Wie man digitale Lösungen in die Türenindustrie bringt

Interview mit Harald Reichel, Geschäftsführer der SÜHAC GmbH Industrievertretungen

Wirtschaftsforum: Herr Reichel, Ihr Unternehmen ist bereits seit 46 Jahren erfolgreich im Türenhandel tätig. Wo liegen die Ursprünge des Unternehmens?

Harald Reichel: Wir kommen aus der Pilipp-Firmengruppe, die 1948 als Holzgroßhandel gegründet wurde und heute Einrichtungshäuser in Ansbach, Bamberg und Bindlach bei Bayreuth betreibt. 1975 wollte man neben dem Holzgroß- und Möbeleinzelhandel ein drittes Standbein aufbauen. So kam es zur Gründung von SÜHAC mit dem Schwerpunkt Vertrieb von Innentüren für den deutschen Holzbaustoff-Fachhandel sowie Türenverarbeiter. Der Name SÜHAC steht für Süddeutscher Handelscontor. Seit Ende der 1970er-Jahre ist der Betrieb kontinuierlich gewachsen; heute haben wir über 30.000 m2 überdachte Lagerfläche und beschäftigen 125 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre gegenwärtige Marktposition beschreiben?

Harald Reichel: Wir messen uns mit Holzgroßhändlern und Herstellern von Türen und gehören vor allem regional zu den bedeutendsten Türenunternehmen. Vom Umsatz her bewegen wir uns im Mittelfeld.

Wirtschaftsforum: Wie groß ist Ihr Produktspektrum?

Harald Reichel: Wir bieten alle Arten von Innentüren inklusive Zubehör wie Klinken und Schlösser an. Unser Sortiment reicht von Massivholztüren und Türen mit furnierten Oberflächen bis zu Weißlacktüren und Türen aus CPL, Continuous Pressure Laminate, die sich durch eine besonders widerstandsfähige, pflegeleichte Oberfläche auszeichnen. Außerdem bevorraten wir Glastüren und verschiedene Funktionstüren wie Brandschutztüren, schallgedämmte Türen oder einbruchsichere Türen.

Wirtschaftsforum: Gibt es aktuelle Trends im Türendesign?

Harald Reichel: Weiß wird immer stärker, lackierte Oberflächen und Kunststoffoberflächen. Auch hochwertige Furniere werden stark nachgefragt, zum Beispiel aus Altholz oder mit geölter Oberfläche, alles im hochwertigen Bereich. Wir können jedes gewünschte Furnierdesign umsetzen.

Wirtschaftsforum: Was ist die größte Stärke von SÜHAC?

Harald Reichel: Unsere Vertriebsstärke. Wir haben ein extrem großes Lagersortiment und können sehr kurzfristig liefern, inklusive individuell veredelter Produkte. Wir verfügen über ein eigenes Bearbeitungszentrum und eine eigene Logistik mit firmeneigener Lkw-Flotte. Dank unserer hohen Lagerbestände konnten wir in den letzten Monaten sogar neue Kunden dazugewinnen. Darüber hinaus waren wir so von der Lieferketten-Problematik weniger betroffen als andere Anbieter.

Wirtschaftsforum: Gibt es aktuelle Neuigkeiten oder Innovationen?

Harald Reichel: Wir haben gerade eine neue Premiumkante für Türen entwickelt, die eine deutlich höhere Stoßfestigkeit gegen ungewollte Alltagsbeschädigungen bietet. Eine echte Innovation ist smart2lock. Damit lassen sich Türen ohne Schlüssel abschließen, mit nur einem Klick. So spart man auch die Schlüssellochrosette und die Tür ist optisch schöner.

Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert hat das Thema Digitalisierung?

Harald Reichel: Einen großen. Wir arbeiten zunehmend papierlos. Das ist, neben unserer PEFC-Zertifizierung für eine nachhaltige Forstwirtschaft, unser Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung. Auf unserer Website haben wir außerdem einen neuen digitalen Türenkonfigurator, mit dem jeder seine individuelle Wunschtür gestalten kann. Die Besonderheit ist, dass man die Tür im Raum darstellen und mit bis zu 20 verschiedenen Fußböden und 25 Wandfarben kombinieren kann.

Wirtschaftsforum: Haben Sie Probleme, Fachkräfte zu finden?

Harald Reichel: 15% unserer Belegschaft sind Auszubildende, was aber nicht reicht, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. Für weiteres Wachstum brauchen wir weitere Leute, das hemmt ein wenig unseren Expansionskurs. Aber wir sind ein attraktiver Arbeitgeber, unsere Leute können sich einbringen, ihre Ideen und Vorstellungen. Wir haben viele begeisterte Mitarbeiter, viele sind schon lange dabei. Wir leben Türen und haben Freude daran, mit Innentüren zu arbeiten.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für das Jahr 2022?

Harald Reichel: Zum einen die digitale Transformation weiter vorantreiben und neben dem Türenkonfigurator auch Ausschreibungstexte für Architekten und Ingenieure digital zur Verfügung stellen. Zum anderen verstärkt in Marketing investieren, insbesondere im Social Media-Bereich. Unsere Vision ist, noch mehr als Marke für kurzfristige, aber trotzdem individuelle Belieferungen wahrgenommen zu werden, ob im Fach- oder Onlinehandel.

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