Seit über 70 Jahren die Masche raushaben

Interview mit Christoph Larsén, Geschäftsführer der Mattes & Ammann GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Larsén, Sie sind Eigentümer, Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der Mattes & Ammann GmbH & Co. KG. Welche wichtigen Meilensteine gibt es für Sie beim Blick in die Vergangenheit des traditionsreichen Familienunternehmens?

Christoph Larsén: Mein Großvater gründete das Unternehmen 1951; nach seinem Tod führte es meine Mutter 37 Jahre lang allein, in einer Zeit, als eine Frau an der Spitze eines Unternehmens sehr ungewöhnlich war. Das Portfolio war anfangs vor allem geprägt von Meterware für Damenoberbekleidung. 1974 war Mattes & Ammann der viertgrößte Hersteller von Damenoberbekleidungsware im Maschenbereich. Als der Markt zusammenbrach und viele Unternehmen verschwanden, gelang Mattes & Ammann die Transformation hin zu technischen Textilien, sodass man erfolgreich in der Matratzenindustrie und Ende der 1970er-Jahre in der Automobilindustrie Fuß fasste. Für Daimler fertigte Mattes & Amman Himmel für Trucks, später auch für sämtliche Pkw. Heute sind wir im Lkw-Bereich bei Innenverkleidungen führend und arbeiten mit vielen internationalen Konzernen zusammen.

Wirtschaftsforum: Wo liegt heute der Hauptfokus?

Christoph Larsén: 60% des Umsatzes realisieren wir mit der Automobilindustrie, worunter Pkw, Trucks, Agrarfahrzeuge, Caravans und Baufahrzeuge fallen. Weitere Märkte sind die Matratzenindustrie und das Windelverschlussgeschäft. Zudem liefern wir Fireblocker für Flugzeuge, Materialien für Schuhe, Fensterdichtungen, Lebensmittelverpackungen und vieles mehr. Entscheidend ist, dass wir unser Portfolio zwar ausgeweitet haben, jedoch seit 72 Jahren immer Meterwarenlieferant geblieben sind und damit einer der ältesten Hersteller überhaupt in dem Maschenstoffbereich.

Wirtschaftsforum: Mattes & Ammann agiert seit 72 Jahren erfolgreich auf einem Markt, der immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt. Welche Strategie steckt dahinter?

Christoph Larsén: Wir wollen kompromisslose Qualität liefern, deshalb haben wir unterschiedlichste Zertifizierungen – unter anderem für Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit, Kulturmanagement, die Schifffahrt, Flugzeug- und Bahnindustrie. Zudem gibt es für technische Prüfungen für die Automobilindustrie ein akkreditiertes Labor. Da wir der einzige Maschenstoffhersteller mit einem derartigen Labor sind, bieten wir Prüfungen auch für Dritte an. Nicht zuletzt legen wir großen Wert auf hohe Liefertreue, eine ausgeprägte Entwicklungsbereitschaft in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, Lieferanten, Entwicklungspartnern und Kunden, Disziplin und Verlässlichkeit. Diese Werte bilden die Basis für alles, auch für Zukunftsaufträge.

Wirtschaftsforum: Wie geht Mattes & Ammann mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Christoph Larsén: Dieses Thema ist so alt wie die Firma selbst und für uns schon sehr lange eine Selbstverständlichkeit. Wir haben zum Beispiel begonnen, mit nachwachsenden Rohstoffen auf dem Acker zu experimentieren und Nessel angebaut, um Fasern zu gewinnen. Auch wenn der Erfolg noch mäßig ist, halten wir daran fest, bis wir unser Ziel erreicht haben. Ein weiterer Schritt zur Nachhaltigkeit ist das Einsetzen recycelter Materialien. Wir können hier alles liefern, allerdings halten sich Kunden aus Kostengründen noch zurück. Hier ist ein langer Atem notwendig, aber wir sind sicher, das Richtige zu tun. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass die Zukunft langfristig nicht im recycelten Material liegt, sondern im Kreislaufsystem. Auch hier nehmen wir als einer der Ersten, der ein komplettes Kreislaufsystem anbietet, eine Sonderrolle auf dem Markt ein. Bei dem System ‘faircollect’ können zum Beispiel Matratzenbezüge aus 100% Polyester zurückgegeben werden; aus ihnen macht man eine Flüssigkeit, daraus wiederum Granulat, das für einen neuen Matratzenstoff verwendet wird. Mit ‘faircollect’ sind wir ein Pionier auf dem Markt. Bei unserem zweiten System ‘faircollect mixed’ kann auch Mischqualität aufgearbeitet und in ein neues Produkt überführt werden; dieser Prozess ist jedoch nicht auf der Höhe des Kreislaufsystems.

Wirtschaftsforum: Wie fällt der Blick nach vorne aus?

Christoph Larsén: Wir haben vor einigen Jahren einen ehemaligen Lieferanten, die Firma Blanke textech, übernommen, sodass wir heute auch Textilveredelungen, Kaschierungen und Druck anbieten können, was auch künftig von Vorteil sein wird. Insgesamt ist die Auslastung bei uns sehr gut. Wir sind kunden- und marktorientiert, pflegen sehr intensive Partnerschaften mit Kunden, wollen gemeinsam mit ihnen wachsen und unserer sozialen Verantwortung nachkommen.

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