Fünfjahresplans.
  • Eine seit einigen Jahren betriebene massive Aufrüstung, insbesondere, aber nicht ausschließlich, zur See, die enorme Metallmengen verschlingt. Chinas Anspruch scheint hier klar zu sein: Rasch unter anderem zu einer „Blue-Water-Navy“ zu kommen, die der einzigen anderen so befähigten Marine, die der USA, weltweit Paroli bieten kann.
  • Chinas weiterhin äußerst Ich-zentrierte Haltung im Umgang mit anderen Ländern, die keine Partnerschaften auf Augenhöhe gestattet und die gegenüber freiheitlichen Demokratien teilweise sogar regelrecht feindselige Züge trägt.

All das sorgt für einen enormen Hunger nach Metallprodukten – den China selbst stillen möchte. Außerdem will das Land mittelfristig in jeglicher Hinsicht die wirtschaftlich bedeutendste Nation der Erde werden.

Das alles wäre für die metallverarbeitende Industrie nicht ein solcher Faktor, wenn der Westen nicht weiterhin eine äußerst ambivalente Rolle einnehmen würde.

  • Einerseits ist es beinahe undenkbar, China als Handelspartner zu ignorieren – eine Herausforderung für die Gegenwart.
  • Andererseits jedoch tendiert China offen dazu, wirtschaftliche Beziehungen auszunutzen, um Wissen abzuschöpfen, um es selbst zu nutzen – eine Herausforderung für die mittelfristige Zukunft.

Für den Westen ist dies in der bisherigen Konstellation ein Lose-Lose-Szenario, bei dem sich nur der Zeitraum unterscheidet.

Das Einzige, was China aus heutiger Sicht bremsen könnte, ist die unvorhergesehen schwache Leistung seines Partners Russland bei dessen Angriffskrieg in der Ukraine. Durch die extrem potenten Sanktionen wird Russland völlig ungeachtet des weiteren Kriegsverlaufs und -ausgangs auf viele Jahre enorme wirtschaftliche Probleme erleiden. Für China kommt dieser Krieg zur Unzeit – was sich mitunter für die westliche Wirtschaft noch als Vorteil herausstellen könnte. Hier spielt nicht zuletzt Chinas künftige Haltung zu seinem bisher so bedeutenden Partner Russland eine sehr wichtige Rolle: Das Land steht vor nicht weniger als der Entscheidung

  • entweder weiterhin zu Russland zu stehen, dadurch aber Probleme mit den globalen Märkten zu bekommen oder
  • Russland als strategischen Partner fallenzulassen, dadurch aber einen wichtigen (wirtschaftlichen und militärischen) Verbündeten und Zugang zu den östlich des Urals gelegenen Rohstoffen zu verlieren.

Von der Entscheidung wird die hiesige metallverarbeitende Industrie ebenso betroffen sein wie jede andere – in jedem Land. Aktuell steht die Welt deshalb vor einem möglichen Paradigmenwechsel mit bislang völlig unvorhersehbarem Ausgang. Nicht zuletzt, weil der Westen durch den Krieg einen neu erstarkten Zusammenhalt gefunden zu haben scheint.

2. Ein kostspieliges, herausforderndes Gründungsumfeld

In der gesamten Metall- und Elektroindustrie sind die Insolvenzzahlen schon seit Jahren erfreulich niedrig. Dem gegenüber steht jedoch ein weit weniger erfreulicher Faktor: Das gesamte produzierende Gewerbe stellt im Gründungsgeschehen eine beinahe vernachlässigbare Position dar. 2020 beispielsweise entfielen gerade einmal 13 Prozent aller Gründungen auf dieses Gewerbe – von dem die Metallverarbeitung wiederum nur einen weiteren prozentualen Anteil hat.

Der dahinterstehende Grund ist einer, der sich durch die Natur des Geschäfts kaum lösen lässt: Metallverarbeitung setzt zu einem sehr großen Anteil auf maschinelle Methoden. Ganz gleich, ob es sich um Ofenstraßen zur Wärmebehandlung handelt, um CNC-Fräsen, Biegemaschinen oder ähnliches Gerät. Hinzu kommt eine hohe Bedeutung von Verbrauchsmaterialien. Eine einzelne Bandsäge etwa benötigt eine ganze Reihe von verschiedenen Blättern – sowohl, um verschiedene Metalle bearbeiten zu können als auch, um trotz Verschleiß durchgehende Produktionen sicherzustellen. Zudem muss hier alles in Industriequalität vorhanden sein.

Das bedeutet letztlich nichts anderes, als die Notwendigkeit, enorme Geldmittel für eine Gründung und den laufenden Betrieb zu benötigen. Neugründungen sind bereits deshalb eher selten. Außerdem sind viele wichtige Investoren gerade beim Thema Metall zögerlich, weil es so viele Faktoren gibt, die eine langfristige Zukunftsfähigkeit – zumindest in Deutschland und Europa – in Frage stellen könnten. Auf diese gehen wir in den folgenden Kapiteln noch gesondert ein.

3. Hohe Investitionskosten für Modernisierungen

Dementsprechend stellt sich die Situation ähnlich bei bestehenden Betrieben dar. Gerade die metallverarbeitende Industrie ist durch ständig wechselnde Ansprüche an ihre Produkte geprägt. Erneut muss hierbei wieder China genannt werden. Durch seine Qualitätsoffensive hat das Land weiterhin immer noch den Vorteil der günstigeren Lohnstückkosten. Gleichsam verlagert das Land seine Industrien immer stärker in hochmoderne, zutiefst digitalisierte Unternehmen.

Dies bringt westliche Unternehmen unter einen immer stärkeren Zugzwang. Sie müssen in der metallverarbeitenden Industrie modernisieren, um weiterhin in qualitativer Hinsicht die Oberhand zu behalten. Gleichsam zwingt der immer größere Anteil der schnelllebigen Digitaltechnik dazu, in vergleichsweise kurzen Abständen modernisieren zu müssen.

Vor nicht allzu langer Zeit war beispielsweise eine klassische Blechprägemaschine eine Investition, die bei guter Pflege jahrzehntelang genutzt werden konnte. Heute hingegen, wo selbst in der Industrie digitale Produkte teilweise im Jahrestakt durch Neuentwicklungen abgelöst werden, würde dieselbe Maschine andauernde und kostspielige Upgrades benötigen, um weiterhin zeitgenössische Produktionen zu ermöglichen.

Diese Investitionskosten für Modernisierungen schmälern die Gewinnmargen. Ihr einziger Vorteil ist eine immer stärkere Unabhängigkeit von menschlichen Bedienern. Das jedoch wirft gleichzeitig neue Herausforderungen auf und kann eine andere abschwächen:

4. Einflüsse durch den demographischen Wandel

2,1 Kinder pro Frau sind nötig, um in einem Land ein ausgeglichenes Bevölkerungssaldo zu unterhalten. In Deutschland waren es 2020 jedoch nur 1,53 Kinder und damit noch weniger als der EU-Schnitt. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Phase, in der die Lebenserwartung mit jedem neuen Jahrgang beträchtlich steigt. Im Klartext: Die hiesige Bevölkerung altert. Und zwar in einem Maß, durch das Deutschland mit einem Altersmedian von 45,7 Jahren längst zu den traurigen Top-5 der Welt zählt.

Die Folgen für die metallverarbeitende Industrie sind hochproblematisch:

  • Es gibt immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter. Dadurch steht dem gesamten Bedarf an Arbeitskräften in allen möglichen Branchen eine geringere Work Force zur Verfügung.
  • Unternehmen müssen im Kampf um Arbeitskräfte in immer stärkere Konkurrenz zueinander treten. Oft sind dafür weitere Investitionen nötig, um attraktiver für neues Personal zu sein.
  • Ältere Arbeitskräfte sind oftmals eingefahrener in ihren Arbeitsweisen und weniger flexibel, was die Fähigkeit und den Willen zu Fortbildungsmaßnahmen anbelangt.

Zudem wartet in den kommenden Jahren eine weitere enorme Herausforderung: Noch befinden sich wesentliche Teile der besonders geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge bis Anfang der 1960er im Beruf. Bis 1964 Geborene können jedoch noch unter 67 Jahren in Rente gehen. Aktuell sind es deshalb bereits die Geburtsjahrgänge der mittleren 1950er, die dafür infragekommen.

