Entrepreneurship fördern
Interview mit Nicolai A. J. Baum, Geschäftsführer, und Alien Reich, Key Account Manager der KAP Surface HOLDING GmbH

Wirtschaftsforum: Die KAP Surface HOLDING ist noch ein sehr junges Unternehmen der KAP-Gruppe. Wie kam es zur Gründung?
Nicolai Baum: Wir haben 2017 begonnen, das Unternehmen innerhalb der Gruppe aufzubauen, mit 0 EUR Umsatz. Das Ziel war, den Endkunden, also OEMs, Tier-1 und Tier-2 in der Automotive-Industrie sowie aus Möbelindustrie, Medizintechnik, aber auch Luft und Raumfahrt, ein Rundum-sorglos-Paket in der Galvanotechnik anzubieten. Dieses beinhaltet alle gängigen Verfahren, unter anderem dekorative Galvanotechnik mit Kupfer, Nickel und Chrom sowie Korrosionsschutz mit Zink und und Zink-Nickel, Eloxal und diversen weiteren Oberflächenveredelungsverfahren. Wir produzieren nach dem höchsten Qualitätsstandard der Branche (IATF 16949) und führen an all unseren Standorten ein aktives Umweltmanagment, welches wir zudem fremdüberwachen. Für den Kunden bedeutet das einen gewissen Mehrwert, denn er kann sich innerhalb der ganzen Gruppe auf einen gesicherten Qualitätsstandard verlassen. Er wird außerdem überregional vom selben Ansprechpartner betreut.
Wirtschaftsforum: Ihre Holding zählt bereits heute zu den zehn stärksten Unternehmen der Branche. Wie ist es Ihnen gelungen, innerhalb von drei Jahren so stark zu wachsen?
Nicolai Baum: Wir sind sogar unter den Top 3 der Branche, was das Wachstum betrifft, und das am stärksten wachsende Segment unserer Gruppe. Bereits 2017 haben wir drei Galvanikunternehmen integriert, die GtO in Sachsen sowie die Metallveredelung und Oberflächentechnik in Döbeln. Dadurch hatten wir im ersten Jahr bereits 300 Mitarbeiter – rund 800 sind in der gesamten Gruppe beschäftigt. Wir investieren stark in unsere zehn Standorte in Deutschland, Polen, Ungarn und den USA. 2020 stehen Investitionen in die leistungsfähigsten, modernsten und vollautomatischen Zink- und Zinklegierungs-Trommeln und Gestellanlagen in einem deutlich zweistelligen Millionenbetrag an. Wir wachsen also einerseits organisch. Andererseits sind wir weiterhin an Zukäufen von Galvanikunternehmen interessiert. Unser Umsatz liegt derzeit bei deutlich über 60 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Welche Unternehmen sind für Sie interessant und was bieten Sie ihnen?
Nicolai Baum: In Betracht kommen vor allem klassische Mittelständler, die Nachfolge- oder Wachstumsprobleme haben. Wir bieten ihnen die Möglichkeit zur Integration unter Beibehaltung ihrer Marke und ihrer Geschäftsführung sowie einen hohen Grad an Eigenständigkeit und Selbstverantwortung. KAP Surface bildet das Dach, unter dem Vertrieb, Einkauf und Buchhaltung zentral organisiert sind. Wir wollen Entrepreneurship fördern, Unternehmen stärken und ihnen eine Plattform bieten. Die Unternehmen erhalten einen fairen Preis und können sich an der KAP AG beteiligen. Alien Reich: Im Vertrieb legen wir viel Wert auf Key Account Management. Der zentrale Vertrieb beinhaltet auch das Marketing, also Websiteführung, Berichterstattung und Werbemittel. Wir möchten einheitlich auftreten, auch auf Messen wie der Hannover Messe. In diesem Jahr waren wir erstmals als KAP surface technologies auf der EUROGUSS in Nürnberg.
Wirtschaftsforum: Und was können die Kunden von Ihnen erwarten?
Nicolai Baum: Unser Fokus liegt auf elektrolytischer und autokatalytischer, also chemischer Beschichtung von Metallen und Leichtmetallen. Wir können im Mikrometerbereich in ganz engen Toleranzen einen hohen Korrosionsschutz aufbringen, in viel dünneren Schichten, als es durch Feuerverzinkung, Lackierung oder andere Verfahren möglich ist. Da wir an allen Standorten mit neuesten Technologien produzieren, können wir uns die Qualitäts- und Preisführerschaft auf die Fahnen schreiben und leisten mit unseren präzise aufgebrachten, mikrometerdünnen Schichten auch noch einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz, denn wir machen die Welt besser – Schicht für Schicht.
Alien Reich: Durch diesen Korrosionsschutz schonen wir nicht nur Ressourcen, sondern verlängern auch die Lebensdauer der beschichteten Teile. Da wir in der Gruppe breit aufgestellt sind und flächendeckend produzieren, können wir umfassende Leistungen aus einer Hand anbieten.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmensführung beschreiben?
Nicolai Baum: Werteorientiert. Wir sind zwar konzerngeführt, aber sehr stark mittelständisch geprägt und aufgestellt. Die Mitarbeiter fühlen sich wohl. Unser Team ist jung und dynamisch, verfügt aber gleichzeitig über einen hohen Grad an jahrzehntelanger Erfahrung. Die KAP AG gibt uns zudem viel Entscheidungsfreiheit.