Medizin zwischen Starts und Landungen

Interview mit Georg Heydn, Geschäftsführer der Medicare Flughafen München Medizinisches Zentrum GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Heydn, mit der Privatklinik Munich AirportClinic GmbH und der kassenärztlichen Klinik MediCare Flughafen München Medizinisches Zentrum GmbH wollen Sie Hightech-Medizin mit internationalem Flair bieten – am größten Flughafen in Süddeutschland. Welche besonderen Herausforderungen müssen Sie dabei im Tagesgeschäft bewältigen?

Georg Heydn: Am Ende steht und fällt unser Angebot mit seiner medizinischen Exzellenz, und unser oberstes Ziel besteht stets darin, für jeden Patienten den bestmöglichen Outcome zu erzielen – das ist bei uns also nicht anders als in jeder anderen Klinik auch. Unsere einmalige Lage direkt im Flughafen ist jedoch wirklich eine große Besonderheit und bringt auf verschiedenen Ebenen Fragestellungen mit sich, denen man andernorts in der medizinischen Praxis selten begegnen dürfte. Das beginnt bei eigentlich banalen Themen wie der Beschreibung des Einsatzortes. Setzt man im Alltag einen Notruf ab, muss man dabei lediglich eine konkrete Adresse nennen und wenige Minuten später treffen Sanitäter und Notarzt am Fichtenweg 9 oder in der Kohlgasse 13 ein. Hier am Flughafen mit seinen vielen verschiedenen Ebenen und weitläufigen Arealen ist das schon deutlich komplizierter.

Wirtschaftsforum: Auch die Durchführung medizinischer Eingriffe unter diesen besonderen Umgebungsbedingungen dürfte ziemlich komplex sein.

Georg Heydn: Tritt eine Notfallsituation etwa in einem Flugzeug ein, wird der Rettungseinsatz durch die sehr beengten Platzverhältnisse zusätzlich erschwert. Hinzu kommen die hohen Sicherheitsanforderungen samt den damit einhergehenden bürokratischen Erfordernissen, etwa zu den Ausweisen, die unser Personal entsprechend vorhalten muss. Die medizinische Versorgung an sich unterscheidet sich jedoch nicht von den Interventionen oder Abläufen in anderen Einrichtungen. Ich vergleiche uns dabei gerne mit der Feuerwehr: Auch eine Werksfeuerwehr muss unter anderen Rahmenbedingungen arbeiten als ein Zug in der örtlichen Straße – doch die grundsätzliche Aufgabenstellung ist identisch: Brände löschen.

Wirtschaftsforum: Sie werden sich in Ihrem Alltag jedoch mit Problemstellungen beschäftigen müssen, denen kaum ein anderer Klinikleiter begegnen dürfte.

Georg Heydn: Das ist richtig – und macht diese Tätigkeit für mich auch außerordentlich reizvoll, weswegen ich mich sehr gefreut habe, als ich hier vor wenigen Monaten die Geschäftsführung antreten durfte. Seitdem musste ich mich in der Tat mit diversen Themen beschäftigen, über die ich mir zuvor nie Gedanken gemacht hatte. Stellen Sie sich beispielsweise einen Notfall mit laufender Reanimation in einem Flugzeug vor, das gerade aus China angekommen ist – die Patientin hat aber gar kein Schengen-Visum, weil sie als Transitreisende direkt in die USA weiterfliegen wollte. Jetzt muss sie aber hier in unserer Klinik behandelt werden – und dazu ja eigentlich einreisen. Wie können wir in einer solchen Situation richtig handeln? Das ist für mich eine extrem spannende Frage – und unterstreicht, wie wichtig unsere enge Kooperation mit allen anderen Stellen am Flughafen ist, unter anderem eben mit der Bundespolizei.

Wirtschaftsforum: Neben der kassenärztlichen Klinik mit ihrer Notfallambulanz betreiben Sie am Standort auch eine Privatklinik – wieso möchten die Patienten ihre medizinischen Eingriffe gerade am Flughafen vornehmen lassen?

Georg Heydn: Wir sind eine orthopädische Klinik an einem ganz besonderen Standort. Trotzdem läuft das Klinik-Tagesgeschäft unabhängig von unserer Notfallambulanz ganz ‘normal’ ab, jeder Patient kann sich bei uns behandeln lassen. Die stationären Patienten kommen extra zu uns, während die Notfallbehandlungen klassischerweise ambulant sind. Die Umgebung ist natürlich sehr anziehend: Unsere Räumlichkeiten liegen direkt im Terminal 1 und unsere Patienten können somit von ihren Zimmern aus viele Starts und Landungen bewundern – das nimmt gerade bei ungeplanten Behandlungen auf Reisen ein wenig das Ärgernis. Doch trotz dieses netten Features ist am Ende die erstklassige Kompetenz unserer Ärzteschaft und unseres Pflegepersonals entscheidend für unsere Attraktivität als Gesundheitsdienstleister – dafür konnten sich unsere Kliniken in den über zwei Jahrzehnten ihres Bestens auch eine erstklassige Reputation aufbauen. Unser spannender Standort macht uns indes die Mitarbeitergewinnung ein wenig leichter – so können wir auch bei all unseren Pflegekräften ausnahmslos auf examiniertes Personal setzen, was wiederum zu unserer nachgewiesenen medizinischen Exzellenz beiträgt.

Wirtschaftsforum: Welche Veränderungen prägen derzeit den Alltag in Ihren Gesundheitseinrichtungen?

Georg Heydn: Um weiterhin die bestmögliche Behandlung unserer Patienten gewährleisten zu können, sondieren wir permanent, welche medizinstrategische Ausrichtung für uns die sinnvollste ist. Dabei werden wir unser Angebot sicherlich noch erweitern – seit Kurzem bieten wir etwa auch endoprothetische Eingriffe am Knie an, was die Etablierung völlig neuer Prozesse bei der Aufnahme, im OP sowie auf Station und bei der Abrechnung erforderlich machte. Denn die Einführung neuer Leistungen ist nie trivial. Der perspektivische Blick in die Zukunft fällt aufgrund der anstehenden Krankenhausreform derzeit jedoch leider schwer. Dass uns durch diese Novelle eher eine Zunahme als ein Abbau an Bürokratie bevorsteht, lässt sich hingegen jetzt schon ziemlich sicher prognostizieren.

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