In den kommenden Jahren werden jedoch die letzten dieser Alterskohorte verrentet und somit für die metallverarbeitende Industrie nicht mehr greifbar – so sie nicht aufgrund der harten Arbeit schon früher ausscheiden.

Danach verbleibt ein Heer älterer Arbeitskräfte, das zwar immer noch einen überproportionalen Anteil hat, jedoch nochmals geringer ist: In den frühen 1960ern wurde in West- und Ostdeutschland die Pille eingeführt, wodurch diese Alterskohorten beträchtlich kleiner sind als ihre Vorgänger. Da zudem mit jedem weiteren Jahr die Geburtenraten sanken, wird sich dieses Problem ohne Fachkräftezuzug von außen deutlich verstärken.

Auf die Industrie erzeugt dies einen doppelten Druck: Sie muss hier ebenfalls modernisieren, um weniger personalintensiv zu werden. Zwar ist dies aufgrund der Alterskohorten gut vorhersehbar, kommt aber dennoch für viele Betriebe zu einem schlechten Zeitpunkt – hier muss wiederum auf die chaotische Situation in Folge der Pandemie verwiesen werden.

5. Der Nachwuchsmangel losgelöst von der Demographie

Schon der demografische Wandel allein fordert die metallverarbeitende Industrie immens heraus und zwingt sie, ihre Betriebe durch entsprechende Techniken weniger personalintensiv zu machen. Erschwerend kommt jedoch noch eine andere Form von Nachwuchsmangel hinzu: Der Berufsweg, den heute junge Menschen einschlagen.

  • Mit praktisch jedem Jahrgang steigt die Zahl junger Menschen, die studieren, während die Zahl derjenigen sinkt, die eine klassische Ausbildung anstreben. Zum Wintersemester 2020/21 waren hierzulande 2,94 Millionen Studierende immatrikuliert, ein neuer Rekord. Dem gegenüber standen nur 1,29 Millionen Auszubildende aller Lehrjahre – und aller Berufe.
  • Unter den beliebtesten Ausbildungsberufen finden sich nur recht wenige, die in der metallverarbeitenden Industrie nicht in den Bürobereich fallen, sondern in die technischen Berufe. So gab es 2020 beispielsweise nur rund 41.000 angehende Industriemechaniker/innen – wovon naturgemäß viele wiederum nicht in der metallverarbeitenden Industrie arbeiteten.
  • Generell haben alle Berufe mit Schichtmodellen unter einem Attraktivitätsverlust zu kämpfen. Dies liegt primär an den Wünschen heutiger Jugendgenerationen. Daran vermögen selbst die vorzüglichen Gehälter und sonstigen Leistungen in solchen Berufen nur wenig zu ändern – und im metallverarbeitenden Gewerbe gibt es nun einmal kaum Alternativen zur Schichtarbeit.

Die gesamte Metall- und Elektroindustrie hat den mit Abstand größten Bedarf an MINT-ausgebildetem Nachwuchs. Gleichzeitig jedoch können immer weniger junge Menschen für einen solchen Berufsweg begeistert werden. Der Engpass bei MINT-Akademikern ist dem gegenüber weniger schlimm, jedoch bereitet die Lücke bei den MINT-Auszubildenden der ganzen Industrie große Sorgen.

Hier muss zudem letztlich die echte und gefühlte Zukunftsperspektive betrachtet werden: Viele junge Menschen sind der Ansicht, klassische Industrien seien in westlichen Nationen auf dem absteigenden Ast – entweder durch generelle gesellschaftliche Wandlungsprozesse oder umweltpolitische Gründe. Entsprechend zögerlich sind viele, einen Beruf einzuschlagen, der zwar jetzt händeringend nach Arbeitskräften sucht, doch vielleicht schon in einigen Jahren ins Ausland abwandern könnte.

Leider, das zeigen Umfragen, herrscht hier unter Jugendlichen sehr viel Un- und Halbwissen vor, das aus verschiedenen Quellen zwischen Eltern, Lehrern und den Medien vermittelt wird. Ändern ließe sich dies nur durch umfassende und koordinierte Aufklärungskampagnen.

