Von Werten und Mehrwerten

Interview mit Markus Zebisch, Peter Doblhammer und Gerhard Schwarz Geschäftsführer der HENNLICH Group GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schwarz, vor zwei Jahren konnte HENNLICH das 100-jährige Firmenjubiläum feiern. Gab es besondere Weichenstellungen, die das Unternehmen auf den anhaltenden Wachstumskurs gebracht haben?

Gerhard Schwarz: Das Unternehmen wurde 1922 vom Urgroßvater des heutigen Eigentümers gegründet, der damals mit Bergbauprodukten handelte und einige Patente hielt. Nach dem Krieg und mehreren Umzügen ließ er sich in Schärding nieder. Eine wichtige Zäsur war die Wende 1989. Hermann Zebisch begann nach der Ostöffnung Niederlassungen in den Nachbarländern zu gründen, was der Beginn einer sehr dynamischen Expansion war.
 

Peter Doblhammer: Während der Wendezeit hat sich herausgestellt, dass wir Spezialisten auf schwierigen Märkten sind. Wir hatten schon vorher viel Know-how in Österreich aufgebaut, waren in sämtlichen Industrien vertreten. Dieses Know-how konnte fortan genutzt werden, um Länder im ehemaligen Ostblock mit Produkten und Services zu unterstützen. So sind wir gemeinsam mit unseren Lieferpartnern trotz großer Herausforderungen gewachsen. Die Märkte, in denen wir Niederlassungen gegründet haben, sind aufgrund vieler Unterschiede, was Mentalität, Wirtschaft, Sprache und Gesetze betrifft, nicht einfach; umso wichtiger ist es, in jedem Land Geschäftsführer des jeweiligen Landes einzusetzen. 

Wirtschaftsforum: Wie sieht die heutige Unternehmensaufstellung nach dieser Expansion aus? 

Peter Doblhammer: Die Gruppe ist in 18 Ländern vertreten und hat rund 850 Mitarbeiter; die letzte Niederlassung wurde 2022 gegründet. 

Wirtschaftsforum: Gehen Sie davon aus, dass sich das Wachstum fortsetzen wird?

Gerhard Schwarz: HENNLICH ist in den vergangenen 20 Jahren fast immer im zweistelligen Bereich gewachsen; das wird angesichts der aktuellen Weltwirtschaftslage so nicht weitergehen. Wir versuchen, über andere Kanäle Wachstum zu generieren, über neue Produkte und Entwicklungen. Realistischerweise werden die kommenden zwei, drei Jahre herausfordernd werden, aber nach jeder Krise entsteht neues Wachstum. Wir nutzen die Zeit, um uns breiter aufzustellen und neue Dinge anzustoßen und zu entwickeln.
 

Wirtschaftsforum: Sie erwähnten bereits das umfassende Know-how in den verschiedensten Industrien. Was kennzeichnet das HENNLICH-Angebot rund um Industrietechnik? 

Peter Doblhammer: Unser Ziel ist, mit Produkten, die Mehrwert bieten, Servicepartner für die Industrie zu sein; das ist der rote ­Faden unserer Firmenstrategie. Wir sind spezialisiert auf Produkte, die Beratung brauchen; es geht nicht um Katalogprodukte, sondern um Lösungen, um beratungsintensive Nischenprodukte. Mein Fokus liegt beispielsweise auf Komponenten für den Anlagen- und Maschinenbau. Das Produktspektrum ist übrigens zu 70 bis 80% in allen Ländern identisch. Weil die Produkte erklärungsbedürftig sind, setzen wir beim Marketing auf Besuche bei den Kunden vor Ort. Kunden haben Ansprechpartner, die für sie immer erreichbar sind. Dieser face-to-face-Aspekt spielt in unserer Philosophie eine große Rolle. 

Gerhard Schwarz: Mit unserem Produktspektrum gehen wir stark in Richtung Systemtechnik und erarbeiten gemeinsam mit Kunden und Lieferanten Lösungen. 

Wirtschaftsforum: Lösungsanbieter sein und Produkte mit Mehrwert bieten – ist das der Schlüssel zum Erfolg? 

Markus Zebisch: In einem Workshop ist vor drei Jahren herausgekommen, dass es viele Mikroidentifikationen im Unternehmen gibt. Wir sind überall gut gewesen, aber wichtiger ist eine Botschaft, die über alle Bereiche hinweg geht – wir sind die Mehrwert-Macher. Dieser Slogan sagt alles. Überall, wo wir tätig sind, liefern wir Lösungen für Kunden. Kunden erhalten sorgfältig ausgewählte Produkte, die Mehrwert bieten; zum Beispiel was den Service, die technische Auslegung oder den Kontakt zu Lieferanten betrifft.

Peter Doblhammer: Der Erfolg hängt nicht zuletzt von unseren Mitarbeiten ab, die hier noch einen Namen haben und keine Nummer sind. Mit Menschlichkeit und Werten kann man viel erreichen. Für uns geht der Mehrwert damit nicht nur in Richtung Kunde, sondern auch in Richtung Mitarbeiter.

