„Nachhaltig investieren, nachhaltig verhalten“
Interview mit Christoph Hauck, Vorstand Technologie und Vertrieb der toolcraft AG

Wirtschaftsforum: Herr Hauck, toolcraft ist heute ein international tätiges Unternehmen und ein bedeutender Arbeitgeber. Wie hat diese Geschichte begonnen?
Christoph Hauck: Bernd Krebs hat 1989 in einer Garage mit einer gebrauchten Drei-Achs-Fräsmaschine den Grundstein gelegt. Über Jahre war toolcraft nur regional tätig und hat Firmen mit mechanischen Bauteilen beliefert. Heute erwirtschaften wir einen Jahresumsatz von 50 Millionen EUR und exportieren einen Anteil von 40% nach Europa, Nordamerika und Asien. Wir agieren auf der Tier-2-Ebene.
Wirtschaftsforum: Wie setzt sich Ihr Portfolio heute zusammen?
Christoph Hauck: Unsere Wurzeln liegen im Bereich Zerspanung. Hier ist es uns wichtig, nicht nur Lieferant zu sein. Unseren Partnern bieten wir individuelle Lösungen in Form von Bauteilen, aber auch von ganzen Gruppen und Systemen. Darüber hinaus sind wir im Werkzeugbau tätig. Wir verfügen über 28 Spritzgießmaschinen. 2011 kam der 3-D-Druck hinzu. Wir haben Zulassungen für spezielle Märkte wie Space und Aerospace sowie Medizin und ein eigenes Werkstofflabor.
Wirtschaftsforum: Worin liegen die besonderen Stärken von toolcraft?
Christoph Hauck: Ein USP sind die verschiedenen Fertigungstechniken unter einem Dach, das ist sehr außergewöhnlich. Wir haben auch eine Robotik-Engineering-Abteilung und bewegen uns in digitalen Prozessen, etwa im Bereich der additiven Fertigung und Predictive Maintenance. Zu unserer Digitalisierungsstrategie gehört auch, intelligente bildgebende Systeme einzusetzen, um die Mitarbeiter zu entlasten. Die Diversifikation treiben wir weiter voran. Aktuell arbeiten wir daran, im Reinraum-Umfeld zu produzieren. Wir gehen mit unseren Investitionen ins Risiko und sind dabei immer nachhaltig geprägt. Eine weitere Stärke ist, dass wir unseren Mitarbeitern Entscheidungen zutrauen und sie nicht bestrafen, wenn einmal etwas nicht funktioniert. Das ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit.
Wirtschaftsforum: Würden Sie das genauer erklären?
Christoph Hauck: Wenn ich Mitarbeiter kränke oder schlecht behandele und dadurch demotiviere, lassen ihre Leistungen nach. Wir setzen stark auf Vertrauen und Motivation und leben den Teamgedanken. Aber wir wollen auch in unseren Investitionen nachhaltig sein. Wenn wir in neue Technologien investieren, möchten wir sie für die nächsten zehn oder 20 Jahre im Unternehmen halten. Investitionen müssen sich bei uns nicht innerhalb kurzer Zeit rentieren. Wir fragen zunächst bei mehreren unserer langjährigen Partner an, ob Interesse an der neuen Technologie besteht. Nur dann investieren wir.
Wirtschaftsforum: Wie soll es mit toolcraft weitergehen, welche Pläne haben Sie?
Christoph Hauck: Die Corona-Zeit wollen wir nutzen, um zu anderen Marktbegleitern aufzuschließen. Im letzten Jahr haben wir zehn Millionen EUR, in diesem Jahr elf Millionen EUR investiert. Wir bauen gerade eine neue Halle für den Spritzguss und wollen uns in den Silikon-Spritzguss einarbeiten. Unser Ziel ist, mit Robotern subtraktiv und additiv zu produzieren und mit ihnen verschlissene Bauteile zu reparieren. Es geht darum, mit Robotern komplexe Werkzeugwege abzubilden. Außerdem wollen wir Virtual Reality nutzen, um die Mitarbeiter in unseren Prozessketten zu schulen.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre Vision für das Unternehmen aus?
Christoph Hauck: Seit 20 Jahren arbeiten wir mit Partnern in Indonesien zusammen. Das Land ist gerade auf dem Sprung in den industriellen Sektor. Unsere Partnerfirma arbeitet dort bereits mit vielen unserer Technologien auf hohem Niveau. Wir werden die Firma, die 300 Mitarbeiter beschäftigt, mehrheitlich übernehmen. Gern würde ich diese Modellfabrik auch in die USA bringen.