Automatisierungstechnik im Baukastensystem
Interview mit Jörg Herre, Leiter Vertrieb und Marketing der Friedemann Wagner GmbH
Seit nunmehr fast 45 Jahren ist die Friedemann Wagner GmbH ein Familienbetrieb. 1979 wurde das Ursprungsunternehmen von Friedemann Wagner und einem Partner gegründet. Seit 2013 führen seine beiden Kinder Andreas Wagner als Geschäftsführer und Monja Hermle als Kaufmännische Leiterin den Betrieb in 2. Generation, wobei ihnen der Seniorchef bei Bedarf gerne zur Seite steht.
Der Slogan „Qualität, die bewegt“ gilt bei Friedemann Wagner sinngemäß von Beginn an: Das Unternehmen fertigt erfolgreich hochpräzise Schwenk-, Rundtakt-, Hub-, Linear- und Greifeinheiten. „Unsere Stärken liegen in der eigenen Konstruktion, Produktion und Montage, unserem großen internen Know-how und der hohen Fertigungstiefe“, fasst Jörg Herre, Leiter Vertrieb und Marketing, zusammen.
Präzise Qualitätsbauteile
Friedemann Wagner bietet pneumatische Module im Baukastensystem, die in diversen, aufeinander abgestimmten Baugrößen verfügbar sind. Alle Produkte werden im Haus entwickelt, produziert und montiert. „Unser Schwerpunkt sind Module für rotative Bewegungen, schwenkend oder drehend. Die Schwenkmodule haben einen Drehwinkel von 180 Grad. Daneben fertigen wir auch Module für lineare Bewegungen in horizontaler oder vertikaler Richtung“, erklärt Jörg Herre.
Standardprodukte hat das Unternehmen auf Lager, sie können je nach Bedarf und Stückzahl als kundenspezifische Lösungen abgeleitet werden. Jörg Herre führt aus: „Unsere Produkte werden in die Prozesskette der Kunden eingebaut. Sie sind für sich keine fertigen Produkte, sondern Teil der Automatisierungsanlage.“ Bei Kundenanwendungen ist Friedemann Wagner breit aufgestellt. Sie reichen vom Bedrucken und Lasern bis zur Automobilindustrie und Medizintechnik. Auch klassische Drehereien nutzen die Produkte. Bei den Kunden handelt es sich meist um Anbieter von Automatisierungslösungen, aber auch um direkte Anwender wie etwa Fertiger, die die Baugruppen selbst in ihre Automatisierung integrieren.
„Pneumatik ist heute nicht so schlecht wie ihr Ruf.“ Jörg HerreLeiter Vertrieb und Marketing
„Ein großer Teil der Kunden sind namhafte OEMs“, so der Marketing- und Vertriebsleiter. Mit der 2. Familiengeneration ist Friedemann Wagner 2015 auch in den Direktvertrieb eingestiegen, nachdem zuvor ausschließlich Händler beliefert worden waren. „Das hat den Vorteil, dass wir unsere Kunden und ihre Problemfälle jetzt besser kennen“, so Jörg Herre, der meist direkten Kontakt zu den Konstrukteuren der Kunden hat.
Der Nutzen liegt im Detail
Die Gründe dafür, dass Friedemann Wagner seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt besteht, sieht Jörg Herre insbesondere in der Qualität der Produkte. „Sie zeichnen sich aus durch hohe Präzision, Wiederholungsgenauigkeit, Robustheit und Langlebigkeit sowie Zuverlässigkeit. Weiterhin ist es für uns von Vorteil, dass wir branchenübergreifend tätig sind – wir bedienen mit unseren Qualitätsprodukten vor allem Kunden mit hohen Ansprüchen und finden uns so meist in Nischen wieder.“
Der Nutzen der Produkte liegt im Detail. So bietet Friedemann Wagner beispielsweise eine Schwenkeinheit mit 190 Grad statt standardmäßig 180 Grad. Der Einstellwinkel ist von außen zu verändern, ohne dass das Bauteil zerlegt werden muss, was die Inbetriebnahme erleichtert.
Direktvertrieb ausbauen
Intern ist das Thema Fachkräfte ein wichtiges Thema. „Der Familienbetrieb lebt von seinen Fachkräften, die die Verantwortung zur Qualität mittragen. Unsere Mitarbeiter müssen flexibel sein, um unterschiedliche Etappen im Konstruktions- und Produktionsprozess bearbeiten zu können“, betont Jörg Herre. Er berichtet von einer steigenden Nachfrage an Automationen aufgrund des Fachkräftemangels. „Dadurch muss die Automatisierung mehr Aufgaben übernehmen.“
Die Pneumatik habe fälschlicherweise nicht den besten Ruf, denn moderne Kompressoren, Sensorik, die Verbreitung der Druckluft, die simple Einbindung und das ungefährliche Medium Luft bringen unschlagbare Vorteile in der Automation. Für die Zukunft liegt der Fokus im Unternehmen darauf, bestehende Kunden zu halten und neue zu gewinnen. Der Direktvertrieb soll weiter ausgebaut werden. Zudem soll sich der Anteil an Standardprodukten erhöhen. Aktuell ist der Großteil der Produkte kundenspezifisch. Jörg Herre möchte neben der Firma an sich auch deren Rundschalttische bekannter machen. Ein wichtiges neues Produkt ist in diesem Zusammenhang der handgetriebene Rundschalttisch, der nicht angetrieben, sondern durch das Bedienpersonal gedreht wird und automatisch einrastet. Zur aktuellen Situation von Friedemann Wagner am Markt sagt er: „Die Coronakrise mit dem Rückgang an Investitionen und Problemen bei der Materialverfügbarkeit haben wir gut überstanden, weil wir in vielen Branchen unterwegs und bodenständig aufgestellt sind.“