Mit Schokolade Grenzen überwinden

Interview mit Tobias Goßens, Geschäftsführer der Rotstern Schokoladen GmbH & Co. KG/Argenta Schokoladenmanufaktur GmbH

Die Schokoladenmanufakturen Rotstern und Argenta zählen zu den traditionsreichsten Marken im Osten Deutschlands. Mit einem starken Qualitätsversprechen, einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und frischem Markenauftritt will Geschäftsführer Tobias Goßens den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen – auch über die historischen Grenzen hinaus. „Die Produkte haben mich positiv angefixt“, sagt der CEO der United Chocolate GmbH, zu der Rotstern Schokoladen GmbH & Co. KG sowie die Argenta Schokoladenmanufaktur GmbH gehören. „Ich liebe Lebensmittel – und diese Schokolade ist wirklich besonders.“ 

Handwerk statt Massenware

Was beide Marken von vielen Wettbewerbern unterscheidet, ist die Kombination aus industrieller Produktion und hohem Manufakturcharakter. „Wir produzieren in Kleinserien mit viel Handarbeit – das macht unsere Produkte hochwertig, auch wenn es betriebswirtschaftlich nicht immer der einfachste Weg ist“, so Tobias Goßens. Die Mitarbeiter seien hoch qualifiziert, die Fluktuation niedrig. Ein wertvolles Gut in Zeiten des Fachkräftemangels.

Zusätzlich setzen beide Marken auf Kleinserienfertigung mit starkem Fokus auf hochwertige Rohstoffe. „Wir verzichten in unseren Nougatprodukten komplett auf Palmöl oder andere Ersatzfette. Unsere Schokolade ist keine Compoundmasse – sie enthält beste Kakaobutter“, erklärt Tobias Goßens. Diese Qualität hat ihren Preis – besonders in Zeiten explodierender Rohstoffkosten. Doch an der Rezeptur oder der Grammatur wurde nicht geschraubt. „Wir machen keine versteckten Preiserhöhungen“ so der Geschäftsführer. „Unsere Produkte sind heute genauso hochwertig wie vor zwei Jahren – und das schmeckt man auch.“

International vertreten 

Im Private Label-Geschäft sind Rotstern und Argenta auch international vertreten – teils sogar in den USA und China. Doch unter eigenem Markennamen ist der Schritt gen Westen bislang nicht nachhaltig gelungen. „Das ist frustrierend, weil es nichts mit Qualität oder Preis zu tun hat, sondern mit Historie und Sichtbarkeit“, sagt Tobias Goßens. „Dabei könnten unsere Produkte längst bundesweit – und darüber hinaus – punkten. Unsere Sandmann-Schokoladenprodukte von Rot-stern, die Nougat-Tüten oder die Apfelsinen-Zitronen-Schnitten von Argenta sind echte Highlights. Wer sie einmal probiert hat, bleibt dabei.“ 

Rebranding und Social Media 

Um diese Hürde zu überwinden, setzt das Unternehmen nun verstärkt auf Markenkommunikation. „Wir überarbeiten derzeit unser gesamtes Verpackungsdesign – nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich“, erklärt Tobias Goßens. „Der Mehrwert unserer Produkte soll direkt auf der Verpackung erkennbar sein.“ Parallel dazu wird die Präsenz in den sozialen Medien ausgebaut. Während Argenta dort bereits aktiv ist, soll nun auch Rotstern systematisch in die Kommunikation eingebunden werden. Der Plan scheint aufzugehen: „Innerhalb von nur drei Wochen haben wir bereits eine Reichweite von 13.000 erzielt – und das ohne große Werbebudgets“, berichtet Tobias Goßens. Neben Facebook und Instagram wird auch TikTok bespielt, zunehmend aber auch YouTube, das sich in der jüngeren Zielgruppe als unterschätztes Format mit hohem Potenzial entpuppt. Ziel ist es, mehr Sichtbarkeit für die Marken zu schaffen – nicht nur im Osten, sondern deutschlandweit.

Internationaler Erfolg, lokale Produktion

So regional die Markenwahrnehmung auch ist – produziert wird für die ganze Welt. „Im Ausland sind wir stark im Private Label-Bereich unterwegs. Unsere Produkte findet man unter anderem im Vereinigten Königreich, in den USA und sogar in China“, so Tobias Goßens. Unter eigenem Namen allerdings noch nicht. Ein globales Brandbuilding sei derzeit nicht geplant. Stattdessen setzt man auf den Ausbau bestehender Handelsbeziehungen und zieht für 2025 eine verstärkte Messepräsenz in Betracht – auch international, etwa bei der PLMA in Amsterdam. Die Produktion selbst bleibt dabei in Ostdeutschland. „Der Kakao kommt aus Afrika, die Haselnüsse aus der Türkei – wie bei allen anderen auch. Unsere Maschinen sind international – nur der Standort ist eben Weißenfels“, betont Tobias Goßens. Dass dies noch immer ein Ausschlusskriterium für westdeutsche Handelsketten sein kann, empfindet er als bedauerlich. „Es ist verrückt, dass die Herkunft innerhalb Deutschlands eine Rolle spielt, obwohl die Qualität über jeden Zweifel erhaben ist.“


Auch in Sachen Nachhaltigkeit und Verantwortung ist das Unternehmen breit aufgestellt. Zertifizierungen wie Fairtrade, Rainforest Alliance oder RSPO gehören zum Standard, je nach Kundenanforderung sogar Halal oder Koscher. „Wir reagieren flexibel auf die Wünsche des Handels – und haben intern die Voraussetzungen dafür geschaffen“, erklärt der Geschäftsführer. Ein eigener Onlineshop ist aktuell nicht geplant – doch rund 80% des Sortiments sind über spezialisierte Onlinehändler erhältlich.


Für Tobias Goßens und sein Team steht eines im Fokus: „Wir wollen mit unseren Marken endlich die Wahrnehmung erhalten, die sie verdienen. Unsere Produkte sind ehrlich, hochwertig und mit viel Liebe gemacht – jetzt müssen wir nur noch den Rest der Republik davon überzeugen.“

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