Für den Norden etwas bewegen
Interview mit Danyon Nolte, Unternehmenssteuerung und Prokurist der Nordgröön Energie GmbH

Mit dem Kauf des Firmensitzes – einem ehemaligen Postgebäude in Medelby – setzen die Verantwortlichen der Nordgröön Energie GmbH 2015 ein ganz bewusstes Zeichen für ihre Philosophie. „Trotz unseres starken Wachstums gehen wir nicht in eine große Stadt“, verdeutlicht Prokurist Danyon Nolte. „Erneuerbare Energien sind dezentral. Das bedeutet Land und da wollen wir bleiben.“
Das Prinzip von Nordgröön Energie ist einfach, wie Danyon Nolte erläutert: „Wir vermarkten den mittels erneuerbaren Energien erzeugten Strom. Den Betreibern der Anlagen kaufen wir den Strom ab und verkaufen ihn an unsere Endkunden oder verkaufen ihn im Namen des Anlagenbetreibers an seine Endkunden. Beides ist möglich. Unsere zentrale Frage ist: ‘Wie behalten wir den hier produzierten Strom in der Region und was fangen wir damit an?’“
Platz drei beim Wachstum
Noch während ihrer hauptberuflichen Tätigkeit bei den Stadtwerken Flensburg haben Torge Wendt und Marko Bär Nordgröön 2012 gegründet. 2013 stellte das Start-up-Unternehmen erste Angestellte ein. Seitdem konnte die eingekaufte Strommenge in jedem Jahr verdoppelt werden. Danyon Nolte: „Zur Zeit verfügen wir über eine jährliche Leistung von 2,5 GW – das entspricht zwei bis drei Atomkraftwerken. Aktuell stehen wir im bundesweiten Vergleich der Branche auf Platz drei beim jährlichen Wachstum.“
Ganz neues Modell
Vier Jahre nach der Gründung wurden die ersten Endkunden beliefert. „Seit 2016 bieten wir diesen neuen Service“, erklärt Danyon Nolte. „Wir sind die Dienstleister für die Anlagenbetreiber und stehen für ein neues Vertragsverhältnis zwischen Endkunden, Anlagenbetreibern und uns. Eine solche Konstruktion ist ein völliges Novum für die Branche.“
Ein weiterer Meilenstein für Danyon Nolte war 2017 die visuelle Darstellung der Firmenstruktur: „Wir haben flache Hierarchien, aber es war so ein Highlight, dass wir doch ein Organigramm erstellt haben.“ Nordgröön beschäftigt mittlerweile 30 Menschen und der Umsatz liegt bei 150 Millionen EUR. „Unser Unternehmensziel war immer das Wachstum“, skizziert Danyon Nolte. „Uns geht es aber auch um gesellschaftliche Verantwortung, Skalierbarkeit, Effizienz und Qualitätsbewusstsein.“
Der Ingenieur für Energie- und Umweltmanagement ist seit 2015 im Unternehmen und wollte nach Abschluss seines Studiums „für den Norden etwas bewegen.“ Seit seinem Wechsel in die Unternehmenssteuerung 2017 ist er auch für kaufmännische Belange verantwortlich.
„Wir wollen den Energieversorger von morgen darstellen.“ Danyon NolteUnternehmenssteuerung und Prokurist

Zielgruppe von Nordgröön sind private und gewerbliche Kunden zwischen Flensburg und Bremen. Sie werden zum Beispiel durch die ‘Grööntied’ auf das junge Unternehmen aufmerksam gemacht. Danyon Nolte: „Dieses Magazin wurde bereits an 180.000 Haushalte verteilt. Damit wollen wir – ebenso wie mit Radiowerbung – die Menschen darauf aufmerksam machen, sich bewusst mit der Energieerzeugung auseinderzusetzen.“
Langfristiges Denken
„Wir sind in Norddeutschland unterwegs und hier gibt es viel Energie“, erklärt Danyon Nolte. „Wir denken langfristig und beschäftigen uns heute schon mit Themen, die vielleicht erst in 10 oder 20 Jahren aktuell sein werden. Eine unserer Stärken ist die Mischung aus persönlicher Motivation und Wissen über den Energiemarkt. Wir überwinden Hürden, hinterfragen Prozesse und sind beharrlich. Deshalb sind wir auch skalierbar und flexibel. Wir wollen den Energieversorger von morgen darstellen, der den Strom vom Erzeuger direkt an den Endkunden liefert. Das machen wir und das wollen wir weiterentwickeln.“
Grosse Verantwortung
Für Danyon Nolte ist das gesellschaftliche Bewusstsein das zentrale Thema – auch bei der Energieversorgung: „Wir hier in Deutschland haben eine riesige Verantwortung. Die Energiewende zeigt hervorragend, wie wir etwas verändern und dem Klimawandel entgegentreten können. Hier sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, was möglich ist. Sonst wissen wir später nicht, was wir unseren Kindern erzählen sollen. Dabei müssen wir immer die Nachhaltigkeit im Blick haben. Als Unternehmen wollen wir mit einer akzeptablen Größe im Energiemarkt dauerhaft bestehen.“