Bauwerken ein langes Leben schenken

Interview mit Martin Weihe, Geschäftsführer der OBRA Bautenschutz GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Weihe, würden Sie uns zunächst einige Meilensteine in der Geschichte Ihres Unternehmens nennen?

Martin Weihe: 1965 wurde OBRA von Otto Brauch gegründet. Die Haupttätigkeiten waren damals Abdichtungsarbeiten und die Verarbeitung von bauchemischen Produkten. Nach dem Tod des Gründers übernahm 1990 die SAX + KLEE-Gruppe die Firma. Seitdem ist sie stark gewachsen. Neben der Bodenbeschichtung haben wir angefangen, auch Bauwerksinstandsetzung auszuführen, und diesen Bereich immer weiter ausgebaut. In den vergangenen 15 Jahren haben wir unsere Mitarbeiterzahl verdoppelt. Heute haben wir 120 Beschäftigte und erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen 15 und 17 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Welche Leistungen bieten Sie an?

Martin Weihe: Unser breites Angebot bei Bauwerksinstandsetzungen reicht von Industrieinstandsetzungen über Kellertrockenlegung und Korrosionsschutz bis hin zu Fassadensanierungen. Ein Schwerpunkt ist die Instandsetzung von Stahlbetonbauwerken. Im Industriebereich geht es oft um Bodenbeschichtungen mit Reaktionsharzen oder um die Instandsetzung von statisch relevanten Stahlbetonbauteilen. Dabei bieten wir die gesamte Kette von der Beratung und Empfehlung der Maßnahmen bis zur Umsetzung der Sanierung als Komplettleistung an. Unsere Auftraggeber sind Ingenieurbüros, Industriekunden, Wohnungsbaugesellschaften, Hausverwaltungen und Eigentümergemeinschaften, Privatkunden sowie die öffentliche Hand. Im Wesentlichen sind wir in der Rhein-Neckar-Metropol-Region tätig, im Einzelfall auch darüber hinaus. So hatten wir beispielsweise ein außergewöhnliches Projekt in Stuttgart, die Sanierung des Seelöwenbeckens in der Wilhelma.

Wirtschaftsforum: Für die Bauindustrie sind es aktuell keine goldenen Zeiten. Wie entwickelt sich Ihr Markt?

Martin Weihe: Von der Entwicklung im Hoch- und Wohnungsbau sind wir völlig entkoppelt. Die Instandsetzungen gingen und gehen auf unserem Gebiet unvermindert weiter. In der Coronazeit hatten wir den Vorteil, dass wir weiterarbeiten durften und mussten, denn wir waren auch in systemrelevanten Bereichen tätig. Die Preise für Kunstharze waren zeitweise extrem hoch. Sie haben sich jetzt aber stabilisiert. Unter den hohen Energiepreisen leiden wir nicht so sehr, auch wenn Beton an sich, ebenso wie Betonersatzmörtel, ein sehr energieintensiver Baustoff ist. Er hat bei uns gemessen an den Gesamtkosten aber keinen so großen Anteil.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie die Stärken von OBRA?

Martin Weihe: Aufgrund unserer Manpower und Fachexpertise sind wir extrem flexibel und können kurzfristig agieren – der Zeitfaktor ist gerade im Industriebereich ein ganz wichtiger Aspekt. Unsere Mitarbeitenden sind fachlich sehr gut qualifiziert. Unsere Mitarbeitenden verfügen über alle erforderlichen Ausbildungen und Qualifikationen, beispielsweise den SIVV-Schein. Das ist ein Befähigungsnachweis für die Instandsetzung von Betonbauteilen. Entsprechend hoch ist unser Lohnniveau. Von den Kunden wird das akzeptiert, denn sie wissen, dass wir auch spezielle und komplizierte Ingenieurssachverhalte fachgerecht abwickeln können.

Wirtschaftsforum: Wie sehr macht sich bei Ihnen der Fachkräftemangel bemerkbar?

Martin Weihe: Wir müssen jeden Tag intensiv an der Weiterentwicklung des Personals arbeiten. Durch die Netzwerke unserer gewerblichen Mitarbeitenden können wir immer wieder talentierte Fach- und Nachwuchskräfte gewinnen. Viel schwieriger ist es bei den Führungskräften und Bauleitern.

Wirtschaftsforum: Wie nachhaltig ist Ihr Geschäft?

Martin Weihe: Grundsätzlich sind wir bestrebt, unsere Instandhaltungen auf Langlebigkeit auszurichten. Da wir regelkonform und DIN-gerecht bauen, erfüllen wir alle Kriterien, die dafür ausschlaggebend sind.

Wirtschaftsforum: Welche Entwicklungen erwarten Sie in der Zukunft?

Martin Weihe: Die Bauwerksinstandsetzung ist ein sehr solider Bereich. Aber natürlich müssen wir mit neuen Entwicklungen, etwa was die Bauweise von Gebäuden angeht, mitgehen. Auch wir sind abhängig von der Weltwirtschaft und davon, wie sich die Großkonzerne hier in der Region entwickeln. Denn das hat Auswirkungen auf die Mitarbeitenden, die hier leben, und letztlich auf die Investitionsbereitschaft. Wichtig ist für uns deshalb eine breite Streuung des Angebots und der Wirtschaftsbereiche.

Wirtschaftsforum: Noch eine Frage zu Ihrer Person: Wann sind Sie zu OBRA gekommen, und was ist Ihre persönliche Motivation?

Martin Weihe: Ich bin seit 2001 im Unternehmen und damit dienstältester Mitarbeitender. Seitdem mache ich meinen Job mit Freude und gebe das auch an die Mitarbeitenden weiter.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Digitale Impulse im Maschinenbau

Interview mit Jil Evertz, Mitgesellschafterin und Prokuristin der Egon Evertz GmbH & Co.KG

Digitale Impulse im Maschinenbau

Seit fast 70 Jahren steht der Name Evertz für Innovation, Qualität und Kontinuität im Maschinen- und Stahlanlagenbau. Was 1956 mit einer pfiffigen Idee zur Reparatur von Kokillen begann, ist heute…

Individualität nimmt Form an

Interview mit Konrad Michalek, Geschäftsführer und Anja Michalek, kaufmännische Leitung der Michalek Wohntraum GmbH

Individualität nimmt Form an

Der Traum vom Eigenheim ist tief in der Vorstellung vieler Menschen verwurzelt. Ihn zu verwirklichen wird jedoch immer schwieriger. Hohe Immobilienpreise, Baukosten und Zinsen machen es vor allem jungen Familien…

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

Spannendes aus der Region Mannheim

Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Interview mit Marcus Acker, Geschäftsführer der Imhoff & Stahl GmbH

Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Die Chemiedistribution ist das verbindende Glied zwischen Herstellern und Industrie. Sie sorgt dafür, dass chemische Rohstoffe sicher, flexibel und termingerecht dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden – in nahezu allen…

Der präzise Blick ins Innere

Interview mit Arthur Vogt, Co-CEO der RAD-x Management GmbH

Der präzise Blick ins Innere

Die RAD-x Gruppe, eine führende Unternehmensgruppe im Bereich der bildgebenden Diagnostik, hat sich in den letzten Jahren als verlässlicher Partner für Ärzte und medizinische Einrichtungen in Deutschland und der Schweiz…

„Die Energiewende ist für uns alle eine Chance!“

Interview mit Sebastian Ebert, Prokurist der Südkabel GmbH

„Die Energiewende ist für uns alle eine Chance!“

Wer immer nur auf mögliche Risiken der Energiewende verweist, verstellt damit den Blick auf das enorme Potenzial, das eine erfolgreiche Transformation für Deutschland als Wirtschaftsstandort bedeuten kann, meint Sebastian Ebert,…

Das könnte Sie auch interessieren

Immobilien für die Zukunft

Interview mit Roland Biskupek, Geschäftsführender Gesellschafter der BSM GmbH

Immobilien für die Zukunft

Die Immobilienbranche blickt auf Jahre anhaltenden Boom zurück. Die aktuelle Situation, die von hohen Material- und Energiepreisen, steigender Inflation und unterbrochenen Lieferketten geprägt ist, stellt alle Stakeholder der Branche vor…

„Ehrlich mit den Kunden“

Interview mit Ing. Markus Ritter, Vorstandsvorsitzender der C&P Immobilien AG

„Ehrlich mit den Kunden“

Es sind spezielle Zeiten für die Immobilienbranche. Nach Jahren des Booms befindet sich die Branche aktuell in unsicherem Fahrwasser. Bei der österreichischen C&P Immobilien AG mit Sitz in Graz, einem…

Sanieren mit Substanz im Denkmalschutz

Interview mit Karsten Keilberg, Geschäftsführer der Keilberg Gebäudesanierungs GmbH & Co. KG

Sanieren mit Substanz im Denkmalschutz

Die Baumeister der Vergangenheit sind auf das Sanierungs-Know-how von heute angewiesen, damit ihre Werke dem Zahn der Zeit trotzen können. Genau in diesem speziellen Segment engagiert sich die…

TOP