Wachsen gegen den Trend – und in Schweizer Qualität
Interview mit Benno Brinlinger, Geschäftsführer der REFCO Manufacturing Ltd.

Wirtschaftsforum: Herr Brinlinger, Sie sind seit 2018 für die REFCO tätig, leiten seit 2023 die Geschäfte des Schweizer Familienunternehmens, das sich mit Qualitätsprodukten wie Kondensatpumpen, Schläuchen, Manometern, Werkzeugen und Zubehör in der Kälte- und Klimatechnik einen hervorragenden Namen gemacht hat – nicht nur in der Schweiz oder Europa, sondern weltweit. Welche Meilensteine und Entwicklungen stecken hinter dieser Erfolgsgeschichte?
Benno Brinlinger: Das Unternehmen wurde 1972 gegründet und obwohl es anfangs skeptisch beäugt wurde, entwickelte es sich schnell zum Schweizer Qualitätshersteller für Werkzeuge und Zubehör für die Kälte- und Klimatechnik. 1996 wurde die REFCO an die deutsche WIKA-Gruppe veräußert; REFCO war damals einer der größten Kunden der Gruppe für analoge Manometer. 1997 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort in Hitzkirch, 2001 wurde eine Tochtergesellschaft in den USA gegründet, um den nordamerikanischen Markt zu bearbeiten. Die Übernahme der englischen Firma EDC im Jahr 2007 war ein entscheidender Meilenstein; damit einher ging die strategische Ergänzung vom Werkzeug- und damit vom Investitionsgütergeschäft um das Verbrauchsgütergeschäft.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Strategie hinter dem Produktportfolio aus?
Benno Brinlinger: REFCO steht seit jeher für Innovation und Qualität und hat das Produktangebot sukzessive ausgebaut, sodass wir heute rund 1.800 Katalogartikel führen und breit aufgestellt sind. 2016 hat das Unternehmen eine neue Kondensatpumpe auf den Markt gebracht, die in den USA und Australien sehr erfolgreich war, während der Absatz in Europa nur schleppend verlief. Nachdem wir den Vertrieb angepasst hatten, wendete sich das Blatt und die Pumpen fanden auch in Europa schnell Absatz. Als ich 2018 in das Unternehmen eintrat, wurde ein weiterer Strategiewechsel eingeleitet und der Fokus auf eine stärkere Inhouse-Produktion gerichtet. Gleichzeitig kam ein Innovationsleiter zum Unternehmen, der ein Team mit neun Ingenieuren aufbaute. Damit haben wir heute sehr viel mehr Forschung und Entwicklung im eigenen Haus. Die ersten Früchte dieser zukunftsweisenden Arbeit konnten wir im Oktober 2024 auf der Chillventa in Nürnberg vorstellen – eine neue Kondensatpumpenserie sowie Werkzeuge, die den aktuellsten regulatorischen Bedingungen entsprechen. Durch diese Weichenstellungen, einerseits die verstärkte Inhouse-Produktion, andererseits die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit, konnten wir unser Wachstum enorm beschleunigen.
Wirtschaftsforum: Wie sah dieses Wachstum genau aus?
Benno Brinlinger: Die Nachfrage ist signifikant gestiegen, sodass wir unseren Standort erweitert und die Produktionsfläche um 40% vergrößert haben. Die Vergrößerung fand damit genau zum richtigen Zeitpunkt statt. Wir wachsen seit Jahren zweistellig und damit gegen den allgemeinen Trend und konnten in den vergangenen vier Jahren fortlaufend Rekordergebnisse erzielen. Auch in diesem Jahr deutet alles auf Wachstum hin; aktuell beschäftigen wir 75 Mitarbeiter, Ende 2025 sollen es 85 bis 90 sein. Bis 2030 rechnen wir mit einem exponentiellen Wachstum.
Wirtschaftsforum: Was genau stimmt Sie so optimistisch?
Benno Brinlinger: Unsere neuen Produkte werden die Basis für weiteres Wachstum bilden. Die neue Kondensatpumpenserie hat bei der Präsentation auf der Messe in Nürnberg durchweg positives Feedback bekommen. Unser Ziel war, dass sie klein, leise und einfach einzubauen ist. Dafür haben wir auf neue Technologien gesetzt und in der Sensortechnologie eine optische Füllstandsmessung integriert. Auch wenn wir große Erwartungen an das Produkt knüpfen und es unser Blockbuster-Produkt ist, wird das Werkzeuggeschäft unser Brot-und-Butter-Geschäft bleiben. Auch da werden wir für den Anwender innovative, einfache Lösungen mit Mehrwert anbieten.
Wirtschaftsforum: REFCO ist ein Schweizer Qualitätsanbieter mit einer Exportquote von 97%. Wo liegen die Stärken, um sich im internationalen Wettbewerb durchzusetzen?
Benno Brinlinger: Unsere Branche ist klein und der Markt gesättigt. Als Schweizer Hersteller agieren wir in einer Premium-Nische; wir können nicht billig, wir können nur gut. Deshalb haben wir bei den neuen Produkten darauf geachtet, dass sie dank eines hohen Automatisierungsgrades auch in der Schweiz konkurrenzfähig hergestellt werden können. Wir sind bislang in keiner Produktgruppe mengen- und umsatzmäßig marktführend; mit den neuen Produkten haben wir die Chance, das zu ändern. Neben den innovativen Qualitätsprodukten ist es vor allem das überdurchschnittliche Commitment unserer Mitarbeiter, das für den anhaltenden Erfolgskurs verantwortlich ist. Bei uns wird angepackt und zusammengearbeitet. Die gegenseitige Wertschätzung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor; deshalb können wir von der Schweiz aus den Weltmarkt mit erstklassigen Produkten beliefern.
Wirtschaftsforum: Wenn Sie drei, vier Jahre nach vorn schauen, wie sieht eine Vision für die Zukunft aus?
Benno Brinlinger: Wir möchten unser geplantes Wachstum realisieren und die Wahrnehmung der REFCO als Premiumhersteller weltweit stärken. Nicht zuletzt wollen wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.