Handschlagqualität in großem Stil

Interview mit Günther Dorrer, Geschäftsführer der MCE GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Dorrer, wie ist die Situation bei MCE nach der Coronakrise und unter dem Einfluss des Krieges in der Ukraine?

Günther Dorrer: Die Coronapandemie hat sich im Brückenbau nicht negativ ausgewirkt. Anders war es im Stahlbau. Airbus ist ein wichtiger Kunde von uns, für den wir Montagelinien fertigen. Die Luftfahrtbranche war komplett zusammengebrochen, Investitionen wurden zurückgefahren. Airbus hat jetzt wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Im Brücken- wie auch im Stahlbau sind die Perspektiven gut. Der Krieg hat aber zu einer deutlichen Produktverteuerung geführt. Unterbrochene Lieferketten führen zu längeren Dispositionszeiten, manche Produkte sind gar nicht mehr verfügbar, gerade im Bereich Elektronik und Elektrotechnik. Hier müssen wir auf alternative Produkte umsteigen oder andere Supply Chains auftun. Auch die gestiegenen Energiepreise machen sich in unseren Produktionen bemerkbar. Trotz der Krisen verzeichnen wir aber ein deutliches Wachstum. Das resultiert nicht zuletzt aus dem Nachholbedarf in der deutschen Infrastruktur.

Wirtschaftsforum: Wo steht MCE derzeit auf dem Markt?

Günther Dorrer: Im Brückenbau sind wir in der DACH-Region eines der führenden Unternehmen. Ähnlich ist es im Stahlanlagenbau. Hier zählen wir mit Airbus zu den Top 3 bis 5 in Qualität, Innovation, Kosten und Termintreue. Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir einen Jahresumsatz von 150 Millionen EUR erwirtschaftet.

Wirtschaftsforum: Kommen wir zu Ihren Leistungen. Welche Projekte würden Sie besonders hervorheben?

Günther Dorrer: Im Brückenbau haben wir aktuell ein Leuchtturmprojekt, den Neubau der Rheinbrücke Duisburg-Neuenkamp. Es hat ein Volumen von rund 400 Millionen EUR. Gestartet ist es 2020, mitten in der Coronazeit. Entsprechend groß waren die Lieferkettenprobleme. Das Projekt ist technisch und was die Zeitplanung betrifft herausfordernd. Die Brücke besteht aus zwei getrennten Überbauten, Nord und Süd. Süd wird im Herbst dieses Jahres an den Verkehr übergeben und anschließend die Bestandsbrücke abgebrochen. In Nordrhein-Westfalen bauen wir derzeit noch die Brücke Nordstern auf der Stadtbahnlinie U 81. Sie bindet den Düsseldorfer Flughafen an das Stadtbahnnetz an. Hier nutzen wir eine sehr innovative Montagetechnologie. Die Brücke kreuzt mehrere Verkehrswege, unter anderem die A 44. Mit unserem Konzept konnten wir die Verkehrsbeeinträchtigungen minimieren. Die Brücke wird im Taktschiebeverfahren eingeschoben. Dadurch kann auf Hilfsstützen, die sonst auf der Autobahn stehen müssten, verzichtet werden. Im Bereich Stahlbau bauen wir in Toulouse eine Final Assembly Line für die A320-Familie. Auch in Hamburg sind wir an verschiedenen Airbus-Projekten beteiligt.

Wirtschaftsforum: Wie setzen Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäft um?

Günther Dorrer: Hier wollen wir auch unseren Beitrag leisten. Wir haben Investitionen angestoßen, um in der Produktion die Energieversorgung unabhängiger zu machen. Wir werden zum Beispiel mit Photovoltaik arbeiten. Die Anlieferung von Produkten in unsere Werke versuchen wir so zentral wie möglich zu gestalten. Die Vormaterialien kaufen wir so ein, dass wir sie per Bahn transportieren können. In Linz haben wir Mitte 2022 ein neues, komplett autarkes Bürogebäude in Betrieb genommen. Hier nutzen wir eine Erdwärmepumpe für Klimatisierung und Heizung und erzeugen den Strom über Photovoltaik. Im Bereich Brückenbau wird das Thema umgesetzt, indem die großen Infrastrukturbetreiber Nachhaltigkeitskriterien einführen, etwa in Bezug auf den Transport, die Materialien oder den CO2-Ausstoß. Dieser wird reduziert, wenn Stahl mit nachhaltiger Energie erzeugt wird. Auch bei Airbus ist Nachhaltigkeit ein Thema, daher müssen wir dort unsere Kennzahlen vorlegen.

Wirtschaftsforum: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich MCE so erfolgreich entwickelt hat?

Günther Dorrer: Wir stechen mit unserem Leistungsspektrum und der Wertschöpfungstiefe heraus. Von der Projektentwicklung über das Engineering, die Produktion, die Inbetriebnahme bis zur Wartung decken wir die gesamte Kette mit eigenem Personal ab. Das macht uns sehr verlässlich. Wir bieten noch Handschlagqualität. Der wichtigste Erfolgsfaktor sind unsere engagierten Mitarbeiter:innen. Als Arbeitgeber sind wir auch für Nachwuchskräfte interessant. Auch die Auswahl unserer Projekte spielt eine Rolle. Mit ihnen sind wir gewachsen. Wir nehmen nur das an, wo wir unsere Stärken ausspielen können. Weitere wichtige Faktoren sind unsere Qualität, die technische Kompetenz und Lösungsorientierung.

Wirtschaftsforum: Was haben sie für 2023 noch auf dem Zettel, und welche längerfristigen Ziele haben Sie?

Günther Dorrer: Ein wichtiger Termin ist die Fertigstellung der Rheinbrücke im Herbst. Wir wollen weiterhin organisch wachsen und neue spannende Aufgaben übernehmen. Im Anlagenbau möchten wir neben Airbus weitere Kunden gewinnen, auch aus anderen Industrien, in denen unsere Kompetenz von Nutzen ist. Intern möchten wir unsere Prozesse harmonisieren und standardisieren und dadurch effizienter, flexibler und schneller werden. Unser langfristiges Ziel ist, unseren Marktanteil zu halten und auszubauen und in ausgewählten Märkten noch stärker zu werden.

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