Zukunftsfelder von morgen heute bespielen

Interview mit Jakob Rietzler , Geschäftsführer der Rietzler Gruppe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Rietzler, der Name Rietzler ist zum Synonym für anspruchsvolle Umweltdienstleistungen geworden. Wie kam es dazu?

Jakob Rietzler: Die Gruppe wurde vor 35 Jahren von meinem Vater als Ingenieurbüro gegründet und ist kontinuierlich gewachsen. Schon in den 1980er-Jahren beschäftigte er sich mit der Umwelt und war damit ein echter Visionär. Als sein Nachfolger möchte ich die Gruppe als unabhängiges, zukunftsorientiertes Familienunternehmen fortführen. Im Sinne einer nachhaltigen Firmenentwicklung wurde 2018 in einen Neubau für unser Umweltlabor investiert, der Preise für seine nachhaltige Bauweise erhielt. Uns war es wichtig, Laborservices in einem neuen, funktionalen Gebäude, das wenig Energie verbraucht und moderne Arbeitsbedingungen bietet, zur Verfügung zu stellen. Auch die Stärkung der IT-Struktur durch Investitionen in Ressourcen und Software ist ein gezieltes Investment in eine auf Wachstum ausgerichtete Zukunft.

Wirtschaftsforum: Rietzler ist nicht sprunghaft, sondern stetig gewachsen. Wie stellt sich die Gruppe heute dar?

Jakob Rietzler: Als Gruppe mit rund 300 Mitarbeitenden haben wir 15 Standorte in Bayern, Thüringen und Sachsen. Die Hauptstandorte befinden sich in Nürnberg, wo die Zentrale ansässig ist, sowie in Fürth und Ansbach, wo es Labore gibt. Seit 2021 gibt es eine strategische Beteiligung an der auf Geothermie spezialisierten Firma tewag. Der Umsatz liegt bei etwa 20 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Gehen Sie davon aus, dass dieses Wachstum anhalten wird?

Jakob Rietzler: Wachstum ist tatsächlich notwendig, um eine Unternehmung wie unsere gesund zu entwickeln. Der Markt verlangt verstärkt nach Komplettlösungen; diesen Anforderungen müssen wir uns stellen. Das gilt auch für neue Gesetze wie Nachhaltigkeitsrichtlinien. Dafür ist eine gewisse Größe unabdingbar. Auch in den kommenden Jahren wollen wir weiter wachsen.

Wirtschaftsforum: Als Sohn des Gründers sind Sie mit dem Unternehmen aufgewachsen; heute sind Sie dessen Geschäftsführer. Was sehen Sie als Ihre zentralen Aufgaben?

Jakob Rietzler: Meine Aufgabe sehe ich darin, Risiken abzuwehren und Chancen zu ergreifen. Unternehmer sein heißt, in Maschinen, Personal und die Akquise zu investieren und Risiken einzugehen, herauszufinden, wohin man will und die Mitarbeitenden auf diesem Weg mitzunehmen. Ich muss Experten vertrauen, Aufgaben delegieren, dafür sorgen, dass man auch mit verrückten Ideen umgehen kann; ich muss Rahmenbedingungen schaffen und Zielgeber sein.

Wirtschaftsforum: Gibt es bestimmte Projekte oder Herausforderungen, die Ihnen besonders wichtig sind?

Jakob Rietzler: Ja, einige. Ich möchte die Rolle der IT stärken, Strukturen und Prozesse schaffen. Ich habe die Abteilungen Marketing, Personal und IT mit aufgebaut und strategische Partner akquiriert. Darüber hinaus liegt mir das Thema Energie besonders am Herzen. In der Gruppe behandeln wir viele Bereiche davon in der Peripherie, bieten Dienstleistungen wie die Planung von Geothermieanlagen mit der tewag an oder erarbeiten mit der UGN-Umwelttechnik besonders nachhaltige und wirtschaftliche Produkte. Ich werde mich für Lösungen für die Energiewende und Nachhaltigkeit stark machen.

Wirtschaftsforum: Das Thema Umwelt zieht sich wie ein roter Faden durch das Unternehmen. Wie spiegelt sich das im Portfolio wider?

Jakob Rietzler: In der Gruppe gibt es mehr als 20 strategische Geschäftsfelder, die sich alle mit dem Thema Umwelt beschäftigen. Beispielhaft ist der Bereich Testing, Inspectation, Certification und Compliance, TICC; hier sind wir Spezialisten. Es gibt vier operativ tätige Firmen: unser Umweltlabor Analytik Institut Rietzler, unser Gutachterbüro R & H Umwelt, unsere Biogasentschwefelungsfirma UGN-Umwelttechnik und ganz neu das Ingenieurbüro tewag. Das Labor bietet Umweltanalytik in allen Bereichen, für Boden, Luft, Wasser und Abfall. Unsere Gutachter liefern die nötigen Bewertungen, Einschätzungen und Sanierungskonzepte; das Ingenieurbüro tewag darüber hinaus geothermische Konzepte. Und unsere Biogasfirma hat ein Filterprodukt UgnCleanPellets®, das die schädliche Aktivkohle in der Entschwefelung ablösen wird.