Peter Doblhammer: Der Erfolg hängt nicht zuletzt von unseren Mitarbeiten ab, die hier noch einen Namen haben und keine Nummer sind. Mit Menschlichkeit und Werten kann man viel erreichen. Für uns geht der Mehrwert damit nicht nur in Richtung Kunde, sondern auch in Richtung Mitarbeiter. 

Markus Zebisch: Diese wertbasierte Führung zieht sich durch die gesamte Führung. Auch wenn die Durchsetzung immer von der jeweiligen Geschäftsführung abhängt, steht das ­Menschliche grundsätzlich weit oben. In Ungarn und Bulgarien sind beispielsweise neue Firmengebäude entstanden, die nach modernsten Standards ausgestattet sind und mit ihrer Atmosphäre ein Wohlfühlklima erzeugen. Wir haben viele Visionen und Ideen und sehen, dass das HENNLICH-System funktioniert. Deshalb werden wir auch künftig am Konzept des technischen Handels mit Mehrwert festhalten, unser System skalieren und international ausbreiten. Momentan beschäftigen wir uns mit der Evaluierung neuer Märkte. 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Präzision aus Metall – Wertschöpfung in Perfektion

Interview mit Rob Paulissen, Managing Director der Doesburg Components B.V.

Präzision aus Metall – Wertschöpfung in Perfektion

Vom Guss bis zum einbaufertigen Bauteil: Die Doesburg Components B.V. steht für metallurgisches Know-how, moderne Fertigung und enge Kundenbeziehungen. Das Unternehmen produziert präzise bearbeitete Gusskomponenten für Motoren, Getriebe und Fahrwerke.…

Polymer-modifizierte Bitumen (PMB) für besondere Fälle

Interview mit Nick Brouwer, Direktor der Ooms Producten B.V.

Polymer-modifizierte Bitumen (PMB) für besondere Fälle

Bitumen ist ein vielseitiges Material, das in vielen Bereichen unverzichtbar ist. Je nach Anwendung werden unterschiedliche Anforderungen an das Produkt gestellt. Um optimale Produkteigenschaften für die jeweilige Anwendung zu gewährleisten,…

Lokale Stärke, globale Vision

Interview mit Maria Wünsch-Guaraldi, CEO und Alfred Wagner, Finance Director der Sanden International (Europe) GmbH

Lokale Stärke, globale Vision

Der japanische Klimaanlagen-Spezialist Sanden navigiert in Europa mit 1.650 Mitarbeitern und 450 bis 500 Millionen EUR Umsatz durch turbulente Zeiten. Während die Automobilindustrie zwischen Elektromobilität, regulatorischen Unsicherheiten und chinesischer Konkurrenz…

Spannendes aus der Region Schärding

Vom Garagenprojekt zum Global Player

Interview mit Werner Steininger, Geschäftsführer der WesttecH Maschinenbau GmbH

Vom Garagenprojekt zum Global Player

Die WesttecH Maschinenbau GmbH ist mehr als ein Hersteller von Forst- und Baumpflegemaschinen – sie ist ein Pionier in der Entwicklung einfacher, aber hochwirksamer Lösungen für globale Herausforderungen. Gegründet aus…

Die Zukunft des Lagerwesens

Interview mit Ing. Alfred Altmann, Geschäftsführer der SIBA System Integration GmbH

Die Zukunft des Lagerwesens

Seit mehr als zwei Jahrzehnten steht die SIBA System Integration GmbH mit ihrem Fokus auf vollautomatische Hochregallager an der Spitze der Zeit. Doch in einer Ära der Globalisierung und der…

„Die Logistik war schon immer ihrer Zeit voraus“

Interview mit Alfred Altmann, Geschäftsführer der Siba System Integration GmbH

„Die Logistik war schon immer ihrer Zeit voraus“

In der Welt der Logistik gibt es keine Lösungen von der Stange, fasst Alfred Altmann, Geschäftsführer der Siba System Integration GmbH, eine zentrale Herausforderung seines Unternehmens zusammen, das seit über…

Das könnte Sie auch interessieren

Sicherheit in Reinform

Interview mit Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH

Sicherheit in Reinform

„Love it, change it or leave it.“ Dieses von Henry Ford stammende Zitat ist für Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH aus Aachen, ein wichtiger Leitspruch. In dem auf…

„Ohne Biomasse wird es nicht gehen“

Interview mit Rainer Poll, geschäftsführender Gesellschafter der Bernhard Poll Schornsteintechnik GmbH

„Ohne Biomasse wird es nicht gehen“

Die Bernhard Poll Schornsteintechnik GmbH aus Dörpen im Emsland ist Spezialist für moderne Abgassysteme und Schornsteintechnik. Das Unternehmen verbindet dabei handwerkliche Tradition und technologische Innovationskraft. Rainer Poll, geschäftsführender Gesellschafter und…

Kunden zu Fans machen

Interview mit Sebastian Lauer, Gesellschafter und Marius Ollinger, Gesellschafter der ZAHL Gebäudetechnik KG

Kunden zu Fans machen

„Wir wollen Kunden zu Fans machen“ – mit dieser Philosophie führt Marius Ollinger seit 2019 das saarländische Familienunternehmen ZAHL Gebäudetechnik durch unbeständige Zeiten. Vom politisch getriebenen Heizungsboom bis zur aktuellen…

TOP