Den Wandel begleiten, den Wandel gestalten
Interview mit Florian Weil, Bereichsleiter Entwicklung & Innovation und Moritz Weil, Leiter Organisationsentwicklung & Strategie und Wolfgang Weil, CEO der Weil Technology GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Weil, Sie haben das Unternehmen 1988 gegründet. Seitdem hat die Weil Technology sich zu einem international gefragten Technologiepartner im Bereich der Blechbearbeitung entwickelt, der heute an den Produkten von morgen arbeitet. Gab es in der Geschichte besondere Zäsuren, die das Unternehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist?
Wolfgang Weil: Die Gründung 1988 stand unter dem Einfluss der deutsch-deutschen Wiedervereinigung; damals waren Rohre für Hitzesysteme sehr gefragt. Wir haben uns sehr schnell mit der Lasertechnik beschäftigt und Anlagen zum Laserschweißen von Edelstahlrohren im Bereich Klima-Heizung-Lüftung entwickelt. Ein weiteres Thema kam dann mit der Abgasreinigung von Dieselautos auf. 1996/98 begannen wir mit der Entwicklung von Anlagen für die Abgastechnologie und fokussierten uns auf Systeme wie Katalysatoren oder Partikelfilter. Parallel dazu konnten wir erste Anlagen für weiße Ware, konkret Waschmaschinen- und Trocknertrommeln, und Innovationen wie die erste lasergeschweißte Trommel auf den Markt bringen. Wir sind auch heute noch in dem Segment tätig, haben es aber in Richtung Geschirrspüler erweitert. Über die Abgastechnik hat sich dann das internationale Geschäft entwickelt. In Detroit etablierten wir 2005 eine Niederlassung, 2013 folgte ein Standort in China. Hintergrund war die Produktionsverlagerung vieler Kunden. Wir wollten sie begleiten, indem wir entsprechende Service- und Vertriebsorganisationen aufbauten. 2007 kam es zur Übernahme der Firma Schaal, eines ehemaligen Partners und damit eines ergänzenden Produkts zu unserer Technologie des Laserschweißens. Ein wichtiger Meilenstein war 2020 der Bau einer eigenen Entwicklungsabteilung, für die mein Sohn Florian verantwortlich ist. Hier dreht sich alles um zukunftsweisende, innovative Technologien wie die E-Mobility. Zum Jahresbeginn 2021 kam schließlich mein Sohn Moritz ins Unternehmen, der den Schwerpunkt auf die Bereiche Human Ressources und Betriebswirtschaft legt, sodass wir uns heute im Prozess der Übergabe an die zweite Generation befinden.
Wirtschaftsforum: Weil hat knapp 240 Mitarbeiter, den Hauptsitz in Müllheim, Niederlassungen in den USA und China. Was sind für Sie als Vertreter der neuen Generation aktuell besondere Herausforderungen?
Moritz Weil: Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 34 Jahren und ist damit sehr niedrig. Der Grund dafür ist das starke Wachstum der vergangenen Jahre, aber auch unser klarer Fokus auf Ausbildung. 10% der Mitarbeiter sind Auszubildende und duale Studenten. Wir sind ein technologisch ausgerichtetes Unternehmen und sehr innovationsgetrieben, deshalb brauchen wir sehr gut ausgebildete Kräfte wie Elektroniker und Mechatroniker. Diese Fachkräfte sind sehr gefragt und der Markt bietet sie nicht. Um Qualität sicherzustellen, bilden wir deshalb selber aus.
Wolfgang Weil: Das Ausbildungszentrum ist ein eigenständiger Bereich mit zwei Ausbildern. Zum Teil bilden wir auch für Fremdfirmen in der Region aus, einfach weil wir die dafür notwendige Infrastruktur haben.
Wirtschaftsforum: Neben dem Fachkräftemangel ist die E-Mobilität ein weiteres großes Thema. Der Automotive-Bereich macht aktuell 30 bis 40% am Umsatz aus. Wie geht Weil mit dem Thema alternative Antriebe um?
Wolfgang Weil: Wir sind traditionell sehr stark im Abgasbereich unterwegs. Klar ist, dass der Verbrennungsmotor keine Zukunft hat und wir die Verluste kompensieren müssen, zum Beispiel durch verstärkte Aktivitäten im Bereich Klima-Heizung-Lüftung. Unternehmen sind heute gezwungen, einen schnellen Wandel durchzuführen.
Florian Weil: Ein anderes wichtiges Thema ist Wasserstoff, vor allem für Busse, Lkw, den Offroad-Bereich und auch im Bereich Pkw. Hier bauen wir entsprechendes Know-how in der Fertigung von metallischen Bipolarplatten auf. Wir haben mit Partnern das Konsortium GERMAN FUEL CELL COOPERATION gegründet. In der Kooperation bieten wir das Wissen und die Expertise der drei Unternehmen für jeden Schritt in der Prozesskette an: Beschichten, Laserschneiden und -schweißen, Dichtheitsprüfen sowie Palettieren. Wir gehen also nicht solitär an den Markt, sondern konzentrieren uns auf unsere Stärken und unser Know-how im Laserschneiden und -schweißen der Bipolarplatten. Mit der Entwicklung und dem Bau einer eigenen Prototypenanlage für das Laserschweißen konnten wir bereits eine Vorreiterrolle in der Branche einnehmen. Damit bieten wir interessierten Kunden die Möglichkeit, ihre Bipolarplatten mit der Schweiß- und Spanntechnologie unseres Serienmoduls zu validieren. Damit schaffen wir beste Voraussetzungen für die bevorstehende Industrialisierung. Wir haben eine Strategie 2025 erarbeitet und wünschen uns bis dahin ein moderates Wachstum, das zum Teil über neue Technologien wie E-Motoren, Wasserstoff und Batterie generiert werden soll.
Wirtschaftsforum: Was sind weitere Zukunftsthemen und -herausforderungen?
Moritz Weil: Wie mein Bruder bereits sagte, gibt es eine Strategie 2025, in der es darum geht, wo wir in fünf Jahren stehen wollen. Schwerpunkt ist, den Marktwandel zu begleiten und zu gestalten. Wir wollen nicht allein auf E-Mobility setzen, sondern arbeiten unter anderem an neuen Energiespeichern wie Druckbehältern. Intern geht es um die Modularisierung von Produkten, aber auch um die Mitarbeiter der Zukunft. Wir brauchen keine neuen Kräfte, sondern wollen mit unseren Leuten die Zukunft gestalten. Die große Herausforderung ist, uns zukunftsorientiert aufzustellen; deshalb treiben wir die Digitalisierung an und setzen auf das Lean Management, um uns konsequent an der Wertschöpfung auszurichten. Wir überdenken Prozesse, führen neue Strukturen ein. Dahinter steckt ein ganzheitlicher Gedanke; Änderungen betreffen immer Personen, Strukturen und Prozesse.
Wirtschaftsforum: Was macht letztlich den anhaltenden Erfolg von Weil aus?
Wolfgang Weil: Wir bieten effektive Services und haben eine sehr gute Kundenbindung. Die Technik- und Innovationsbegeisterung auch bei unseren Mitarbeitern sorgt letztlich dafür, dass wir faszinierende Lösungen realisieren. Wir sind ein Familienunternehmen, das sehr auf persönliche Beziehungen zu den Mitarbeitern setzt und in dem Teamarbeit groß geschrieben wird. Jeder Auftrag ist für uns ein interdisziplinäres Projekt.