Wie die Automobilindustrie wettbewerbsfähig bleibt

Interview mit Dr. Thomas Werle, Geschäftsführender Gesellschafter der Meleghy Automotive

Mit rund 1.300 Mitarbeitern in sieben Produktionsstätten in drei Ländern und einem Umsatz von etwa 300 Millionen EUR hat sich die Meleghy Automotive zu einem führenden Lieferanten von Strukturbauteilen und ganzen Karosseriebaugruppen entwickelt.

„Wir sind nicht einfach nur ein Zulieferer, sondern entwickeln gemeinsam mit unseren Kunden schnell und flexibel effiziente Prozesse für ihre individuellen Produkte“, so der Geschäftsführende Gesellschafter Dr. Thomas Werle. „Dafür stehen wir in engem Kontakt mit den OEMs und können durch unsere Konstruktionserfahrung und Innovationsbereitschaft ihre Anforderungen in Bezug auf Qualität und Wirtschaftlichkeit erfüllen.“

Über 100 Jahre Erfahrung

Meleghy Automotive wurde in dieser Form 2012 gegründet. Alles begann mit dem Erwerb der Neef Fertigungstechnik GmbH & Co. KG im Mai 2012. Nach einigen weiteren Gründungen, Zukäufen, Umfirmierungen und Neugründungen haben Dr. Gyula Meleghy, CEO, Michael Scharff, CFO, und Dr. Thomas Werle, CTO/COO, schrittweise die Unternehmensgruppe in der heutigen Form aufgebaut.

„Wir haben uns vorgenommen, etwas Großes zu schaffen“, erläutert Dr. Thomas Werle. „Da sind wir auf einem guten Weg. Als wir Neef übernommen haben, hatte der Betrieb einen Umsatz von 50 Millionen EUR. Durch Zukäufe und die kontinuierliche Weiterentwicklung sind wir um über 600% auf mittlerweile 300 Millionen EUR gewachsen.

Dr. Gyula Meleghy, Michael Scharff und ich arbeiten seit über zwei Jahrzehnten zusammen und sind eine eingespielte Führungsmannschaft.“ Die Geschäftsführenden Gesellschafter profitieren von ihren Erfahrungen in der Branche, beobachten die Märkte in ihrer inhaltlichen Bewegung und sind in der Lage, Trends zu antizipieren und entsprechend auf die Entwicklungen in der Automobilindustrie zu reagieren.

Große Herausforderungen

„Die größte Herausforderung im Tagesgeschäft ist die Volatilität der Abrufsicherheit“, beschreibt Dr. Thomas Werle die aktuellen Marktentwicklungen. „Vor allem die Versorgung mit Halbleitern ist extrem schwierig geworden. Da es aufgrund der Elektrifizierung der Fahrzeuge kaum Bauteile ohne Halbleiter gibt, ist die Situation extrem schwierig.“

Aufgrund der gesamten ökologischen Situation seien die Automobilhersteller dazu gezwungen, noch stärker auf das Thema E-Mobilität zu setzen. Hinzu kommt, dass vor allem die Konsumgüterindustrie die Volumina an verfügbaren Halbleitern für sich beansprucht.

Trotzdem blickt der Geschäftsführende Gesellschafter optimistisch in die Zukunft: „Sobald sich die Schwingungen in der Lieferkette stabilisiert haben, stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Wir gehen davon aus, dass sich die Rohstoffsituation bis Mitte 2022 wieder normalisieren wird. In der Zwischenzeit wird die Entwicklung neuer Fahrzeuge vorangetrieben.“

Neue Entwicklungen

Gemeinsam mit den OEMs realisiert die Meleghy Automotive als Tier-1-Supplier auf Basis von Produktideen ein serienreifes Produkt. Ein großes Thema auf dem Gebiet neuer Entwicklungen in der Automobilindustrie ist die E-Mobilität. Die Batterie ist mittlerweile Teil der neuen Motoreinheit, wodurch sich neue Anforderungen an die Karosserie ergeben.

Meleghy Automotive fertigt Crashoptimierte Baugruppen für den Batteriekasten, die bereits in den neuen Modellen führender Automobilhersteller zum Einsatz kommen. „Ein weiteres Geschäftsfeld ist das Thema Strebentechnik“, ergänzt Dr. Thomas Werle. „Wir entwickeln neue Technologien rund um Strebenprodukte, die als Versteifungselemente im Fahrzeug zu finden sind und die wir unter dem Produktnamen MiMeC , Mi-MEC connect und MiMeC tool am Markt platziert haben. Dabei legen wir Wert auf innovative Ideen im Bereich der Produktanbindung in der Karosserie. Im Rahmen eines Joint Venture mit der Innomotive Safety Systems GmbH & Co. KG stellen wir zum Beispiel ein Überrollschutzsystem für Cabriolets her. Innosafes hat sich damit als technologischer Weltmarktführer etabliert.“

Mitarbeiter leben Automotive

Ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft der Unternehmensgruppe Meleghy International, sind die insgesamt rund 1.300 Mitarbeiter des Unternehmens. Ihr Engagement, ihre Ideen und ihr unermüdlicher Einsatz haben wesentlich zum Erfolg beigetragen. Aus diesem Grund legt der Betrieb großen Wert auf die Ausbildung seiner Mitarbeiter.

Bis zu 80 junge Auszubildende in der Unternehmensgruppe werden in allen Divisionen ausgebildet und auch die nächste Generation der Führungsebene wird schrittweise an ihre Aufgabe herangeführt. Dazu gehören auch die Normen und Werte der Firma, die in dem Slogan ‘Wir leben Automotive’ zum Ausdruck kommen.

Mobilität in der Zukunft

Dr. Gyula Meleghy, Michael Scharff und Dr. Thomas Werle haben Meleghy Automotive erfolgreich aufgebaut und zu einem unverzichtbaren Partner der internationalen Automobilbranche entwickelt. „Wir müssen uns die Frage stellen, was Mobilität in Zukunft heißt“, bemerkt der Geschäftsführende Gesellschafter. „Die Automobilindustrie wird noch mindestens zwei Jahrzehnte die flexible Mobilität bestimmen und es wird einen Mix aus Verbrennern, E-Mobilität und Wasserstoff geben. Wir können das Unternehmen nur dann erfolgreich in die Zukunft führen, wenn wir schrittweise die Transformation einleiten. Aus diesem Grund haben wir das Unternehmen in sechs Hauptbereiche aufgestellt: Operations, Technologie und Projektmanagement, Controlling und Finanzen, Logistik und Digitalisierung, Vertrieb und Marketing sowie Strategie. Die Themen CO2-Fußabdruck sowie Prozesseffizienz spielen in diese Bereiche mit herein. Unsere Zielsetzung ist es, langfristige Kundenbeziehungen auszubauen, uns als Anbieter anspruchsvoller und hochwertiger Bauteile zu etablieren, die Internationalisierung zu verstärken und gezielt in Zukunftsmärkte und -produkte zu investieren.“

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