Synergien optimieren
Interview mit Martin Greif, Geschäftsführer der STARK SPANNSYSTEME GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Greif, STARK wurde 1977 gegründet und erlebte in jüngster Vergangenheit massive Veränderungen. Wie kam es dazu?
Martin Greif: STARK konzen-triert sich seit 20 Jahren auf die Entwicklung und Produktion von Nullpunktspannsystemen im Werkzeug- und Maschinenbau. In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Marktentwicklungen, die sich auf unsere Arbeit auswirkten. Viele unserer Kunden kommen aus der Automobilbranche, einer Industrie, in der sich durch die E-Mobility die Wertschöpfungskette signifikant verändert. 2020 flaute durch Corona die Wirtschaft ab. Wir haben als Unternehmensgruppe die He-rausforderung angenommen, eine langfristige Perspektive eingenommen und entschieden, unmittelbar zu reagieren. Ein Produktionsstandort wurde geschlossen, eine große Produktsparte von Deutschland nach Österreich verlagert. Bildeten Nullspannsysteme bis dahin unser Kerngeschäft, waren wir plötzlich auch für das Thema Schraubstocksysteme verantwortlich; für zwei Bereiche mit Wechselwirkung, Bereiche, die aufeinander aufbauen. Die Verlegung des Produktsegments nach Österreich war ein wirkungsvoller Hebel, um noch attraktivere Produkte für die Zukunft zu gestalten.
Wirtschaftsforum: Was bedeutete diese Verlagerung konkret für STARK?
Martin Greif: Es war in ohnehin herausfordernden Zeiten eine zusätzliche Herausforderung, die eine massive Umsatzverlagerung sowie einen anspruchsvollen Personalaufbau mit sich brachte; von Kurzarbeit wechselten wir direkt zu Überstunden. Zudem wurde schnell klar, dass wir in der Produktion räumlich an unsere Grenzen stießen. Der Standort in Österreich wurde deshalb von Mitte 2021 bis Mitte 2022 um rund 50% vergrößert; 3,5 Millionen EUR flossen in den Bau von Sozial- und Verwaltungsräumen, Montage-, Fertigungs- und Lagerflächen, eine 200 kWp Photovoltaikanlage, Dach- und Fassadenbegrünung. Damit haben wir nun die größten Umbrüche hinter uns, können mit diesen neuen Möglichkeiten arbeiten und positiv nach vorn schauen. Unser großer Vorteil war, dass die Mitarbeiter den Change in dieser extrem anstrengenden Zeit konstruktiv begleitet haben. Heute haben wir 80 Mitarbeiter am Standort, dank PV-Anlage und Erdwärme sind wir mit Ausnahme des Stroms für die Fertigung komplett autark. 2019 lag der Umsatz bei 9,5 Millionen EUR, 2022 rechnen wir mit 16 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio nach dem Change aus?
Martin Greif: Aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels rückt das Thema Automatisierung immer stärker in den Vordergrund. Mit unseren Nullpunktspannsystemen bieten wir bereits Lösungen zur Automatisierung, mit den neuen Produkten richten wir den Fokus jetzt auch auf die Automatisierung der Werkstückspannung. Beispielhaft ist das neue Produkt HILMA.ASH, ein hydraulisch doppeltwirkender Langhubspanner mit sehr großem Hub. In Kombination mit dem Nullpunktspannsystem ermöglicht es die vollständige Automatisierung einer Werkzeugmaschine.
Wirtschaftsforum: Gibt es für Sie einen Schlüssel zum Erfolg?
Martin Greif: Es sind im Wesentlichen zwei Dinge. Eine agile Strategie, das heißt, es gibt ein definiertes Ziel, aber der Weg dahin ist nicht starr, sondern lässt Veränderungen und Richtungswechsel zu. Und eine absolut offene und ehrliche Kommunikation, bei der wir unsere Mitarbeiter mitnehmen. Durch die Synergien sehen wir großes Zukunftspotenzial – hoffen aber gleichzeitig auf ruhigere Zeiten.