Naturziegel für ein angenehmes Wohngefühl

Interview mit Johannes Stengel, Geschäftsführer der Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG

Das Ziegelwerk Stengel kann seine Geschichte bis ins Jahr 1590 zurückverfolgen und wird heute in der 17. Generation von Johannes Stengel geführt. „Ich bin im Ziegelwerk aufgewachsen“, sagt der Geschäftsführer. „Es stand für mich nie in Frage, dass ich eines Tages die Leitung übernehmen würde. Ich bin mit Vollblut dabei.“

Moderne Produktion...

Obwohl Ziegel ein Baumaterial mit sehr langer Tradition sind, sehen moderne Ziegel ganz anders aus als solche, die vor 400 Jahren hergestellt wurden. „Sowohl mein Vater als auch mein Großvater haben die Weichen für den heutigen Erfolg des Unternehmens gestellt“, weiß Johannes Stengel. „Schon 1936 wurde eine neue Fabrik in Donauwörth von meinem Opa gebaut. 1975 konnten wir zudem einen Standort in Neuburg erwerben.“

Heute produziert das Unternehmen an insgesamt zwei Standorten und beliefert hauptsächlich Kunden innerhalb eines Umkreises von 150 km.

...für eine moderne Produktvielfalt

„Früher gab es in jedem Dorf eine Ziegelei, und die Herstellung von Ziegeln war sehr arbeitsintensiv“, beschreibt Johannes Stengel. „Heute ist die Herstellung weitestgehend automatisiert.“ Moderne Ziegel werden in einem endlosen Strang durch ein Mundstück extrudiert, und dann geschnitten. Sie haben innen eine wabenförmige Struktur, die sowohl materialsparend ist als auch bessere Produkteigenschaften sichert.

„Schallschutz, Wärmeschutz und Statik sind die Hauptanforderungen, die ein Ziegel erfüllen muss“, so Johannes Stengel. „Besonders im Hinblick auf die neuesten Anforderungen beim energieeffizienten Bauen haben wir innovative Produkte entwickelt.“

Hybrid Produkte

Hierzu zählen Hybrid-Ziegel, die schon werkseitig mit Dämmstoff gefüllt werden. „Diese Hybrid-Lösung haben wir in einem Verbund mit vier weiteren familiengeführten Ziegelwerken entwickelt“, erklärt Johannes Stengel. „Hiermit waren wir mit die ersten, die so ein Produkt hatten.“

„In den letzten 20 Jahren haben wir unseren Energieverbrauch um 20% gesenkt.“ Johannes StengelGeschäftsführer
Johannes Stengel, Geschäftsführer der Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG

Das Unternehmen verspricht sich einen großen Erfolg mit diesen Ziegeln. Doch Ziegel liegen besonders seitens der Politik nicht im Trend. „Die Holzbauweise wird zurzeit stark von der Politik hochgehandelt, da sie als ökologischer gesehen wird“, bemerkt Johannes Stengel. „Dabei ist der CO2-Bilanz von Ziegeln auf der Dauer sogar besser als bei Holz.“

Vielfältige Vorteile

Der Geschäftsführer weist auf weitere Vorteile der Massivbauweise hin: „Der Massivbau ist hochwertiger und flexibler. Der nachträgliche Um- oder Ausbau ist viel leichter. Insbesondere unsere Hybrid-Ziegel sind sehr platzsparend, da keine zusätzliche Dämmung erforderlich ist. Da Ziegel die Fähigkeit haben, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben, ist das Raumklima bei atmenden Naturziegeln angenehmer.“

Diese Vorteile zu kommunizieren, gilt als Hauptaufgabe in der nächsten Zeit. „Zurzeit gibt es einen großen Hype um den Holzbau. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass die lebenslange CO2-Belastung bei Ziegeln etwa gleich hoch ist“, betont Johannes Stengel. „Das müssen wir in Zukunft besser kommunizieren. Dies versuchen wir durch Lobby-arbeit über unseren Verband zu erreichen.“

Zukunftsthema CO2

Johannes Stengel sieht das Thema CO2 als seine größte Herausforderung für die Zukunft: „Jede Generation hat seine Herausforderungen. Die Digitalisierung und Energieeffizienz war das große Thema der letzten zehn Jahre. Das haben wir sehr gut gemeistert. In dieser Zeit haben wir ein neues EDV- und ERP-System eingeführt und in Produktionsroboter investiert, die es uns ermöglichen, kostengünstig zu produzieren.“

Das Unternehmen produziert 120.000 t gebrannte Ziegel pro Jahr – ausreichend für bis zu 1.500 Einfamilienhäuser. „Unser Produkt ist sehr energieintensiv“, sagt Johannes Stengel. „In den letzten 20 Jahren haben wir unseren Energieverbrauch um 50% gesenkt und sind bereit, auf Wasserstoff umzusteigen, wenn dieser wirtschaftlich produziert werden kann.“ Als frischgebackener Familienvater freut sich Johannes Stengel, wenn die 18. Generation eines Tages die Erfolgsgeschichte fortführt.

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