„Stellenwert des Handwerks steigt“

Interview mit Gerald Fässler, Geschäftsführender Gesellschafter der Fässler Wolfgang GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Fässler, wie hat die Geschichte Ihrer Firma begonnen?

Gerald Fässler: Mein Vater Wolfgang hat die Firma 1995 gegründet. Bis 2000 hatte sie sich so vergrößert, dass wir unseren jetzigen Firmensitz in Dornbirn neu gebaut haben. Mein Bruder Ralf hat 2020 das Geschäft übernommen. Im gleichen Jahr haben wir die Firma räumlich erweitert. Heute führen mein Bruder und ich das Unternehmen gemeinsam als Gesellschafter und Geschäftsführer. Neben unserem Hauptsitz haben wir noch eine Zweigstelle in Feldkirch. Insgesamt beschäftigen wir 56 Mitarbeiter. Die Firma erwirtschaftet einen Umsatz von rund zehn Millionen EUR. Wir sind stetig gewachsen. Ich rechne damit, dass sich das auch in Zukunft fortsetzen wird. Im Moment ist die Lage in der Bauwirtschaft jedenfalls sehr gut.

Wirtschaftsforum: Sind Sie nach der Schule direkt in das Familienunternehmen eingestiegen?

Gerald Fässler: Nein. Ich bin aber natürlich mit der Firma aufgewachsen und habe in den Sommerferien hier gearbeitet. Meine Lehre habe ich in einem anderen Betrieb gemacht, wo ich anschließend noch zwei Jahre tätig war. Danach bin ich als Monteur bei Fässler eingestiegen, war dann Bauleiter und bin nun als Geschäftsführer für Heizung und Sanitär zuständig. Mein Bruder verantwortet den Bereich Elektrotechnik.

Wirtschaftsforum: Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?

Gerald Fässler: Ein ganz großes Thema ist in unserer Branche, Fachkräfte zu gewinnen. Die Lehrlingsausbildung ist für uns der einzige Weg, dem Fachkräftemangel am Markt zu begegnen. Unsere Außendarstellung ist daher enorm wichtig. Wir müssen uns attraktiv präsentieren. Unseren Mitarbeitern bieten wir Zusatzleistungen, und Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste fördern das Miteinander im Team. Jungen Leuten wollen wir ein ehrliches Bild vom Beruf vermitteln. Auf der technischen Seite beschäftigen wir uns jetzt immer mehr auch mit Industrieanlagen.

Wirtschaftsforum: Hat das Handwerk immer noch ein Imageproblem oder hat sich die Wahrnehmung verändert?

Gerald Fässler: Tatsächlich wollen viele junge Menschen lieber studieren oder weiterführende Schulen besuchen. Aber der Stellenwert des Handwerks steigt wieder. Den Leuten ist bewusster, wie wichtig es ist. Das gern bemühte Bild von ‘Gas, Wasser, Scheiße’ stimmt nicht. Wir in-stallieren technische Anlagen mit hochkomplexen Regelungen. Das wollen wir nach außen hin vermitteln und so das Image unseres Berufs verbessern. Das Handwerk hat einen goldenen Boden. Es bietet sichere Arbeitsplätze, die Arbeit wird gut entlohnt und es gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten.

Wirtschaftsforum: Welche Leistungen bieten Sie Ihren Kunden an?

Gerald Fässler: Als Installateure sind wir ein Dienstleistungsbetrieb. Wir machen alles von der kompletten Haustechnik über Heizung, Wasser und Sanitär bis hin zu Solaranlagen und Wärmepumpen in Industrie-, Hotel- und Wohnanlagen. Das macht unsere Arbeit so abwechslungsreich. Überwiegend sind wir im privatwirtschaftlichen Bereich tätig, gelegentlich auch im öffentlichen.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet Fässler besonders aus?

Gerald Fässler: Zum einen unsere Termintreue. Zum anderen stehen wir für saubere, ehrliche Arbeit zu fairen Preisen, für Handschlagqualität und ein extrem hohes technisches Know-how. Die Monteure vor Ort leisten Unglaubliches. Unsere Partner können sich auf uns verlassen. Innovationen und neuen Techniken stehen wir offen gegenüber; das wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. All das macht das Unternehmen seit über 25 Jahren erfolgreich.

Wirtschaftsforum: Welche Trends beobachten Sie derzeit in Ihrer Branche?

Gerald Fässler: Die Umstellung auf umweltschonendere Heizmethoden ist ein großes Thema. Man will weg von Öl und Gas. Die Wärmepumpen werden immer besser. Photovoltaik spielt heute eine wichtige Rolle. Hier geht es insbesondere um Regelungen, die einen effektiven Betrieb ermöglichen.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?

Gerald Fässler: Das Unternehmen wird sehr familiär geführt. Alle Mitarbeiter werden wie ein Teil der Familie behandelt. Sie sind unser höchstes Gut, und diese Wertschätzung spiegelt unsere Kultur wider. Der Führungsstil hat sich entsprechend verändert. Als Führungskraft verdient man sich den Respekt und das Vertrauen durch Fachwissen, Kompetenz und Geradlinigkeit, nicht durch Druck.

Wirtschaftsforum: Was motiviert Sie persönlich bei Ihrer Arbeit?

Gerald Fässler: Ich liebe es, technische Herausforderungen zu lösen und bin stolz, das Unternehmen der Familie weiterführen zu können – mit unserem Ziel vor Augen, der Installateur in Vorarlberg zu werden.

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