Bei uns steht der Patient im Mittelpunkt und nicht die Berufsgruppe
Interview mit Dr. Ute Haase, Geschäftsführerin der VAMED Klinik Kipfenberg
Wirtschaftsforum: Welches Spezialgebiet hat die VAMED Klinik Kipfenberg?
Dr. Ute Haase: Wir sind eine neurologische Frührehabilitationsklinik, haben also eine sehr starke Frührehabilitation für die Neurologie. In diesem Rahmen können wir Patienten nach einem schweren Trauma sehr gut therapeutisch begleiten und schließlich meist wieder nach Hause entlassen. Wir haben oft Patienten, die beatmet zu uns kommen und am Ende die Klinik zu Fuß wieder verlassen können. Darüber hinaus sind wir ein Zentrum für die Behandlung querschnittsgelähmter Menschen, decken außerdem die orthopädische Anschlussheilbehandlung ab. Insgesamt haben wir 125 Betten im Krankenhausbereich sowie 72 Rehabilitationsbetten.
Wirtschaftsforum: Sie haben 2019 erneut eine Auszeichnung als Top-Rehaklinik in Deutschland bekommen. Was ist das Besondere an Ihrer Klinik?
Dr. Ute Haase: Wir arbeiten sehr patientenorientiert und auch über die Grenzen der Berufsgruppen hinaus am Patienten, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Bei uns steht der Patient im Mittelpunkt und nicht die Berufsgruppe. Das erhöht den therapeutischen Erfolg enorm. Normalerweise ist es nicht üblich, dass zum Beispiel ein Therapeut dem Patienten auf die Toilette hilft und dafür nicht nach Pflegepersonal geklingelt wird. Der Erfolg unserer patientenorientierten Strategie zeigt sich im Weaning-Bereich. Unsere Erfolgsquote bei der Beatmungsentwöhnung liegt bei 98%. Das beweist unser hohes medizinisches Fachwissen und auch die Vernetzung der Fachkräfte untereinander.
Wirtschaftsforum: Das Personal ist in der Patientenpflege ein entscheidender Faktor. Was tun Sie, um einem eventuellen Mangel entgegenzuwirken?
Dr. Ute Haase: Als ich in der Klinik vor knapp zwei Jahren anfing, haben wir direkt beschlossen, die Fachkraftquote im Haus zu erhöhen. Wir haben mittlerweile eine gute Kooperation mit einer Uni im Balkan, die Fachkräfte nach deutschem Curriculum und B2 ausbilden. Von dort kommen viele Mitarbeiter direkt nach ihrem Abschluss zu uns. Das ist ein großes Projekt, das sich immer noch im Aufbau und in der Umsetzung befindet. Auch in diesem Sommer sollen von dort viele neue Mitarbeiter kommen.
Darüber hinaus fliege ich nach Brasilien, um dort Personal akquirieren zu können. Wir haben intern bereits einen Schulungs- und Anerkennungsprozess aufgebaut, so dass wir ausländische Fachkräfte gut betreuen und integrieren können. Damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt. Außerdem sind wir vom Land Bayern als familienfreundliches Unternehmen prämiert worden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist mir auch persönlich sehr wichtig.
Wirtschaftsforum: Gibt es noch weitere Themen, die Sie in der Branche beschäftigen?
Dr. Ute Haase: Die Einführung der Pflegepersonaluntergrenzen hat uns hart getroffen, denn gerade in der neurologische Frührehabilitation ist nicht nur die Pflege am Bett wichtig, sondern auch die Arbeit mit Therapeuten. Diese therapeutische Arbeit hat einen großen Einfluss auf die Gesamtzahl der Mitarbeiter und es herrscht ein Unverständnis im Haus, warum diese Zeit, die die Therapie am Bett verbringt, nicht zählt. Die Auswertung ist dieselbe wie bei einer Akutklinik, obwohl eine Einrichtung wie unsere ganz anders funktioniert. Ein ganz anderes Thema ist die digitale Transformation und die elektronische Patientenakte ist ein großer Teil unseres Digitalisierungsprozesses. In der VAMED-Gruppe gibt es außerdem eine eigene Arbeitsgruppe für die Digitalisierung der Therapie. Wir haben eine eigene Plattform, auf der Patienten von dem Moment vor der OP bis zu Übungen im Nachhinein begleitet werden. Patienten können die App auch zu Hause abrufen und bei der Therapie nutzen. Außerdem wollen wir uns auch als Klinik immer weiterentwickeln. Wir haben in den letzten zwei Jahren 20 zusätzliche Planbetten bekommen und zehn weitere sind in Planung.