Warum Autohandel ein ‘People Business’ ist

Interview mit Michael Agsteiner, Geschäftsführer der Schwaba GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Agsteiner, Sie sind in der Region Augsburg die größte Vertretung der Volkswagen Group Retail Deutschland. Wie viele Standorte haben Sie?

Michael Agsteiner: Wir betreiben sechs Autohäuser in Augsburg und Gersthofen, in denen wir Neufahrzeuge, Gebrauchtwagen sowie Werkstatt- und Serviceleistungen für die Marken Volkswagen, Audi, SEAT, ŠKODA, CUPRA und Volkswagen Nutzfahrzeuge anbieten. Durch unsere Marken gehören wir zu den größten Autohändlern in der Region; unser Geschäftsgebiet ist dort, wo unsere Mitarbeiter und unsere Kunden leben.

Wirtschaftsforum: Seit wann gehören Sie zur Volkswagen Group Retail Deutschland?

Michael Agsteiner: Seit 2014. Die Volkswagen-Gruppe hat damals sukzessive die Aktivitäten der Einzelhändler zusammengefasst und unter ein Management gestellt. Inzwischen ist die VGRD mit 115 Einzelhandelsbetrieben die größte Automobilhandelsgruppe in Deutschland. Jährlich werden über die Betriebe der VGRD über 180.000 Neu- und Gebrauchtwagen verkauft. Wir sind Teil dieser starken Gruppe; das ist ein wichtiges Asset für uns, des Stabilität gibt, auch wirtschaftlich. Die Zugehörigkeit zur VGRD ist außerdem auch wichtig für die Mitarbeiterzufriedenheit, wir haben immer Themen und Trends früh erkannt und in eine Strategie gegossen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht diese Strategie momentan aus?

Michael Agsteiner: Wir haben uns immer angepasst, die Managementstruktur gestrafft und besser organisiert, Overhead abgebaut; das hat uns effektiv und schneller gemacht. Damit sind wir gut durch die Coronakrise gekommen und konnten uns wirtschaftlich positiv weiterentwickeln. Mit Beginn des Ukrainekriegs wurde das Fahrzeugangebot kleiner, obwohl die Nachfrage da war. In der Phase waren die Margen besser, aber es gab zum Teil extrem lange Lieferzeiten, manche Sonderausstattungen waren nicht verfügbar. In den letzten Jahren haben wir dazu beigetragen, den regionalen Wirtschaftsraum weiterzuentwickeln, und viel in den Standort Augsburg investiert.

Wirtschaftsforum: Dazu gehören auch zwei große Bauvorhaben, die Sie aktuell umsetzen.

Michael Agsteiner: Ja, Anfang August war der Baustart für unser neues Audi Zentrum Augsburg. Gleichzeitig investieren wir einen zweistelligen Millionenbetrag in ein neues Gebrauchtwagenzentrum in Gersthofen. Beide Bauprojekte sollen im ersten Quartal 2025 fertig sein. Mit beiden Investitionen bestärken wir unseren Glauben an eine positive Zukunft der Wirtschaftsregion Augsburg/Gersthofen. Besonderen Wert legen wir dabei auf den Faktor Nachhaltigkeit. Die gesamte Automobilbranche befindet sich mit der zunehmenden E-Mobilität in einem Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit. Das soll sich auch in unseren Autohäusern widerspiegeln. Beide Neubauprojekte werden über Photovoltaikanlagen sowie biologische Wasseraufbereitung verfügen.

Wirtschaftsforum: Was ist wichtiger für Sie, der Neu- oder der Gebrauchtwagenverkauf?

Michael Agsteiner: Das hält sich die Waage, hinzu kommt das Aftersales-Geschäft mit Service und Reparaturen als solide Basis. Wir sind im Gebrauchtwagenbereich sehr gut aufgestellt, verkaufen auch viel über das Internet; 40 bis 50% der Gebrauchten gehen an überregionale Käufer. Wichtig ist aber auch ein physisch großes Angebot, das Menschen anzieht. Deshalb investieren wir aktuell in ein neues Gebrauchtwagenzentrum. Gleichzeitig brauchen wir natürlich das Neuwagengeschäft, hier geht es immer mehr in den gewerblichen Bereich, vor allem mit VW und Audi.

Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Trends im Automobilverkauf? Wie sehen Sie zum Beispiel die Entwicklung der E-Mobilität?

Michael Agsteiner: Viele Kunden legen immer mehr Wert auf Digitalisierung: Kommunikation, Navigation, Infotainment. Wir sind auch selber immer digitaler unterwegs. Dies steigert die Attraktivität unserer Arbeitsplätze und macht es dem Kunden möglichst einfach, zum Beispiel einen Werkstatttermin zu buchen. Im Service ist unser Ziel das digitale Autohaus, der Werkstatt- und Autohausbesuch muss für den Kunden so angenehm wie möglich sein. Was die E-Mobilität angeht, hängt diese zumindest bei Privatkunden und kleineren Firmen von der Bezahlbarkeit ab. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Zäsur geben wird. Wir brauchen mehr günstige Elektrofahrzeuge, sozusagen einen E-Volks-VW, der wirklich wieder ein Volkswagen ist.

Wirtschaftsforum: Wodurch heben Sie sich von anderen ab?

Michael Agsteiner: Vor allem durch unsere gute Dienstleistung und gute Leute, wir sind ein ‘People Business’. Hinzu kommt unsere regionale Nähe zum Kunden. Wir wollen dem Kunden ein Erlebnis bieten und machen das durch motivierte Leute. Wir beschäftigen in Augsburg und Gersthofen 380 Mitarbeiter, davon allein 60 Auszubildende. Die jungen Leute sollen bei uns eine tolle Ausbildung haben, es gibt eine starke Jugendvertretung im Betrieb. In den letzten Jahren haben wir alle Azubis, die dies wollten, übernommen. Das liegt auch an den hervorragenden Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die wir bieten. Wir zeigen immer Perspektiven auf, darauf lege ich persönlich viel Wert. Außerdem haben wir flache Hierarchien, wir reden stets offen miteinander, das ist Teil unserer DNA.

Wirtschaftsforum: Wie schätzen Sie die Zukunft für Ihr Autohaus ein?

Michael Agsteiner: Das erste Halbjahr 2023 war sehr erfolgreich für uns, die Lieferschwierigkeiten gehören der Vergangenheit an. Mittelfristig sind die beiden Neubauprojekte das Wichtigste für uns. Gleichzeitig sehen wir, dass sich das Nutzungsverhalten der Kunden ändert. Das Thema Mobilität und Mobilitätspartner wird noch neue Bedeutung bekommen, das wird Veränderungen bei uns erfordern.

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