Von der grauen Masse zur ästhetischen Vielfalt: Beton neu gedacht
Interview mit Alexander Bauer, Geschäftsführer der Kirchdorfer Kies und Beton GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Bauer, warum hat Beton einen schlechten Ruf in der Gesellschaft, und warum ist dieser Ruf unbegründet?
Alexander Bauer: Beton hat oft ein Imageproblem, weil er als umweltschädlich und ästhetisch unattraktiv wahrgenommen wird. Viele Menschen verbinden Beton mit grauen, tristen Gebäuden und der Vorstellung, dass seine Herstellung hohe CO2-Emissionen verursacht. Diese Wahrnehmung ist jedoch oft unbegründet. Beton ist ein äußerst langlebiger Baustoff, der über Generationen hinweg hält. Dies bedeutet, dass Gebäude und Infrastrukturen, die aus Beton gebaut sind, weniger häufig ersetzt werden müssen, was letztendlich Ressourcen spart und die Umwelt schont. Inzwischen bietet Beton auch vielfältige ästhetische Möglichkeiten. Moderne Architektur nutzt Beton nicht nur funktional, sondern auch kreativ, um ansprechende und nachhaltige Designs zu schaffen. Es ist wichtig, die positiven Aspekte von Beton hervorzuheben: Wenn er verantwortungsbewusst eingesetzt wird, stellt er eine umweltfreundliche und flexible Lösung für viele Bauprojekte dar.
Wirtschaftsforum: Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um den ökologischen Fußabdruck Ihrer Produkte aktiv zu verbessern?
Alexander Bauer: Durch die Reduzierung des Klinkeranteils im Zement, der bei hohen Temperaturen gebrannt wird und erhebliche CO2-Emissionen verursacht, können wir die Umweltbelastung verringern. Bei den großen Mengen Beton, die verwendet werden, können auch kleine Reduzierungen zu beachtlichen CO2-Einsparungen führen. Unsere Zielsetzung ist es, den Klinkeranteil in unseren Mischungen schrittweise zu reduzieren, ohne dabei die Qualität und Festigkeit des Betons zu beeinträchtigen. Zweitens verwenden wir überwiegend regionale Rohstoffe, um die Transportwege zu minimieren. Unsere Kiesvorkommen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu unseren Produktionsstätten, was nicht nur die CO2-Emissionen durch den Transport verringert, sondern auch die lokale Wirtschaft unterstützt. Darüber hinaus investieren wir in moderne Technologien und Anlagen, die energieeffizienter arbeiten und weniger Ressourcen verbrauchen. Wir prüfen kontinuierlich unsere Produktionsprozesse auf Möglichkeiten zur Optimierung und setzen auf innovative Lösungen, um den Materialverbrauch zu reduzieren. Schließlich engagieren wir uns auch in Forschungsprojekten, um neue nachhaltige Materialien und Techniken zu entwickeln, die den ökologischen Fußabdruck weiter minimieren. Durch diese Maßnahmen möchten wir sicherstellen, dass unsere Produkte nicht nur leistungsfähig, sondern auch umweltfreundlich sind.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die aktuelle Marktsituation aus, und welche Herausforderungen stehen Ihnen gegenüber?
Alexander Bauer: Die wirtschaftliche Situation im Hochbau ist zurzeit angespannt. Inflation und steigende Baukosten setzen die Branche unter Druck. Zudem gibt es Überkapazitäten am Markt, was zu einem Preisverfall führt. Trotz dieser Herausforderungen haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und sind optimistisch, dass sich die Marktsituation in den kommenden Jahren verbessern wird.
Wirtschaftsforum: Was können Sie uns über die Geschichte der Kirchdorfer Kies und Beton GmbH erzählen?
Alexander Bauer: Ursprünglich war die Firma WIBAU eine Genossenschaft, die von Baumeistern gegründet wurde, um sich selbst mit Kies und Transportbeton zu versorgen. Im Laufe der Jahre hat die Kirchdorfer Gruppe Anteile an WIBAU erworben, und mittlerweile gehören 98% der Gesellschaftsanteile dem Kirchdorfer Zementwerk, das wiederum zur Kirchdorfer Gruppe gehört – einem international aktiven Bauunternehmen mit 1.700 Mitarbeitern in 14 Ländern. Mit der Umfirmierung von WIBAU zu Kirchdorfer Kies und Beton im April 2025 haben wir einen wichtigen Schritt zur Neupositionierung des Unternehmens gemacht.
Wirtschaftsforum: Welche Meilensteine sind für die Entwicklung des Unternehmens besonders wichtig?
Alexander Bauer: Ein entscheidender Meilenstein war die Übernahme von zwei Produktionsstandorten aus der Holcim Gruppe im April 2025. Dadurch konnten wir unsere Kapazitäten erheblich erhöhen und sind jetzt unter den Top 3 im Transportbetonbereich in Oberösterreich. Diese Übernahme signalisiert nicht nur unsere Marktstärke, sondern auch unser Engagement für die Zukunft des Unternehmens.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die Zukunft der Kirchdorfer Kies und Beton GmbH?
Alexander Bauer: Unser Ziel ist es, weiter zu wachsen und unsere Position im Markt zu festigen. Wir möchten nicht nur die beiden neuen Werke integrieren, sondern auch unsere Standorte in Oberösterreich und darüber hinaus erweitern. Zudem ist es uns wichtig, die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft in Österreich zu verbessern, damit wir auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben.