Mit positivem Spirit zum Erfolg

Interview mit Ralph Spiering, Geschäftsführender Gesellschafter der Packservice-Gruppe

Wirtschaftsforum: Herr Spiering, als Sie das Familienunternehmen übernommen haben, hatten Sie drei Standorte und 100 Mitarbeiter. Jetzt sind es 30 Standorte und weit über 1.000 Mitarbeiter. Wie geht das?

Ralph Spiering: Meiner Meinung nach geht das nur, wenn man bereit ist zu teilen, und zwar nicht nur die Verantwortung, sondern auch die Lorbeeren. Ich nenne hier immer gerne folgendes Beispiel: Früh in meiner Laufbahn war ich zu Besuch bei dem Geschäftsführer des damals größten Co-Packers in Österreich, sozusagen dem Platzhirsch auf dem österreichischen Markt. Er hat aber nicht verstanden zu teilen. 20 Jahre später steht er einem Unternehmen vor, das auf ein Fünftel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft ist. Heute sind wir Marktführer. Das zeigt mir, dass unser Konzept, Menschen mit in die Verantwortung zu nehmen und mit ihnen Befugnisse zu teilen, zum Erfolg geführt hat.

Wirtschaftsforum: Wie praktizieren Sie die Philosophie des Teilens?

Ralph Spiering: Man muss sein eigenes Ego in den Hintergrund stellen, nicht nur als Inhaber bereit sein, sich zurückzunehmen und sollte es auch mal aushalten, in der zweiten Reihe zu stehen und das Rampenlicht anderen zu überlassen. Man sollte gerade stolz darauf sein, dass die Mitarbeiter Tolles für die eigene Firma leisten und dafür auch Anerkennung verdienen. Unser Geschäftsführer in Österreich hat zum Beispiel dieses Jahr einen Staatspreis gewonnen, der im Fernsehen verliehen wurde. Darüber habe ich mich unheimlich gefreut.

Wirtschaftsforum: Welche Meilensteine waren in der Firmenentwicklung grundlegend?

Ralph Spiering: Ganz wichtig waren die frühen Personalentscheidungen. 2001 habe ich zwei Geschäftsführer eingestellt, die zu dem Zeitpunkt solche Positionen nicht innehatten. Sie sind aber mit der Zeit so mit der Firma und Ihren Aufgaben gewachsen, dass sie Länderverantwortung übernehmen konnten. In der Stufe darunter wurde auch ein Wandel vollzogen, indem wir eine Ebene von Regionalmanagern eingezogen haben. Das war eine große strukturelle Änderung. Die Tatsache, dass dies reibungslos funktioniert hat, macht mich auch sehr stolz. Wichtig waren zweitens die strategischen Entscheidungen. Wir erarbeiten alle fünf Jahre eine neue Strategie mit konkreten Zielen und Meilensteinen. Jetzt befinden wir uns in Phase fünf und haben uns vier Schwerpunktthemen für die kommenden fünf Jahre vorgenommen.

Wirtschaftsforum: Welche Themen sind das?

Ralph Spiering: Zum einen geht es um das Thema Nachhaltigkeit. Das ist in der heutigen Zeit für die Verpackungsindustrie von höchster Priorität. Wir arbeiten mit Hochdruck an verschiedenen Ansätzen, um konkrete Kundenlösungen vorstellen zu können. Solche nachhaltigen Lösungen stellen auch einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil dar, wenn Konsumenten ihre Kaufentscheidungen zugunsten von Nachhaltigkeitskriterien fällen. Als zweites Ziel haben wir weiteres Wachstum ins Auge gefasst. Wir wollen noch in ein viertes Land expandieren und dort neue Standorte eröffnen. Damit wir uns nicht übernehmen, gilt es dabei, unsere Leistungsfähigkeit auf einem hohen Niveau zu halten – unsere dritte Säule. Und als viertes Thema werden wir Innovationen vorantreiben, also neue Services, die unser Angebot ergänzen.

Wirtschaftsforum: Sie genießen die Unterstützung erfahrener Manager in Schlüsselpositionen. Wie sehen Sie Ihre eigene heutige Aufgabe?

Ralph Spiering: Ich sehe mich selbst als Stratege und Finanzaufsicht im Hause. Ab einer bestimmten Größenordnung bin ich bei Entscheidungen eingebunden, aber die operative Verantwortung liegt bei den Geschäftsführern. Und ich achte auf die Pflege unserer Werte und den positiven Spirit im Unternehmen. Denn ich bin ein großer Befürworter der sogenannten SZ-Regel. Das heißt, Stimmung steht vor Zahlen. Wenn die Stimmung stimmt, dann stimmt auch das Ergebnis.

Wirtschaftsforum: Was sind denn Ihrer Meinung nach die Erfolgsfaktoren des Unternehmens?

Ralph Spiering: Es sind mehrere Aspekte, die hier wichtig sind. Erstens spielt das Menschliche eine große Rolle. Unsere Kunden schätzen das persönliche Interesse, dass wir ihnen und ihren Themen entgegenbringen. Unsere Mitarbeiter sind mit so viel Herzblut und Engagement dabei, dass der Kunde das unmittelbar spürt. Zweitens bieten wir unseren Kunden mit unseren kreativen Lösungen einen echten Mehrwert. Nicht zuletzt ist Flexibilität unser großes Plus. So befinden sich viele unserer Standorte in der Nähe unserer Kunden oder wir arbeiten direkt beim Kunden, damit die Wege so kurz wie möglich gehalten werden können. So werden auch die Kundenbeziehungen gestärkt.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Rausgehen, um weiterzukommen

Interview mit Jakob Schöffel, CEO der Schöffel Gruppe und Stefan Ostertag, CMO/CDO von Schöffel SPORT

Rausgehen, um weiterzukommen

Wer heute rausgeht, geht nicht einfach nur spazieren. Er sucht Stille, Weite, Ausgleich. Und oft auch ein kleines Stück Selbstvergewisserung in einer Welt, die sich schneller verändert, als uns manchmal…

Mehr Wert auf der Fläche

Interview mit Jasmin Arens, COO der InCase Handelsgesellschaft mbH

Mehr Wert auf der Fläche

Vom Haarschmuck bis zum Beauty-Accessoire, von der Maniküreschere bis zum Reisegepäck: Die InCase Handelsgesellschaft mbH mit Sitz in Essen hat sich in über 20 Jahren einen festen Platz als zuverlässiger…

Der Käse, der aus der Kälte kommt

Interview mit Dennis van Huet, Geschäftsführer der ZZA B.V.

Der Käse, der aus der Kälte kommt

Die italienische Küche ist beliebt wie eh und je. Pizza, Pasta und Co. sind inzwischen auch die häufigsten Gerichte im Restaurant und auf dem privaten Speiseplan. Auf eine gute Pizza…

Spannendes aus der Region Karlsruhe

Nachhaltiger Wohnraum

Interview mit Roger Schwartz, Vorstand der GeRo Real Estate AG

Nachhaltiger Wohnraum

Die GeRo Real Estate AG ist ein mittelständischer Projektentwickler mit Sitz in Deutschland, der sich auf die Entwicklung hochwertiger Immobilien spezialisiert hat. In einem Markt, der von Wohnungsnot und steigenden…

Den Drachen reiten und Chancen nutzen

Interview mit Achim Kirchgässner, Vorstandsmitglied der Exxeta AG

Den Drachen reiten und Chancen nutzen

Die Exxeta AG zählt zu den spannendsten Playern der deutschen Digitalwirtschaft – auch, weil sie sich bewusst gegen Standardlösungen stellt. Im Gespräch erläutert Vorstandsmitglied Achim Kirchgässner, wie das Unternehmen Innovation,…

Innovative Betonlösungen – wenn Verantwortung auf Beständigkeit trifft

Interview mit Dipl.-Ing. Dirk-Uwe Spengler, Geschäftsführer der BTE stelcon GmbH

Innovative Betonlösungen – wenn Verantwortung auf Beständigkeit trifft

Mit Innovationskraft und Erfahrung prägt die BTE stelcon GmbH die Zukunft hochwertiger Betonflächenlösungen. Als Spezialist für belastbare Industrieplatten, Bahnübergangssysteme und WHG-zertifizierte Flächen setzt das Unternehmen seit über 100 Jahren Maßstäbe…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit großem Erfolg auf dem Holzweg

Interview mit Thomas Möhring, Geschäftsführer der Julius Ulrich GmbH & Co. KG

Mit großem Erfolg auf dem Holzweg

Holz fasziniert die Menschen seit jeher – als Baumaterial, Energieträger und Gestaltungselement. Das natürliche Material begeistert mit einer einzigartigen Kombination aus Ästhetik und Funktionalität. Es ist zeitlos und zugleich hochaktuell…

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Interview mit Michael Tomerius, CEO der Dermaroller GmbH

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Schönheitspflege ist längst mehr als ein flüchtiger Trend. Immer mehr Menschen setzen auf effektive und zugleich schonende Verfahren, um Hautbild und Ausstrahlung zu verbessern. Neben klassischen Kosmetikbehandlungen hat sich insbesondere…

TOP