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Interview mit Robert Slovacek, Geschäftsführer und Martin Wagner, Geschäftsführer der Verbund Energy4Business GmbH

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Wirtschaftsforum: Herr Slovacek, Energy4Business blickt auf ein außergewöhnliches Jahr zurück. Drei Unternehmen wurden zu einem zusammengefasst. Welche Entwicklungen haben letztlich zu dieser Entscheidung geführt?

Robert Slovacek: Der europäische Energiemarkt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: von einer zentralen, karbonisierten, one-flow zu einer dezentralen, dekarbonisierten und digitalisierten Welt. Unsere Kunden werden immer mehr zu aktiven Playern am Energiemarkt. Um diese Chancen optimal zu nutzen, haben wir den Handels- und Vertriebsbereich neu strukturiert und in einer Gesellschaft gebündelt. Große Industriekunden orientieren sich immer stärker am Handelsmarkt, achten stärker auf Börsenpreise ihrer Produkte und wollen fast wie Händler agieren.

Das heißt, das Zusammenwachsen von Trading und Industriegroßhandel war letztlich ausschlaggebend für diesen Schritt. Hinzu kommt, dass momentan viele Großkunden alternative Energieformen als Thema für ihre Standorte entdecken. Wir wollen uns angesichts der Energiewende so aufstellen, dass wir Kunden das gesamte Leistungsspektrum bieten können. One-face-to-the-customer lautet das Stichwort.

Martin Wagner: Das Thema Nachhaltigkeit hat in der Bevölkerung konstant an Bedeutung gewonnen. Wir wollen nachhaltig Strom produzieren und verkaufen. Österreich steht für die Klima-strategie 2030; dieses erklärte Ziel wird zum Ausbau alternativer Energieformen führen. Auch die Industrie wird hier ihren Beitrag leisten. Unser Ziel ist die nachhaltige Gestaltung der Energiezukunft.

Wirtschaftsforum: Wie sieht heute die Struktur des neuen Unternehmens aus?

Robert Slovacek: Nach wie vor ist unser Hauptstandort Wien, wo auch der Löwenanteil unserer insgesamt 230 Mitarbeiter tätig ist. Seit 20 Jahren sind wir mit einem Büro in München, seit zehn Jahren auch in Düsseldorf präsent. Seit 20 Jahren platzieren wir damit das Thema Grünstromprodukte in Deutschland; wir haben österreichische Wasserkraft nach Deutschland gebracht. Nicht zuletzt konnten wir langfristige Beziehungen zu Stadtwerkepartnern aufbauen. Wasserkraft ist vor diesem Hintergrund unser zentrales Thema. Wir haben 131 Wasserkraftwerke in Österreich und produzieren 40% des dortigen Bedarfs; in Zukunft wollen wir einen stärkeren Fokus auf Photovoltaik legen und unseren Anteil weiter ausbauen.

Wirtschaftsforum: Energy4Business gibt es in dieser Form seit knapp einem Jahr. Der Umsatz wird Ihren Angaben zufolge bei etwa 2,3 Milliarden EUR liegen. Wie hat die Corona-Krise das junge Unternehmen getroffen?

Martin Wagner: Die Energiewirtschaftsbranche ist insgesamt sehr gut auf Krisen vorbereitet; das gilt auch für uns. Die Instandhaltung hat sehr gut funktioniert, sämtliche Kraftwerke konnten weiterlaufen, es gab keine Stromausfälle oder andere Probleme. Corona hat bei uns vor allem die Art, wie wir arbeiten, verändert. Wir wurden in dieser Hinsicht zehn Jahre in die Zukunft katapultiert und sind in Sachen Digitalisierung einen riesigen Schritt vorangekommen. Positiv war aber vor allem der starke Zusammenhalt im Unternehmen. Jeder Einzelne hat sich solidarisiert und seinen Beitrag in der Krise geleistet. Dieser großartige Teamspirit hat auch unsere Kunden beeindruckt.

Wirtschaftsforum: Herr Slovacek, Sie sind 2003 als Trainee im Konzern eingestiegen und haben verschiedene Positionen bekleidet, bis Sie 2011 Geschäftsführer wurden. Was sehen Sie heute als zentrale Herausforderungen?

Robert Slovacek: Wir befinden uns mitten in der Energiewende. Deshalb verstehen wir uns als Unternehmen, das mithilft, die Energiewende zu ermöglichen. Unsere Lösungen tragen dazu bei, dass die Integration erneuerbarer Energien gelingt.

Wirtschaftsforum: Herr Wagner, Sie haben Ihre Karriere vor 20 Jahren ebenfalls als Trainee gestartet. Nach einer kurzen Unterbrechung und unterschiedlichen Positionen im Konzern wurden Sie 2014 Geschäftsführer der Innovationsgesellschaft. Welche Themen und Erfahrungen bringen Sie aus dieser Zeit in die neue Gesellschaft mit?

Martin Wagner: Wir sind ein starker Energie-Partner, der alles aus einer Hand anbietet - von der Stromlieferung und Grünstromzertifikaten über Businesslösungen für Photovoltaik, Batteriespeicher und grünen Wasserstoff bis zum Kooperationsmanagement. Entscheidend ist, dass wir nicht einfach Anlagen verkaufen, sondern Komplettlösungen anbieten und unsere Kunden auf dem Weg in die Energiezukunft begleiten und unterstützen.

Wirtschaftsforum: Gibt es besondere Stärken, an denen Sie den Erfolg des Unternehmens festmachen?

Robert Slovacek: Wir haben immer sehr früh neue Themen und Trends erkannt. Zudem konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und haben dort ein hohes Maß an Effizienz.

Martin Wagner: Wir können einen substanziellen Beitrag leisten, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen. Den Ausbau erneuerbarer Energie jetzt massiv zu forcieren, ist eine Win-win-Strategie für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Umwelt.

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