Weniger Energie, größere Nachhaltigkeit
Interview mit Rupert Paris, Geschäftsführer der QUNDIS GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Paris, die QUNDIS GmbH blickt auf eine wechselvolle Geschichte und ist sich selbst doch immer treu geblieben. Sie hatte verschiedene Eigentümer und Namen, war Uhrenhersteller, VEB-Betrieb, wurde von Private Equity-Firmen übernommen und ist seit fast sieben Jahren eine GmbH mit Sitz in Erfurt. Wie konnte sich das Unternehmen trotz dieser mangelnden Kontinuität so erfolgreich entwickeln?
Rupert Paris: QUNDIS hat die Vision, Produkte konsequent an den Anforderungen der Kunden auszurichten, nie aufgegeben. So konnten wir uns vom Hersteller zum System- und Lösungsanbieter rund um Messgeräte und Ablesesysteme für die verbrauchsabhängige Abrechnung von Wasser und Wärme entwickeln und nehmen heute eine führende Position in Europa ein. Unsere Geschichte ist eng verwoben mit einem 1899 gegründeten Uhrenhersteller aus dem Schwarzwald und einem VEB-Betrieb. Die Geburtsstunde von QUNDIS in der heutigen Form fällt in das Jahr 2008. Im Laufe der Jahre wurden unterschiedlichste Produkte entwickelt, darunter quarzgesteuerte Batterie-Digitaluhren, Funkuhren und Wärmezähler. Es ging also immer um die Messung bestimmter Werte.
Wirtschaftsforum: Heute hat QUNDIS 300 Mitarbeiter und setzt knapp 100 Millionen EUR um. Was genau hat das Wachstum beflügelt?
Rupert Paris: Wir sind insbesondere nach der Wende überdurchschnittlich gewachsen. Wir konnten die Internationalisierung vorantreiben, die etwa ein Drittel des Umsatzes ausmacht, zu Spitzenzeiten sogar noch mehr. Und wir werden das internationale Geschäft weiter forcieren, weil wir Produkte haben, die international wettbewerbsfähig sind. Wir sind heute die Einzigen, die durchgehend in Erfurt fertigen. Für Kunden, die uns hier besuchen, ist das immer ein Aha-Erlebnis. Wir sind ein Premiumhersteller mit Qualität „Made in Germany“ – das schätzen unsere Kunden und entscheiden sich genau deshalb bewusst für QUNDIS.
„Unseren Erfolg verdanken wir vor allem zwei Dingen: unserer überragenden Kundenbetreuung und besagter Quality `Made in Germany´.“ Rupert ParisGeschäftsführer

Wirtschaftsforum: Gibt es neben der Qualität etwas, das QUNDIS vom Wettbewerb abhebt?
Rupert Paris: Unseren Erfolg verdanken wir vor allem zwei Dingen: unserer überragenden Kundenbetreuung und Qualität `Made in Germany´. Wir haben früh erkannt, wie wichtig es ist, Probleme der Kunden zu verstehen, darauf einzugehen und Lösungen anzubieten, die weit über die Hardware hinausgehen. Dieses Selbstverständnis als Lösungsanbieter hat uns geprägt.
Wirtschaftsforum: Kommen wir auf die Produkte zu sprechen. Wie haben sich diese im Laufe der Zeit verändert?
Rupert Paris: Wir entwickeln Messsysteme wie elektronische Heizkostenverteiler, Wärme- und Wasserzähler und andere Systemkomponenten, die dazu beitragen, Energie einzusparen und die Umwelt zu schonen. Dabei ging es immer mehr um die Frage, wie man aus der Ferne Geräte auslesen kann. Zunächst per Funk, später dann über Cloud-Systeme. Im Zentrum stehen heute Innovationen wie Q SMP, eine cloudbasierte Hostingumgebung zur automatischen Verbrauchsdatenerfassung und -verarbeitung. Wichtig ist, dass unsere Systeme OMS-fähig sind.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Chancen für die Zukunft?
Rupert Paris: Wir werden weiterwachsen, und zwar international. Im Immobilienbereich hat sich in den letzten 20 Jahren in Sachen Nachhaltigkeit nicht viel getan. Hier liegen Potenziale brach, die wir nutzen werden. Wenn ich an den Nutzer appelliere, ihm klarmache, was er gerade verbraucht, sensibilisiere ich ihn. Sämtliche Einsparungen helfen nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt. Voraussetzung dafür sind zuverlässige Messsysteme. Unsere Idee ist, Daten monatlich, wöchentlich, stündlich abfragen zu können. Wir wollen Verbrauchern die Möglichkeit geben, zu verstehen, was sie gerade verbrauchen und entsprechen nachhaltig zu handeln.