Müller mit Leib und Seele

Interview mit Andreas Pfahnl, Geschäftsführer der Pfahnl Backmittel GmbH

Wirtschaftsforum: Der Beruf des Müllers zählt zu einem der traditionellen Handwerke. Sehen Sie sich als moderne Higtech-Mühle noch immer dieser Tradition verpflichtet?

Andreas Pfahnl: Aber selbstverständlich. Sie müssen wissen, dass die Pfahnl-Mühle schon im 15. Jahrhundert Mehl mahlte. Inzwischen betreibt unsere Familie das Unternehmen in 18. Generation. Das ist doch wirklich einzigartig. Seit über 500 Jahren wird hier in Pregarten Mehl gemahlen. Wirtschaftsforum: Aber nur mit dem Mahlen von Mehl sind Sie nicht zu einer der größten Mühlen in Österreich aufgestiegen?

Andreas Pfahnl: Das stimmt. Wir haben vor allem in den letzten 50 Jahren unser Angebot beständig erweitert und angepasst. Inzwischen vermahlen wir 150.000 t Mehl pro Jahr und bieten zudem Backzutaten und Backmischungen an.

Wirtschaftsforum: Wer zählt zu Ihren Kunden?

Andreas Pfahnl: Das sind die Backwarenindustrie, die etwa im Bereich Mühle gut 50% ausmacht, und die Lebensmittelindustrie, darunter Waffelproduzenten und die Snack-Branche.

Wirtschaftsforum: Was wird besonders nachgefragt?

Andreas Pfahnl: Im Bereich Füllungen sind wir ganz an der Spitze. Haselnuss-, Walnuss- und Mohnfüllungen kann in Europa keiner so gut wie wir. Das liegt auch an unserer österreichischen Tradition im Feinbackwarenbereich, worin wir eine sehr große Kompetenz unsererseits sehen. Auch die Backmischungen laufen sehr gut. Wir bieten eine Reihe hochwertiger Produkte zur sicheren Herstellung von geschmacklich besten Feinbackwaren oder Broten. So hat der Bäcker vor Ort die Gewissheit, dass die Rohstoffqualität stets gleich bleibt. Er kann sein Sortiment flexibel zusammenstellen und auch neue Produktideen kurzfristig und einfach umsetzen.

Wirtschaftsforum: Kann der Kunde Wünsche äußern?

Andreas Pfahnl: Die Rezepturen werden individuell gestaltet, sodass der Kunde genau das Produkt bekommt, das er braucht. Wir bieten eine Auswahl von Teigen, Füllungen und Massen an, sodass schließlich ein individuelles Produktportfolio für den Kunden bereitsteht.

Wirtschaftsforum: Man kann also sagen, dass Ihre Kunden immer stärker auf Convenience setzen?

Andreas Pfahnl: Das stimmt zum Teil. Viele Bäcker backen einen Großteil der Brote und Backwaren komplett selbst. Da sie aber ein stetig wachsendes Sortiment anbieten müssen – und danach fragt der Verbraucher –, greifen sie auch auf Backmischungen oder bestimmte Backzutaten zurück. Daneben bieten wir Spezialmehle – auch hier steigt die Nachfrage. Etwa bei Mehlen für die Waffelherstellung. Wirtschaftsforum: Backmischungen sind ein echter Wachstumsmarkt?

Andreas Pfahnl: Bei Backmischungen steigt im Ausland die Nachfrage mit über 70%. Wir können immer neue Märkte erobern und unsere Position am Markt erweitern, sowohl in Österreich als auch außerhalb der EU. Wir haben ausländische Tochtergesellschaften in mehreren europäischen Ländern, darunter in Deutschland, gleichzeitig sind wir beispielsweise auf den Malediven oder in der russischen Region Kamtschatka aktiv, die Moskau acht Zeitzonen voraus ist. 2007 haben wir begonnen, in Russland eine Vertriebsorganisation aufzubauen. Aktuell hatten wir ein Grundstück in Russland gekauft, auf dem wir bauen wollten, aber durch Corona musste das Bauvorhaben auf das nächste Jahr verschoben werden. Russland ist ein interessanter Markt und wir können von unserer dortigen Produktion effizient die östlichen Länder beliefern.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Lage auf dem Markt aus?

Andreas Pfahnl: Es hat in den letzten Jahrhunderten ein anhaltendes Mühlensterben gegeben, welches wir überlebt haben. Heute finden Sie rund 90 Mühlen im Land, davon mahlen etwa zehn Mühlen rund 85 bis 90% des Marktvolumens. Gleichzeitig beobachten wir eine Tendenz hin zu immer mehr Großbäckereien und Filialisten. Kleinstrukturen werden auf Dauer immer stärker Probleme bekommen, da die wirtschaftliche Rentabilität nicht mehr gegeben sein wird.

Wirtschaftsforum: Wie konnten Sie so lange erfolgreich sein?

Andreas Pfahnl: Wir sind immer bescheiden geblieben, und das hat uns durch alle Krisen in den letzten 544 Jahren gebracht. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass wir immer mit der Zeit gegangen sind. Bei Marktveränderungen in den letzten 150 Jahren haben wir stets auf das richtige Pferd gesetzt und uns immer weiterentwickelt, um die Anforderungen der Kunden abdecken zu können. Wenn wir die Bedürfnisse des Marktes erkennen, können wir entsprechend unternehmerisch handeln und in die richtige Richtung investieren.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Zukunft aus?

Andreas Pfahnl: Die Ausbildung unseres Nachwuchses ist ein wichtiges Thema, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wir bilden unsere Fachkräfte selbst aus. Eine Topausbildung, das ist zu einer Schüsselaufgabe für uns geworden. Wir wollen weiterwachsen und möchten in unserer Branche die Besten sein.

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