„Die Energiewende sorgt für eine steigende Nachfrage!“
Interview mit Arndt Freytag, Geschäftsführer der Socomec GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Freytag, seit inzwischen sechs Jahren verantworten Sie als Geschäftsführer der Socomec GmbH eine 100%ige Tochter der französischen Socomec-Gruppe, die ein weltweites Umsatzvolumen von über 900 Millionen EUR aufweist. Mit welchen Produkten bewegen Sie sich dabei genau im Markt?
Arndt Freytag: Grundsätzlich steht unser Leistungsspektrum auf vier Standbeinen: So treten wir als Hersteller von Schaltgeräten im Niederspannungsbereich sowie von messtechnischen Einrichtungen wie Zählern und anderen Messsystemen auf. Darüber hi- naus produzieren wir USV-Anlagen sowie Energiespeichersysteme im mittleren und höheren Leistungsbereich. Jenseits der Fertigung der entsprechenden Komponenten bieten wir zudem alle mit den entsprechenden Geräten verbundenen Serviceleistungen an.
Wirtschaftsforum: Ein Marktsegment, das angesichts der Energiewende eine starke Wachstumsentwicklung verspricht?
Arndt Freytag: Aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen, beziehungsweise insbesondere der Anforderungen an das Verteilungsnetz, werden viele Stadtwerke und andere Versorgungsbetriebe ihre Verteilungsstationen umrüsten müssen, damit die ein- und ausgehenden Stromflüsse so sauber gemessen werden können, dass mit der zugespeisten und abgegebenen Energie im Rahmen der zunehmend dezentraler werdenden Stromerzeugung hinreichend sorgfältig umgegangen werden kann. Dazu müssen jedes Jahr allein 40.000 der in Deutschland bestehenden Trafo-Stationen komplett erneuert werden. Schon hier sehen wir also einen riesigen Markt für unsere Produkte – und auch von den privatwirtschaftlichen Unternehmen wird im Zuge des Energieeffizienzgesetzes mittlerweile verlangt, dass sie ihre Einsparungsmöglichkeiten korrekt ausweisen, wozu natürlich erst einmal entsprechende Werte gemessen werden müssen. Grundsätzlich erkennen wir damit eine sehr günstige Marktausgangssituation für Socomec. Trotzdem stehen auch wir vor Herausforderungen.
Wirtschaftsforum: Um welche Herausforderungen handelt es sich dabei?
Arndt Freytag: Trotz des großen Nachfragevolumens besteht in Deutschland durchaus das Risiko substanzieller struktureller Veränderungen, die unter anderem in den deutlich höheren Energiepreisen begründet sind. In Osteuropa und im südostasiatischen Raum kann mit ganz anderen Kostenstrukturen gefertigt werden, während der technologische Vorsprung in Westeuropa wegen der starken Entwicklungsschübe in neuen Technologien inzwischen stark abgeschmolzen ist. Sinkt die deutsche Industrialisierungsquote in den nächsten Jahren weiter und erreicht perspektivisch vielleicht den deutlich niedrigeren Stand von Frankreich oder dem UK, würde hierzulande allgemein weniger produziert werden und damit auch die Nachfrage nach unseren Produkten zurückgehen. Insgesamt überwiegen aus unserer Sicht jedoch klar die Chancen für den deutschen Markt – nicht zuletzt, weil wir auch große Applikationen für Rechenzentren bereithalten, ein Segment, das zukünftig starke Wachstumsraten erfahren wird.
Wirtschaftsforum: Wie verändern sich angesichts dieser technologischen Umwälzungen auch Ihre Serviceleistungen?
Arndt Freytag: Unsere Kunden wünschen sich immer mehr Konzeptlösungen, in deren Rahmen sie dann etwa eine messtechnische Lösung aus einer Hand erhalten können und dafür nicht mehr zahlreiche Subunternehmer beauftragen müssen. Gleichzeitig werden bei unseren Kunden vor Ort weniger Routineleistungen benötigt, dafür jedoch eine noch weitreichendere Beratung gefordert. Dergestalt wird sich auch das Kompetenzfeld unserer Mitarbeiter in den entsprechenden Bereichen ein Stück weit verschieben müssen. Ein weiterer Mehrwert, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, liegt ferner in unseren Remote-Services, die aufgrund nicht zu Unrecht bestehender Sicherheitsbedenken der Netzwerkbetreiber nicht trivial zu implementieren sind. Inzwischen ist es uns jedoch gelungen, ein Dienstleistungskonzept zu entwickeln, bei dem wir Nachrichten, die aus dem Kundennetzwerk an uns gesendet werden, in unserer Leitstelle auswerten, um daraus anschließend Vorkehrungen abzuleiten, die wir dem Kunden zurückspielen, ohne dabei auf sein Netzwerk zugreifen zu müssen.
Wirtschaftsforum: Wie flexibel kann sich Socomec als Unternehmen auf diese Veränderungen einstellen?
Arndt Freytag: Trotz seiner Größe ist Socomec ein mittelständisch geprägtes, eigentümergeführtes Familienunternehmen geblieben, mit sehr flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen auch über die Grenzen der einzelnen Landesgesellschaften hinweg. Gepaart mit einem spannenden Arbeitsfeld sehen wir damit exzellente Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft. Interessierte Kunden und potenzielle Mitarbeiter sind herzlich eingeladen, sich davon an unserem Sitz in Mannheim auch selbst ein Bild zu machen!