Jeder Reformprozess wird behindert
Unternehmer und Formel-1-Legende Niki Lauda im Interview

Das Interview führte: Manfred Brinkmann
Wirtschaftsforum: Herr Lauda, Sie sind als international agierender Unternehmer immer Europäer und Österreicher zugleich, von daher auch womöglich ein politischer Mensch. Der europäische Wirtschaftsraum befindet sich im Wandel. Inwiefern wird der Brexit Ihr Geschäft beeinflussen?
Niki Lauda: Ehrlich gesagt kann ich das noch nicht sagen – weder ich noch irgendjemand anderer. Da müssen wir schlichtweg abwarten. Wobei ich nicht glaube, dass es für die Briten aufgrund des Votums über Nacht besser werden wird. Die stehen jetzt in der EU erst mal allein da. Außer Frage ist aber auch, dass das negative Folgen für die übrigen Mitgliedstaaten haben wird.
Wirtschaftforum: Kommen wir auf die europäische Wirtschaftspolitik zu sprechen. Welche Forderungen würden Sie als Unternehmer an die Politik richten?
Niki Lauda: Man müsste den gesamten politischen Apparat in Brüssel, der ungemein behäbig, teuer und ineffizient arbeitet, auf Trab bringen. Das wäre das Wichtigste, ist aber fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zu viele Länder wirken unterschiedlich, und damit wird jeder Reformprozess behindert oder verzögert. Das macht mir wirklich Sorgen. Die Entschleunigung der EU hat seit Langem begonnen und kann im Moment nicht aufgehalten werden. In einem Unternehmen ist der Maßstab von Effizienz die Einnahmen-Ausgaben-Rechnung. Gebe ich zu viel aus, habe ich eine zu teure Struktur. Das ist das Problem der EU. Dort reden unzählige Politiker mit, die aber mehr oder weniger nur ihre eigenen Landesinteressen vertreten. Mir geht das alles viel zu langsam. Wenn man als EU im Wettbewerb mit anderen großen Wirtschaftsmächten wie den USA oder China bleiben will, muss es schneller gehen.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie die gleiche Frage in Bezug auf Österreich beantworten?

„Man müsste den gesamten politischen Apparat in Brüssel, der ungemein behäbig, teuer und ineffizient arbeitet, auf Trab bringen.“ Niki Lauda
Niki Lauda: Für Österreich gilt die gleiche Antwort: viel zu langsam. Wir verschlechtern dadurch den Standort Österreich. Es gibt viele Trends in Richtung FPÖ, weil die Bevölkerung frustriert ist. Diese Entwicklung gibt es auch in vielen anderen europäischen Ländern; das ist schon sehr alarmierend. Grund ist, dass die regierenden Parteien ihre Wähler nicht hinter sich bekommen.
Wirtschaftsform: Gibt es ein Land, das nach Ihren Vorstellungen wirtschaftspolitisch als eine Blaupause dienen könnte?
Niki Lauda: Die Schweizer haben es eigentlich nicht so schlecht gemacht. Wenn man es recht betrachtet, haben sie alle Vorteile der EU mitgenommen und sind eigentlich sehr vorbildlich aufgestellt. Dort findet sich auch kein ständig wachsendes Budgetloch. Das schaffen nicht viele Länder.
Zum ersten Teil: Niki Lauda: „So schnell es geht, ich bin bereit“