Energie neu denken
Interview mit Philippe Steiner, Geschäftsführer der SPG Steiner GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Steiner, Sie führen gemeinsam mit Ihrem Bruder die Geschäfte des Familienunternehmens, das heute international tätig ist. Wie sah die Entwicklung bis heute aus?
Philippe Steiner: Unser Vater hat das Unternehmen vor 40 Jahren aufgebaut und aus einem typischen Siegerländer Apparatebauer ein Generalunternehmen für kleine und mittelgroße Anlagen für die Industrie und Energiewirtschaft entwickelt. Das heißt Transformation von einem Fertigungsunternehmen in ein internationales Projektmanagement- und Planungsunternehmen. In dieser Zeit gab es verschiedene Energiewenden; zunächst war SPG sehr stark in der Kohleindustrie tätig, dann in der Öl- und Gasindustrie, später in der Aufbereitung von LNG und LPG. Aktuell fokussieren wir uns auf die Lagerung von erneuerbaren Energien, insbesondere von Wasserstoff, und wollen hier Vorreiter sein.
Wirtschaftsforum: SPG ist ein traditionsreiches Siegener Unternehmen, das weltweit agiert. Wie sieht die Struktur genau aus?
Philippe Steiner: In Siegen befindet sich der Hauptstandort mit Administration, Projektmanagement und Konzeption. In Frankfurt konzentriert sich unser Büro auf die Verbrennungstechnologie und den Vertrieb der Gruppe, in Rumänien gibt es ein Detail Engineering Office. Zudem sind wir mit Vertriebsstandorten in Südostasien, Abu Dhabi und Nordafrika präsent. In der gesamten Gruppe sind damit 120 Mitarbeiter beschäftigt. Davon circa 50 in Deutschland und 70 International. Weitere 50 Mitarbeiter sind in der Fertigung bei der SKO Steiner GmbH, ebenfalls in Siegen, tätig.
Wirtschaftsforum: Auf welchen Märkten agiert die SPG genau?
Philippe Steiner: Wir bewegen uns auf den Wachstumsmärkten im Mittleren Osten, Asien und Afrika, freuen uns aber, dass wir in Europa das Thema Energie wieder aufgreifen. Energie wird momentan neu gedacht und modernisiert; die Nachfrage aus Europa wächst. Projekte vor Ort zu realisieren, bedeutet mehr Stabilität. Viele Infrastrukturprojekte werden momentan in die Wege geleitet.
Wirtschaftsforum: Sie stehen gemeinsam mit Ihrem Bruder an der Spitze des Familienunternehmens. Wie definieren Sie Ihre Aufgaben?
Philippe Steiner: Mein Bruder Oliver und ich haben unterschiedliche Schwerpunkte. Oliver hat Maschinenbau studiert, internationale Projektierung, und konzentriert sich auf die Projektabwicklung, während ich internationales Wirtschaftsrecht studiert habe und mich auf den Vertrieb fokussiere. Wir sind beide sowohl strategisch als auch operativ tätig. Selbstverständlich sind wir voll ins Tagesgeschäft involviert und genau das charakterisiert uns als Familienunternehmen. Wir haben gewachsene Beziehungen zu den Kunden und Mitarbeitern und sind kontinuierlich in die Projekte einbezogen.
Wirtschaftsforum: Gibt es aktuell besondere Projekte, die stellvertretend für die SPG-Kompetenz stehen?
Philippe Steiner: SPG ist führend in der Energielagerung und -dis-tribution von kryogenen Gasen. In der Petrochemie beinhaltet das Ammoniak und Ethylen. In der klassischen Energieindustrie LPG und LNG. Relativ neu ist der grüne Ammoniak in der Petrochemie. Für diesen grünen Ammoniak bauen wir jetzt in Saudi-Arabien im Rahmen des Neom-Projekts die zwei weltweit größten kryogenen Tanks. Bei dem Erneuerbare-Energien-Projekt geht es darum, dass aus Wind- und Solarenergie Wasserstoff gewonnen wird. Um diesen transportfähig zu machen, muss er in Ammoniak umgewandelt, dann in Wasserstoff zurücktransformiert und in das Pipelinenetzwerk eingespeist werden. Dieses Projekt mit einem Volumen von circa 100 Millionen EUR ist ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte. Mit diesem Projekt ist es uns gelungen, eine Führungsposition in diesem Technologiesegment einzunehmen. Wir sind das einzig verbliebene private Unternehmen in diesem Bereich. Alle Wettbewerber gehören großen Konzernen an. Ein Goldfisch im Haifischbecken.
Wirtschaftsforum: Die SPG setz-te sich nicht nur bei dem Projekt gegen starke Mitbewerber durch. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens?
Philippe Steiner: Bodenständig-keit und Kontinuität sind wichtige Stärken. Hinzu kommt das 100%tige Engagement der Familie. Nicht nur strategisch, sondern auch operativ. Wir sind in das Tagesgeschäft involviert, zum Teil vor Ort auf den Baustellen, und können aufgrund kurzer Entscheidungswege Probleme pragmatisch lösen. Dieses persönliche Engagement hebt uns von den Konzernunternehmen ab.