Die wichtigste Frage lautet: „Was ist der nächste Schritt“?

Interview mit Friedhelm Ehrenholz, Sales Director DACH der Tremco CPG Germany GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Ehrenholz, die CPG tritt als Teil des amerikanischen Konsortiums RPM mit vielen verschiedenen Marken im Markt auf. Welche Philosophie steckt hinter dieser Unternehmensstruktur?

Friedhelm Ehrenholz: RPM wurde bereits 1947 vom amerikanischen Wirtschaftsvisionär Frank Sullivan ins Leben gerufen, der damals die Devise ausgab: ‘Hire the best people you can find, create an atmosphere that will keep them. Then, let them do their jobs.’ Sein Sohn verfolgte diese Devise. Inzwischen führt der Enkel des Gründers als heutiger CEO weiterhin die Geschäfte – und das zweifellos mit beachtlichem Erfolg: Mittlerweile beträgt der Jahresumsatz über sieben Milliarden USD und RPM beschäftigt circa 15.000 Mitarbeiter an 120 Produktionsstätten auf der ganzen Welt. Dabei ist das Unternehmen in vier Teilbereiche untergliedert, von denen einer die Bezeichnung ‘Construction Products Group’, kurz: CPG, trägt. Wie der Name bereits andeutet, treten wir somit als Experten für sichere und nachhaltige Gebäudeabdichtungslösungen auf und können unseren Kunden dabei die Vorteile eines breit gefächerten und doch umfassend spezialisierten One-Stop-Shops anbieten.

Wirtschaftsforum: Welche Marken zählen heute zum Portfolio von CPG?

Friedhelm Ehrenholz: Am bekanntesten dürfte die Marke Illbruck sein, unter der wir traditionell Fensteranschlüsse vertreiben, die von außen schlagregendicht und von innen diffusionsoffen ausgestaltet sind, wobei sich mittlerweile das Produkportfolio auf alle Abdichtungen und Klebungen am und im Gebäude (Gebäudehülle, Innenausbau, Sanitär, etc.) und Technologien (Silikone, Hybride, PU-Schäume, Dichtbänder, Folien) erstreckt. Nullifire ist derweil unsere Marke für passive Brandschutzlösungen in Form von Brandschutzbeschichtungen oder speziellen brandabschottenden Kabeldurchführungen. Unter der Marke Flowcrete bieten wir zudem Bodenbeschichtungen für Industrie- und Gewerbeobjekte an, während wir mit Tremco und Vandex eine Vielzahl von Gebäudeabdichtungslösungen entwickeln und vertreiben.

Wirtschaftsforum: Wie gestaltet sich dabei das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Marken innerhalb der CPG Group?

Friedhelm Ehrenholz: Dieses Themenfeld war in den letzten Jahren Gegenstand eines umfangreichen Change-Prozesses, den unsere Organisation durchlaufen hat. Vormals agierten die Marken weitgehend in ihren individuellen Silos als völlig eigenständige Firmen. Als dann CPG als übergreifendes Dach geschaffen wurde, noch dazu in den herausfordernden Zeiten der Pandemie, sorgte dies intern neben der Eröffnung einer klaren Perspektive für die Zukunft zunächst jedoch auch für ein bisschen Verunsicherung.

Wirtschaftsforum: Wie sind Sie damit umgegangen?

Friedhelm Ehrenholz: Wir erhielten die klare Botschaft, dass wir alle gemeinsam zunächst eine übergreifende CPG-Kultur schaffen mussten. Also haben wir Workshops anberaumt, wo wir als gesamtes CPG Sales-Team an unseren Werten gearbeitet haben und wie jeder sie umsetzen kann: Zusammenarbeit, Ehrlichkeit und Integrität, Respekt, Engagement und nachhaltige Entwicklung. Diese Entscheidungen haben wir nicht rigide top-down beschlossen und umgesetzt, sondern aus dem Unternehmen heraus definiert– denn nur, wenn sich so viele Menschen wie möglich einbringen können und sich in diesem Change auch engagieren möchten, können der Wandel und das sich daraus ergebende Wachstum gelingen.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle kam dabei Ihnen als Manager zu?

Friedhelm Ehrenholz: Als Führungskraft bin ich dafür verantwortlich, im Unternehmen die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich jeder und jede Mitarbeitende optimal entwickeln kann – ausgehend von diesen Voraussetzungen obliegt die tatsächliche Entwicklung dann jedem Einzelnen. Als eine der wirkmächtigsten Fragen, die unser Führungsteam in seinen Mitarbeitergesprächen stellt, hat sich dabei der Impuls „Was ist dein nächster Schritt und wie kann ich dich dabei unterstützen?“ herausgestellt. Wird dieses Themenfeld für jeden einzelnen Menschen im Unternehmen in einem von gegenseitigem Respekt geprägten Umfeld auf Augenhöhe erörtert, treten wichtige Erkenntnisse zutage, die auch über das individuelle Feedback hinausgehen. Noch dazu entsteht so ein wunderbares Commitment zu CPG. Mittlerweile muss ich den Ideenreichtum bisweilen etwas bremsen, damit wir nicht mit zu vielen Bällen auf einmal jonglieren.

Wirtschaftsforum: Und wie lautet der nächste Schritt im Change-Prozess von CPG?

Friedhelm Ehrenholz: Im Rahmen unseres nächsten Ziels wollen wir uns verstärkt den Selbstmanagement- und Selbstführungsmöglichkeiten widmen, denn die Zeiten ändern sich und damit müssen auch wir uns selbst verändern. Um diese Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können, müssen und wollen wir die Kreativität der Menschen bei CPG nutzen. Ich als Führungskraft sehe es nicht als meine Aufgabe an, ständig die Menschen zu motivieren. Stattdessen will ich mit meinem Team eine Atmosphäre schaffen, in der eine starke wechselseitige und Eigenmotivation entstehen kann – getreu der Devise des Gründers unserer Konzernmutter.

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