„Natürlich besser bauen“: Ein Baustoffhersteller setzt auf Nachhaltigkeit
Interview mit Christiane Stockinger und Karl Minichmair, Geschäftsführer der HASIT Trockenmörtel GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Stockinger, HASIT umschreibt seinen Anspruch als Unternehmen mit dem Slogan ‘Natürlich besser bauen’. Wodurch genau zeichnet sich diese Zielsetzung aus?
Christiane Stockinger: Schon lange bevor das geflügelte Wort Nachhaltigkeit en vogue geworden ist, haben wir uns als Hersteller von Trockenmörtelbaustoffen bereits möglichst umweltschonenden Herstellungsprozessen verschrieben. Sofern technisch machbar, basieren unsere Produkte dabei vorwiegend auf natürlichen Rohstoffen. Gleichzeitig stehen wir als Premiumanbieter für ein qualitativ besonders hochwertiges Sortiment.
Wirtschaftsforum: Dabei stehen Mörtel und ähnliche Bau- und Dämmstoffe wegen einer bisweilen problematischen CO2-Bilanz mitunter in der Kritik. Warum ist das bei HASIT anders?
Karl Minichmair: Auch wir setzen natürlich Rohstoffe wie Zement als Bindemittel ein, weil es dazu noch nicht in allen Bereichen verlässliche Alternativen gibt. Doch auch an dieser Stelle haben wir in den letzten Jahren zahlreiche Bemühungen unternommen, um den Einsatz dieser Rohstoffe so weit wie möglich zu reduzieren und unseren Bedarf an Primärenergie entsprechend zu drosseln. Zu diesem Zweck haben wir in unserem Unternehmen eine detaillierte Nachhaltigkeitsstrategie ausgearbeitet, um unsere Erfolge bei der Minimierung unseres CO2-Footprints erfassen und weitere Maßnahmen konsequent vorantreiben zu können.
Wirtschaftsforum: In ähnlicher Weise sind auch manche Dämmstoffe wegen einer problematischen Nachhaltigkeitsbilanz in Verruf geraten.
Karl Minichmair: Dabei gibt es viele umweltschonende Alternativen zum oftmals eingesetzten Wärmedämmverbundsystem, mit denen sich der Energiebedarf eines Gebäudes zuverlässig standardkonform reduzieren lässt, beispielsweise mithilfe unserer Dämmputze auf ökologischer Basis. Die Ertüchtigung des Immobilienbestandes sowie hohe energetische Standards beim Neubau sind und bleiben schließlich ein wichtiger Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele.
Wirtschaftsforum: War diese umfassende Ambition für eine möglichst positive Nachhaltigkeitsbilanz schon immer ein zentraler Bestandteil der DNA Ihres Unternehmens?
Christiane Stockinger: Das ist eher ein längerer Entwicklungsprozess gewesen, der sich über viele Jahre gezogen hat und natürlich noch nicht zu Ende ist. HASIT ist seit über 50 Jahren in der Baustoffbranche aktiv – und in der Anfangszeit unserer Historie waren Ökobilanz und Nachhaltigkeit in unserem Wirtschaftssegment allenfalls eine Randnotiz. Inzwischen hat man jedoch verstanden, dass es zwischen Energie- und Geldsparen nicht unbedingt einen Trade-off geben muss, sondern dass sich idealerweise beide Ziele perfekt miteinander vereinbaren lassen, sodass ich unsere Ambition bei der Nachhaltigkeit auch keinesfalls im Widerspruch zu meiner Aufgabe als Kaufmännische Geschäftsführerin sehe.
Wirtschaftsforum: Worin bestand der erste große Schritt auf dem Weg zu einer besseren Ökobilanz?
Christiane Stockinger: Schon 2014 haben wir bei HASIT ein Energiemanagementsystem etabliert, um an vielen unterschiedlichen Stellen in unserem Unternehmen aktiv zu werden. Einer unserer energieintensivsten Prozesse besteht beispielsweise in unseren Sandtrocknungsverfahren; durch verschiedene Maßnahmen konnten wir in den vergangenen acht Jahren hierbei zahlreiche Kilowattstunden Strom einsparen, was sich auch finanziell mit einer Ersparnis von etwa drei Millionen EUR bemerkbar machte.
Die Umgestaltung unserer technischen Prozesse wird dabei von allgemeinen Maßnahmen in unserem Unternehmen flankiert, in deren Rahmen wir auch die Beheizung und Kühlung unserer Büroräume optimieren konnten und ferner konsequent Kompensationsmaßnahmen für den von uns tatsächlich verursachten CO2-Ausstoß betreiben. Mittlerweile hat diese Entwicklung in unserem Unternehmen eine Dynamik erreicht, der sich alle Mitarbeiterinnen mit großem Engagement angeschlossen haben, was uns auf diesem Weg natürlich weitere wertvolle Impulse gibt.
Wirtschaftsforum: Neben der Herstellung von Produkten für den breiten Markt in der Bauindustrie steht HASIT auch für maßgeschneiderte Lösungen bei Einzelobjekten, in deren Rahmen Sie mit Architekten und Planern zusammenarbeiten. Wo befinden sich bei diesem Geschäftsfeld die besonderen Herausforderungen?
Karl Minichmair: Im Renovierungsbereich und in der thermischen Sanierung liegt schon lange eine zentrale Kernkompetenz unseres Unternehmens, wobei unsere Expertise gerade bei besonders exponierten Objekten gefragt ist, etwa bei den aktuellen Instandhaltungsarbeiten an der Bauhaus-Universität in Weimar, einem Gebäudekomplex, der auch einen außerordentlichen kunsthistorischen Wert aufweist. Die Sanierung ist bei derartigen Objekten immer ein sehr komplexes Thema, weil schlicht nicht pauschal prognostiziert werden kann, wie eine jahrzehnte- oder bisweilen gar jahrhundertealte Bausubstanz auf moderne Materialien und Baustoffe reagieren wird. Hier sind ausgiebige Tests nötig, um Erfahrungswerte zu sammeln, bis schließlich eine zielgerichtete Lösung erarbeitet und dann auch umgesetzt werden kann.
Gerade bei denkmalgeschützten Objekten ist ferner natürlich eine entsprechende bauliche Authentizität wichtig: Auf ein 500 Jahre altes Schloss können Sie nicht einfach einen modernen Gipsputz auftragen. Wir unterstützen schon früh bei der technischen Planung und energetischen Berechnung, damit die Gebäude am Schluss nicht nur in einer ansprechenden Ästhetik erstrahlen, sondern beispielsweise als moderne Präsentationsräume auch einen sinnvollen Zweck erfüllen können. Besonders wichtig ist für uns an dieser Stelle auch die beständige Erforschung neuer Methoden und Baustoffe, die wir als Teil der FIXIT-Gruppe zusammen mit zahlreichen weiteren Unternehmen konsequent vorantreiben.