6. Energieverbrauch und Schadstoffemissionen

Das Herstellen von Metallen zu Halbzeugen und deren Weiterverarbeitung zu einem fertigen Endprodukt benötigt aus physikalischen Gründen enorm viel Energie. Wenn beispielsweise Bleche geglüht werden müssen, um einen bestimmten Härtegrad einzustellen, dann gibt es schlicht keine mögliche Alternative zum Erhitzen des Materials auf hunderte Grad Celsius – ganz gleich, was der dafür genutzte Energieträger ist.

Direkt nach der chemischen ist deshalb die metallerzeugende und -verarbeitende Industrie der größte gewerbliche Verbraucher von Energieträgern Deutschlands. Rein auf die energetische Verwendung von Energieträgern bezogen – also nicht nur als Ausgangsmaterial – ist Metall sogar führend.

Dieser Verbrauch lässt sich nur durch kostspielige Investitionen reduzieren. Gleichsam gibt es jedoch naturgemäß eine physikalische Grenze, die sich nicht unterschreiten lässt. Von ebenfalls großer Bedeutung ist hier der Energieträger Erdgas. Bei diesem kommt jedoch jüngst erneut der Ukrainekrieg ins Spiel: Wie sich die diesbezüglichen Preise angesichts der Sanktionierung Russlands auswirken werden, wird sich erst in naher Zukunft zeigen. Bei vielen Unternehmen herrscht deshalb Angst. Das Beispiel der Lech-Stahlwerke bei Augsburg, die aufgrund gestiegener Strompreise kürzlich die Produktion stoppen mussten, liegt derzeit schwer auf den Entscheidern der Branche.

Zudem muss dem reinen Energieverbrauch noch die Schadstoffemission aufaddiert werden. Zwar hat es hierbei die metallerzeugende Industrie deutlich schwerer, jedoch ist die -verarbeitende Industrie aufgrund ihres Energieverbrauchs ebenfalls nicht unbetroffen.

Beides sorgt letztlich für zweierlei Herausforderungen:

  • Das gesamte Thema Metall wird in Deutschland und Europa immer teurer und
  • es wird von verschiedenen Seiten aufgrund des Energieverbrauchs und der Schafstoffemissionen unter dem Eindruck der Klimakrise immer kritischer betrachtet.

7. Stark erhöhte Rohstoffpreise

Eisen und damit die wichtigste Grundlage für Stahlprodukte gehört zu den häufigsten Elementen in der Erdkruste. Kaum anders sieht es bei den Ausgangsmaterialien vieler anderer Metallwerkstoffe aus. Das Problem daran: Längst nicht alles ist gleichmäßig auf die Erdoberfläche verteilt.

Wie schon so oft in der Weltgeschichte ist aktuell einmal mehr ein Rohstoff ein Politikum, in diesem Fall Magnesium und damit ein besonders kritischer Rohstoff, der insbesondere bei der Herstellung von Aluminiumprodukten ein absolut unverzichtbarer Legierungsbestandteil ist. Bei der Herstellung von Legierungsstählen ist Magnesium ebenfalls wichtig, wenngleich in deutlich geringeren Mengen.

Erneut wird hierbei aktuell China zur Herausforderung für die restliche Welt. Denn China besitzt für dieses Element eine unangreifbare Oberhoheit. Von den wichtigsten produzierenden Staaten verteilten sich die Zahlen 2020 in Tonnen folgendermaßen:

 

China 856
Oman 36
USA 33
Israel 20
Kasachstan 20

Dieselbe Übermacht wie bei Stahl hat China also auch bei der Magnesiumproduktion. Tatsächlich stammen zirka 95 Prozent des in Europa verwendeten Leichtmetalls von dort.

Im Herbst 2021 jedoch drosselte China seine Produktion in der dafür wichtigen Region Shaanxi massiv. Offiziell wurde der Umweltschutz vorgegeben: Die Region müsse ihren Energieverbrauch senken. Inoffiziell vermuten einige Experten jedoch strategische Überlegungen hinter der Entscheidung.

