Kunden, für die schon der Opa gearbeitet hat

Interview mit Steven Goegebeur, Head of Engineering und Charlotte Matthys, Sales & Marketing der Matthys nv

Was macht eigentlich den Erfolg der Matthys nv aus? Charlotte Matthys, verantwortlich für Sales & Marketing im Familienunternehmen und Tochter des aktuellen CEO Wim Matthys, weiß die Antwort: „Unsere Maschinen sind zuverlässig und langlebig. Wir hören unseren Kunden zu und begleiten sie intensiv. Deshalb haben wir auch viele Stammkunden, denn langfristige Partnerschaften mit unseren Kunden sind uns sehr wichtig. Bis heute haben wir Kunden, für die schon mein Großvater gearbeitet hat.“

Handling und Bearbeitung

Aus der Historie heraus liegt der Fokus auf Maschinen für die Textilindustrie. Dabei geht es jedoch nicht um die Herstellung von Textilien (zum Beispiel das Weben), sondern um deren Bearbeitung und Handling. „Unsere besondere Kompetenz liegt im Ab- und Aufwickeln von Textilien sowie im Schneiden, Verpacken und Transportieren“, erläutert Charlotte Matthys.

„Unsere Maschinen sind immer ganz individuell auf die Anforderungen unserer Auftraggeber zugeschnitten. Dabei nutzen wir, wo immer möglich, Standardkomponenten, deren Kombination jedoch eine für den Kunden maßgeschneiderte Lösung ergibt.“ Vom Entwurf bis zur Installation der Maschinen bei den Kunden wird alles im eigenen Haus durchgeführt. Neben der Textilindustrie beliefert Matthys unter anderem auch Firmen der Automotiv- und Healthcarebranche, Hersteller von Kunststoffgeweben sowie die Bauindustrie.

Digital und nachhaltig

Der hohe Digitalisierungsgrad bei Matthys ist nicht zu übersehen. So arbeitet der Betrieb mit einem eigenen ERP-System und jeder Ingenieur kann den aktuellen Bearbeitungsstand eines Projektes jederzeit abrufen. Die gesamten Abläufe sind nahezu papierlos und auch die komplette Materialwirtschaft ist digital angebunden.

Falls gewünscht, können die Fachleute von Matthys auch digital auf ihre Anlagen bei den Kunden zugreifen. Schnittflächen zur Digitalisierung gibt es auch bei den Aktivitäten zur Nachhaltigkeit, wie Head of Engineering Steven Goegebeur deutlich macht: „Etwa 80% unserer Fahrzeuge werden elektrisch angetrieben und zur Energieerzeugung haben wir auf fast allen Dächern Sonnenpaneele installiert. Aktuell schauen wir, ob wir deren Strom am Wochenende in Batterien speichern können. Doch auch in unseren Maschinen achten wir auf Energieeffizienz. So nutzen wir die in unseren Maschinen beim Bremsen anfallende Energie, indem sie in die Maschine zurückgeführt oder ins Stromnetz eingespeist wird.“ „Unsere Maschinen sind außerdem sehr langlebig“, nennt Charlotte Matthys einen weiteren Aspekt. „Und weil sie größtenteils aus Metall gefertigt sind, lassen sie sich nach ihrem Lebenszyklus optimal recyceln.“

Firmengruppe

1956 gründete Raphael Matthys, der Großvater von Charlotte Matthys, die heutige Matthys nv zusammen mit seinem Bruder Michel. Zunächst konzentrierten sie sich auf den kundenspezifischen Umbau vorhandener Maschinen, später bauten sie eigene Anlagen. 1986 trat Wim Matthys, der Sohn von Raphael Matthys, in das Unternehmen ein und verbreiterte das Portfolio in den nächsten Jahren. So wurde die Produktionsfläche 1998 von 3.300 auf 9.000 m² erweitert. 2003 startete die Internationalisierung, zwei Jahre später wurde eine neue, 6.000 m² große Produktionshalle errichtet.

Mit Gründung der Firma MGC Subcontracting 2010 etablierte sich Matthys auch als Lohnfertiger für Fräs-, Dreh- und Walzarbeiten. Heute finden sich unter dem Dach der Matthys Group neben der Matthys nv noch Motiv, spezialisiert auf Industrieautomatisierungen und Robotik, sowie MGC Subcontracting. 100 Beschäftigte sind heute in der Matthys Group tätig, der Umsatz nähert sich 25 Millionen EUR.

