Merlot und mehr

Interview mit Claudio Tamborini, CEO und Mattia Bernardoni, Direktor der Tamborini Carlo SA

Der Name Tamborini steht für Tradition und Innovation, für Vergangenheit und Pioniergeist. Geleitet wird das Unternehmen in 2. und 3. Generation von Claudio Tamborini und seinem Neffen Mattia Bernardoni. „Mein Vater Carlo gründete das Unternehmen 1944“, blickt Claudio Tamborini zurück. Seine Eltern kamen aus Varese und seine Mutter führte in Lugano ein bekanntes Restaurant. So entstand die Idee, Weine aus Italien zu importieren und sie zum Beispiel an die Gastronomie zu verkaufen.

Claudio Tamborini, der in Lausanne, Bordeaux und Deutschland Weinbau studiert hatte, wollte nach dem Studium neue Wege gehen, Innovationen auf den Weg bringen, die über den Handel hinausgingen. Seit 120 Jahren wird im Tessin Merlot auf einer Fläche von 1.100 ha angebaut“, erklärt er. „Ich wollte Teil dieser Geschichte sein und selbst produzieren.“

Vision wird Wirklichkeit

Schritt für Schritt, mit Leidenschaft und Kompetenz realisierte Claudio Tamborini seine Vision. In Lamone errichtete er einen Weinkeller und schnell zeigte sich, dass er die Weichen in die richtige Richtung gestellt hatte. „Mit der Eigenproduktion begann im Jahr 1978 eine neue Ära“, sagt Claudio Tamborini. „Das heißt jedoch nicht, dass wir unsere Identität als Importeur verloren haben. Noch immer importieren wir Wein von 43 mittelkleinen Weingütern aus Italien, Frankreich und Spanien.“

Heute sind 40 Mitarbeiter für die Firma tätig und während der Lese erhalten sie Unterstützung von Saisonkräften. Die jährliche Produktion liegt bei 600.000 Flaschen Wein, zudem werden 400.000 Flaschen Wein aus Italien verkauft. Ergänzt wird das Angebot durch ausgewählte Whisky und Champagner von RM-Produzenten. Die professionelle Beratung rund um die edlen Tropfen übernimmt ein erfahrener Sommelier. Vertrieben werden die Weine zu 80% an die Gastronomie und Hotellerie, die verbleibenden 20% gehen an Wiederverkäufer wie große Supermarktketten und Private.

Neugierig auf Neues

Bei den eigenen Weinen dominiert mit 90% der Merlot. „Anfangs haben wir ausschließlich Rotweine produziert“, erklärt Claudio Tamborini. „Seit Mitte der 1980er-Jahre ist der weiß gekelterte Merlot eine Spezialität. Wir sind offen für neue Trauben und Produktionssysteme und experimentieren immer wieder mit innovativen Ansätzen. Beispielhaft ist der Arinarnoa, eine Kreuzung zwischen Tannat und Cabernet Sauvignon.“

Tamborini Carlo SA hat inzwischen 17 verschiedene Traubensorten aus aller Welt angebaut, arbeitet mit zwei Önologen als Kellermeister, einem Agronomen in den Weinbergen und einem eigenen Labor für Analysen – und hat damit beste Voraussetzungen, um traditionelle wie innovative Qualitätsweine zu produzieren und diese von der Rebe über die Traube bis zur Vinifikation zu kontrollieren. Offen für Neues und den Blick in die Zukunft gewandt, beschäftigt sich Tamborini Carlo SA auch mit dem Thema Bio-Weine.

„Im Tessin ist man insgesamt zurückhaltender, was die Akzeptanz von Bio-Weinen betrifft“, so Claudio Tamborini. „Hinzu kommt, dass der Anbau schwer ist, da es in der Gegend viel regnet und damit das Risiko des Pilzbefalls groß ist. Wir haben auf einigen Parzellen pilzresistente Sorten wie Johanniter angebaut. Momentan sind es nur weiße Trauben, in Zukunft sollen auch rote Trauben oder auch spezielle Cuvées der PIWIS das Sortiment erweitern. Wir beschäftigen uns bereits seit zehn Jahren mit PIWI- und Bio-Weinen und bieten einen Bio-Wein an, dessen Trauben von einem zertifizierten Bio-Winzer kommen.“

Markenbotschafter für Tessiner Wein

Tamborini Carlo SA ist längst Aushängeschild und Markenbotschafter für Qualitätsweine aus dem Tessin. Ein Erfolg, der nicht von ungefähr kommt. „Wir können uns auf ein starkes Team verlassen, das Erfahrung und den Willen zur Innovation mitbringt“, betont Mattia Bernardoni. „Dank unserer Neugierde auf neue Dinge konnten viele moderne Weine wie die Linie ‘Gioia di Vivere’ auf den Markt gebracht werden. Wir sind Käufer von Trauben und haben aber auch eigene Reblagen in unserem Besitz, das ist ungewöhnlich. Wichtig ist uns, die eigene Lage zu bestimmen und den Namen der Lage oder Domäne zu benutzen.“

Die Zukunft ist innovativ und nachhaltig

Tamborini Carlo SA hat eine klare Vision. Das Weingut möchte Referenzfirma für Tessiner Weine sein und Pionier bleiben, dabei den Fokus auf Nachhaltigkeit legen. „Dank der hervorragenden Arbeit unseres Agronoms werden heute deutlich weniger Spritzmittel eingesetzt, um weniger Rückstände in den Trauben und keine in den Weinen zu haben“, unterstreicht Mattia Bernardoni. „Für uns gibt es nicht nur schwarz oder weiß, biologisch oder konventionell, sondern auch etwas dazwischen; nämlich saubere, nachhaltige Weine. In unserer Kellerei wird deshalb vegan gearbeitet.“

Tamborini Carlo SA wird auch künftig die Entwicklung des Marktes im Blick behalten und dabei einen langfristigen Ansatz vertreten. „Die Entwicklung eines Weines braucht Zeit“, wie Claudio Tamborini sagt. „Für eine neue Traubensorte muss man fünf bis sechs Jahre im Voraus planen. Häufig gibt es rasche Änderungen, da ist es schwer, zu antizipieren. Trotzdem wollen wir weiter innovativ sein und dabei den Nachhaltigkeitsgedanken im Unternehmen stärken.“

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