Starke Verbindungen, leicht getragen
Interview mit Dirk Maeyens, Sales and Marketing Director Europe der Vergokan nv
Wirtschaftsforum: Herr Maeyens, Vergokan gibt es bereits seit über 40 Jahren. Vor einiger Zeit ist das Unternehmen von Atkore übernommen worden. Was war der Hintergrund der Übernahme?
Dirk Maeyens: Wir sind seit 2018 Teil der in den USA ansässigen Atkore-Gruppe. Atkore ist ein börsennotiertes Unternehmen mit rund 5.500 Mitarbeitern weltweit und dem Schwerpunkt im Bereich der Hebelmanagementsysteme. Vergokan war ein Familienunternehmen, insbesondere in Belgien sehr bekannt. Die Familie hat 2008 an einen Venture Capitalist verkauft. Atkore war bis 2016 ausschließlich in den USA tätig und suchte nach einer Möglichkeit, in Europa Fuß zu fassen. Seit der Übernahme integriert man die inzwischen 35 Marken, die unter dem Dach von Atkore agieren, unter ʻOne Atkore’. Für den Kunden bedeutet dies einen entscheidenden Vorteil. Sie können alles unter einem Dach einkaufen.
Wirtschaftsforum: Gab es seit der Übernahme Veränderungen im Vergokan-Produktprogramm?
Dirk Maeyens: Die wichtigste Entwicklung seitdem ist sicherlich unser klickbarer Kabelkanal, den wir entwickelt haben. Damit waren wir der erste Anbieter am Markt.
Wirtschaftsforum: Was sind weitere wichtige Kategorien im Sortiment?
Dirk Maeyens: Am wichtigsten sind unsere Kabelbahnen und Kabelleiter, ebenso unsere Brandschutzsysteme. Darüber hinaus bieten wir noch Unterflursysteme, Gitterbahnen und Montagesysteme sowie Material- und Oberflächenbehandlungen.
Wirtschaftsforum: Sie sind ein produzierendes Unternehmen. Was tun Sie, um Ihren ökologischen Fußabdruck zu entwickeln?
Dirk Maeyens: Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiges Thema, für uns, aber auch für unsere Kunden. Bei uns ist Rost ein großes Thema. Rost muss man behandeln. Traditionell nutzt man dafür ein Zinkbad. Wir haben hier eine eigene Anlage, die wir stark erhitzen müssen und somit viel Energie verbrauchen. Eine umweltfreundlichere Alternative ist eine Zink-Magnesium-Legierung. Sie kommt direkt mit dem Stahl in einer Lage vom Lieferanten. Sie ist molekular und schließt den Stahl so ein, dass er nicht rostet. Man braucht weniger Zink und der Beschirmungsgrad ist gleich oder sogar besser. Wir waren einer der ersten Anbieter, die eine Zink-Magnesium-Beschichtung angeboten haben. Sie ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern bietet auch noch einen Wettbewerbsvorteil. Darüber hinaus halten wir das EcoVadis Nachhaltigkeitszertifikat. Das ist besonders hervorzuheben, da wir zu einem US-Konzern gehören. In den USA ist das Thema Nachhaltigkeit normalerweise noch nicht so wichtig. Atkore ist mit seinen Bemühungen hier weit vorne am Markt. Wir machen kein Greenwashing und streben für jedes unserer Produkte ein CO2-Zertifikat an, sodass wir die Produktion detailliert nachvollziehen können.
Wirtschaftsforum: Wie digital ist Ihr Geschäft, Ihre Branche?
Dirk Maeyens: Wir haben ein papierloses Büro. Die Stahlbranche ist eher traditionell. Wir versuchen, mit unseren Kunden so viel wie möglich digital zu arbeiten, haben EDI und ein Kundenportal, wo unsere Kunden selbst ihre Lagerbestände prüfen können. In den nächsten Monaten werden wir ein komplettes Ordermodul einführen. Auch in der Produktion vermeiden wir Papier. Wir planen unsere Transporte sehr bewusst und haben eine Lean-Initiative ins Leben gerufen. Was den Markt angeht, so sind Data Center, eng einhergehend mit den erneuerbaren Energien, ein sehr guter Wachstumsmarkt für uns. Oft werden die Anlagen direkt neben den Rechenzentren installiert.
Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie vom Markt im Jahr 2024?
Dirk Maeyens: Unser Geschäftsjahr 2024 hat bereits im Oktober 2023 gewonnen. Die Gesamtsituation ist eine Herausforderung, aber wir blicken trotzdem zuversichtlich nach vorne. Wir möchten in all unseren Zielmärkten wachsen und auch geografisch expandieren. Wir werden einige neue Produkte präsentieren.
Wirtschaftsforum: Für Wachstum braucht man Mitarbeiter. Wie sehr trifft Sie der Fachkräftemangel?
Dirk Maeyens: Der Fachkräftemangel ist natürlich ein Thema. Durch die Pandemie konnten wir einige neue Leute gewinnen. Trotzdem haben wir offene Stellen. Viele unserer Mitarbeiter sind allerdings schon sehr lange bei uns. Sie bilden die Basis für unser Know-how.
Wirtschaftsforum: Was schätzen Ihre Mitarbeiter an Vergokan als Arbeitgeber?
Dirk Maeyens: Unsere Unternehmensgröße ist noch überschaubar. Man kennt sich untereinander. Die Stimmung ist familiär. Zudem wertschätzen wir unsere Mitarbeiter und investieren regelmäßig in Aus- und Weiterbildungen. Das spricht sich natürlich in der Region herum, sodass wir uns im Laufe der Zeit einen sehr guten Ruf als Arbeitgeber erworben haben. Wachstum geht natürlich mit einer Erweiterung unserer Kapazitäten einher.