Agent für Deutschland gesucht

Längst sind die Maschinen von Matthys weit über Belgien hinaus gefragt, wie der Exportanteil von rund 70% eindrucksvoll bestätigt. Dabei liegt der Fokus der weltweiten Internationalisierung auf dem europäischen Markt. „Der größte Teil unserer Aufträge kommt durch Empfehlungen zustande“, erklärt Steven Goegebeur. „Außerdem arbeiten wir oft mit großen, weltweit tätigen OEMs zusammen, die unsere Anlagen dann wiederum ihren Endkunden anbieten.“

Der Internetauftritt von Matthys wird gerade erneuert, außerdem präsentiert sich der Betrieb auf Fachmessen wie der Techtextil in Frankfurt sowie der Textile & Garment Technology Exhibition (ITMA). Flache Hierarchien, gegenseitige Wertschätzung und geringe Fluktuation prägen die Kultur im Familienbetrieb. Um weiterhin organisch und stabil zu wachsen, sucht Matthys für den deutschen Markt einen Agenten mit guten Kenntnissen in den Bereichen Textilien und Maschinenbau. Ansonsten steht der Übergang zur 3. Generation mit Charlotte und ihren Geschwistern Valérie und Justin auf der Agenda sowie die Akquise neuer Kundengruppen außerhalb der Textilindustrie. Außerdem wird gerade eine neue Halle mit moderner Pulverbeschichtungsanlage errichtet.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Wo Technik unter Spannung steht

Interview mit Markus Garlich, Geschäftsführer der cam GmbH

Wo Technik unter Spannung steht

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau steht unter Druck: Globale Unsicherheiten, steigende Energiekosten und Fachkräftemangel fordern Unternehmen heraus. Gefragt sind flexible Partner, die individuelle Lösungen bieten und zugleich höchste Qualitätsstandards erfüllen.…

Die digitale Zukunft der Fahrzeugreinigung

Interview mit Michael Drolshagen, CEO der WashTec AG

Die digitale Zukunft der Fahrzeugreinigung

Als Weltmarktführer für Autowaschtechnologie setzt die WashTec AG seit jeher auf Innovation, Qualität und technische Überlegenheit. Angesichts der Herausforderungen eines dynamischen Marktes richtet das Unternehmen heute seinen Fokus klar auf…

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Interview mit René Rose Stüber, Geschäftsführerin der Leybold GmbH

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Seit 175 Jahren entwickelt die Leybold GmbH aus Köln Vakuumtechnologien, die in Forschung, Industrie und Hightechprozessen unverzichtbar sind. Das Traditionsunternehmen ist heute Kompetenzzentrum für trockenlaufende Schraubenpumpen und Turbomolekularpumpen. Im Gespräch…

Spannendes aus der Region Waregem (Desselgem)

„Wir sagen niemals ‘Nein’ zu unseren Kunden!“

Interview mit Wim Vantomme, General Sales & Marketing Manager der DL Chemicals

„Wir sagen niemals ‘Nein’ zu unseren Kunden!“

Aus unserem Alltagsleben sind Klebstoffe nicht mehr wegzudenken. Das gilt für den Haushalt, jedoch in noch größerem Maß für Bau und Industrie. Bei professionellen Anwendungen sind die Anforderungen sehr hoch,…

Behutsamer Umgang mit empfindlichen Produkten

Interview mit Jeroen Deprez, Geschäftsführender Gesellschafter und Mattias Mergaert, Leiter Sales Agro der DEPREZ CONSTRUCT NV

Behutsamer Umgang mit empfindlichen Produkten

Belgisches Know-how, das auf der ganzen Welt gefragt ist? Was das automatische Produkthandling speziell von Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und anderen Gemüsen betrifft, ist die DEPREZ CONSTRUCT NV eine allererste Adresse.…

Gelungene Fusion von Ästhetik und Nachhaltigkeit

Interview mit Keanu Meers, Head of Sales der BVI.EU nv

Gelungene Fusion von Ästhetik und Nachhaltigkeit

Mit einem neuartigen Konzept ist die belgische BVI.EU nv seit einigen Jahren auch auf dem deutschen Immobilienmarkt unterwegs. Das familiengeführte Unternehmen aus Kontich entwickelt kleine und mittelgroße Gewerbeparks mit flexibler…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Interview mit René Rose Stüber, Geschäftsführerin der Leybold GmbH

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Seit 175 Jahren entwickelt die Leybold GmbH aus Köln Vakuumtechnologien, die in Forschung, Industrie und Hightechprozessen unverzichtbar sind. Das Traditionsunternehmen ist heute Kompetenzzentrum für trockenlaufende Schraubenpumpen und Turbomolekularpumpen. Im Gespräch…

„Wir denken mit und liefern Lösungen“

Interview mit Christian Hofmann, Vertriebsleiter der Alfred Kron GmbH

„Wir denken mit und liefern Lösungen“

Die Metallverarbeitungsbranche steht unter Druck: Digitalisierung, Fachkräftemangel und globale Lieferketten stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Wer heute erfolgreich sein will, muss flexibel agieren und Prozesse durchdenken. Ein Beispiel für diese…

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Interview mit Frank Wittig, Geschäftsführer der Euro Massiv Bau GmbH

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Wer baut, wünscht sich ein genau auf ihn zugeschnittenes Eigenheim. Die Euro Massiv Bau GmbH mit Sitz in Duisburg ist spezialisiert auf individuell geplante, schlüsselfertige Einfamilienhäuser. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum…

TOP