Wirtschaftsforum: Gibt es bei Rietzler einen Schlüssel zum Erfolg?

Jakob Rietzler: Kontinuität, ein tolles Führungsteam und das Glück der Tüchtigen. Der Star ist immer die Mannschaft; unsere Mitarbeitenden machen uns letztlich erfolgreich. 2019 haben wir einen Change-Prozess initiiert und zum Beispiel umfassende Mitarbeiterumfragen durchgeführt. Wir haben einen Wertekanon formuliert, in dem wir uns gewisse ethische Leitplanken zum Umgang miteinander und unseren Kunden vorgeben. Jeder der bei uns arbeitet oder interagiert, soll sich wohlfühlen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Energie & Umwelt

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Interview mit Benedict von Canal, Geschäftsführer der TECHART Automobildesign GmbH

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Als Benedict von Canal Ende 2023 die operative Führung von TECHART übernahm, stand der renommierte Porsche-Veredler vor dem Aus. Heute ist das Unternehmen wieder stabil – digitaler, fokussierter und mutiger…

Frischer Wind fürs Geschäft

Interview mit Anke Lübbers, HR & Business Development der Lübbers LTA GmbH & Co. KG

Frischer Wind fürs Geschäft

Lübbers LTA aus Lingen ist ein Spezialist für Lüftungsanlagen – vom Krankenhaus über Fitnessstudios bis zur Lebensmittelindustrie. Das vor 30 Jahren gegründete Familienunter- nehmen beschäftigt 40 Mitarbeiter…

Mit neuem Antrieb die  Zukunft bewegen

Interview mit Jacques Guyon, Geschäftsführer und Alexis Trouillet, Geschäftsführer der REDEX GmbH

Mit neuem Antrieb die Zukunft bewegen

Intelligente Mechatroniklösungen sind der Schlüssel für nachhaltige Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. ‘Made in Europe‘ steht dabei nicht nur für höchste Qualitätsstandards, sondern auch für technologische Innovationskraft, zuverlässige Lieferketten und verantwortungsbewusste Produktion.…

Spannendes aus der Region Nürnberg

Nah am Kunden, stark im Wachstum

Interview mit Donald Badoux, Geschäftsführer und Christian Leupold, Marketing Manager der NorthC Deutschland GmbH

Nah am Kunden, stark im Wachstum

Die NorthC Deutschland GmbH hat sich in kurzer Zeit europaweit als relevanter Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen etabliert und verbindet dabei nachhaltiges Wachstum und einen klaren Fokus auf die Zukunftsthemen Digitalisierung und…

Digitale Transformation zwischen KI, Remote-Arbeit und Verantwortung

Interview mit Guido Aehlen, Geschäftsführer der Hitachi Solutions Germany GmbH

Digitale Transformation zwischen KI, Remote-Arbeit und Verantwortung

Digitale Transformation, Remote-Arbeit und künstliche Intelligenz stellen Unternehmen vor große Aufgaben. Die Hitachi Solutions Germany GmbH begleitet sie dabei mit technologischem Know-how und internationaler Schlagkraft. Geschäftsführer Guido Aehlen erklärt, wie…

Wo Methodik Geschmack schlägt

Interview mit Marion Endres, Geschäftsführerin der IDEENHAUS GmbH

Wo Methodik Geschmack schlägt

Ihren Kunden sagt Marion Endres mitunter gerne ein bisschen provokant, dass sie deren Geschmack gar nicht interessiere – denn Geschmack sei in Fragen der Markenführung oder des Designs ohnehin ein…

Das könnte Sie auch interessieren

Supply-Chain-as-a-Service für Spezialarzneien

Interview mit Christoph Staub, Geschäftsführer der Allpack Group AG

Supply-Chain-as-a-Service für Spezialarzneien

Während Massenarzneimittel wie frei verkäufliche Schmerzpräparate millionenfach produziert und vertrieben werden, gestaltet sich das Geschäft mit Orphan Drugs für seltene Krankheiten deutlich komplexer: Das gilt auch für die Verpackung, Etikettierung…

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Interview mit Stephan Pernkopf, Head of Sales & Marketing der ADOMO Group

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Als breit aufgestellter Immobiliendienstleister begleitet die ADOMO Group den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Reinigung über Hausverwaltung und Maklertätigkeit bis hin zu Energiemanagement, ESG-Bewertung und Sicherheitstechnik. Im Gespräch…

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

TOP