Bereits dieses Metall hat in der Branche für eine große Herausforderung gesorgt, weil die Weltmarktpreise binnen kürzester Zeit rapide anstiegen – selbst, wenn sie sich seitdem ein wenig(!) erholt haben.

Allerdings ist das Leichtmetall nicht der einzige Rohstoff, der der metallverarbeitenden Industrie derzeit Kopfzerbrechen bereitet. Stahl selbst ist es, an dem es mangelt. Bei einer DIHK-Befragung im Spätsommer 2021 antworteten ganze 49 Prozent der befragten Unternehmen, sie seien entweder von Lieferengpässen oder Preissteigerungen beim wichtigsten industriellen Metall betroffen. Maschinen- und Metallbauer beklagten dies sogar zu 85 Prozent.

Nach China muss zudem erneut Russland genannt werden. Neben fossilen Energieträgern ist das sanktionierte Land ein nicht zu vernachlässigender Exporteur unter anderem für Stahl-Halbzeuge, Gold, Platin, Rohaluminium und Kupfer – zudem noch weitere Produkte, die indirekt für die metallverarbeitende Industrie von Bedeutung sind.

Zu den weiteren kostentechnischen Herausforderungen kommt für die Branche also noch ein erschwerter Rohrstoffzugang. Aufgrund der aktuellen geopolitischen Situation ist hier völlig offen, wie es weitergehen wird.

8. Steigender Einsatz alternativer Materialien

Erst waren Wasserrohre in Gebäuden aus Blei. Dann wurden über viele Jahrzehnte ausschließlich Stahl und Kupfer genutzt – immer konnte die metallverarbeitende Industrie profitieren. Doch schon seit einigen Jahren erfolgt eine immer stärkere Ablösung durch thermoplastische Kunststoffe. Gut für die diesbezügliche Industrie, ein Problem für Metall.

Dieses Beispiel steht nicht für sich allein. Es gibt viele solcher Fälle. Etwa Fahrzeuge, die nicht mehr auf Bleche setzen, sondern Kunststoffe. Oder hochentwickelte technische Keramiken als Ersatz für klassische Stahlprodukte. Oder Kunststoffe, die zwar mit Metallen beschichtet werden, aber davon eben nur noch einen Bruchteil benötigen.

Die Herausforderung ist immer dieselbe: Die metallverarbeitende Industrie sieht sich vor einer Situation, in der es für zahlreiche Anwendungen entweder ebenso fähige Werkstoffe gibt oder sogar solche, die für die spezifischen Anforderungen sogar besser geeignet sind.

Sicherlich lässt sich in absehbarer Zeit nicht die gesamte Metallwelt durch andere Stoffe substituieren. Wohl aber wird die Bedeutung in vielen Bereichen zurückgehen und damit die sowieso schon anstrengende Situation für viele Betriebe weiter erschwert.

Fazit

Die stahl- und metallverarbeitende Industrie hat nicht mit weniger Herausforderungen zu kämpfen als die vorgelagerte -erzeugende Industrie. Insbesondere deshalb, weil beide Branchen gerade in Deutschland noch auf vergleichsweise gesunden Beinen stehen, ist es deshalb nötig, die Herausforderungen rasch anzugehen. Andere Länder zeigen: Beides kann nur dann eine echte Wirtschaftsmacht sein, wenn es miteinander verzahnt und zukunftssicher operieren kann.

Allerdings muss dies alles aktuell unter dem besonderen Eindruck des Ukrainekrieges betrachtet werden. Russlands Vorgehen hat hier für nicht weniger als eine globale Erschütterung gesorgt. Ein Beben, das nach Ansicht vieler Experten das Potenzial hat, die Karten völlig neu zu mischen – aber nicht zwingend zum Negativen für westliche und somit auch deutsche Industrien im Allgemeinen sowie die metallerzeugenden und -verarbeitenden Industrien im Speziellen.

Tatsächlich steht die Industrie so oder so an einem Scheideweg, bei dem sich erst in den kommenden Jahren zeigen wird, wie es um ihre Resilienz im Angesicht multipler globaler Herausforderungen bestellt ist.

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