Hygiene zeigt Wirkung
Interview mit Dr. Mark Derks, Geschäftsführer der Laboratorium Dr. Deppe GmbH


Wirtschaftsforum: Herr Dr. Derks, Laboratorium Dr. Deppe steht nicht erst seit Coronazeiten für hochwirksame Desinfektion.
Dr. Mark Derks: Man kann zwar sagen, dass die Pandemie zu einem enormen Nachfrageschub geführt hat, aber wir haben uns schon seit der Gründung 1980 mit der Entwicklung, Produktion und Abfüllung hochwertiger Produkte für die Prävention von Infektionen beschäftigt. Der Firmengründer Dr. Hans Dieter Deppe war Mikrobiologe und entwickelte Lösungen, die auf den professionellen Bereich zugeschnitten waren, also zum Beispiel Material- oder Hautverträglichkeit gewährleisteten. So konnten viele Wirkstoffe etabliert werden, die bis heute erfolgreich sind. Ebenfalls von Anfang an sind wir neben der Produktion unserer Eigenmarke als Lohnhersteller für unsere Kunden tätig. Diese Zweigleisigkeit ist Teil unseres Konzepts geblieben.
Wirtschaftsforum: Sie sprechen von einem regelrechten Nachfrageschub durch Corona?
Dr. Mark Derks: Wir sind bisher organisch gewachsen. In den 2000er-Jahren gab es eine Firmenerweiterung mit der Gründung des Zweitwerks für die Herstellung von vorgetränkten Desinfektionstüchern. Das Jahr 2020 aber hat zu einer absoluten Sonderkonjunktur geführt und sich als Umsatz- und Ertragsbooster erwiesen, so bedauerlich der Anlass auch war. Normalerweise bedienen wir den B2B Markt, inzwischen ist die Nachfrage auch von Restaurants, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen immens. An unseren zwei Standorten in Kempen beschäftigen wir heute 130 Mitarbeiter und rechnen mit weiterem Wachstum.
Wirtschaftsforum: Worauf stützen sich Ihre Erwartungen?
Dr. Mark Derks: Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Hygieneprodukten ist stark gestiegen, die hohe Nachfrage in diesem Bereich ist das ‘new normal’. Und die Pandemie ist noch nicht vorbei. Wir bieten Produkte, die den strengen regulatorischen Auflagen entsprechen. Es handelt sich um einen sehr sensiblen Bereich, der streng kontrolliert und TÜV-zertifiziert wird. Ich komme selbst vom Qualitätsmanagement und habe in organischer Chemie promoviert. Wir investieren viel in die Entwicklung, sowohl auftragsbezogen als auch für unsere eigenen Produkte, und betreiben eine eigene Qualitäts- und Zulassungsabteilung.
Wirtschaftsforum: Viele Hersteller von Hygieneprodukten hat die hohe Nachfrage vor Probleme gestellt.
Dr. Mark Derks: Uns kam zugute, dass wir seit dem Rückzug der Familie Deppe 2018 die Transformation vom Familienbetrieb zum mittelständischen Unternehmen vollzogen haben. Für die operative Leitung der Gruppe bin ich gemeinsam mit Hendrik Hahn, dem Geschäftsführer der Synersis GmbH, zuständig, die strategische Gestaltung liegt bei den Geschäftsführern und Inhabern. Mit einem neuen Design und CI sind wir aktiv in den Vertrieb gegangen. Unsere Grundphilosophie haben wir beibehalten, aber erweitert: Es galt, vorhandenes Know-how einzusetzen und neue Kapazitäten zu gewinnen. Wir haben deutlich mehr Personal eingestellt und viele Optimierungen vorgenommen, Produktionsprozesse automatisiert und beschleunigt. Die Mitarbeiter haben diese Entwicklung zuverlässig mitgetragen und großes Verantwortungsbewusstsein bewiesen. So waren wir immer lieferfähig.
Wirtschaftsforum: Was sind ihre wichtigsten Produkte?
Dr. Mark Derks: Bis heute sind das Desinfektionsmittel für Hände und Flächen, gefolgt von Produkten für die Instrumentendesinfektion und -reinigung. Unser zweites Standbein sind die Tuchprodukte, also die mit einem Desinfektionsmittel vorgetränkten Tücher. Die übrigen 80 % verteilen sich neben dem Co-Labeling auch auf reine PLM sowie in Bereiche außerhalb der Desinfektion, wie zum Beispiel Reinigungsmittel und kosmetische Produkte.
Wirtschaftsforum: Auf welche Faktoren führen Sie Ihren Erfolg zurück?
Dr. Mark Derks: Unsere Kunden wissen, dass sie sich auf die konstant hohe Qualität unserer Produkte und ihre regulatorische Konformität verlassen können. Wir haben die richtigen Mitarbeiter, das Know-how und die Erfahrung, aber auch die Fähigkeit, frühzeitig Trends und Nischen zu erkennen. So haben wir als erster Desinfektionsmittelhersteller auf ein 100% abbaubares Zellulosetuch gesetzt und bereits 2020 ein alkoholfreies Desinfektionsmittel eingeführt, etwa für Fluggesellschaften und Veranstaltungen. Wir nehmen mit diesen Produkten eine Sonderstellung ein, die auch von den Industrieverbänden und Institutionen wahrgenommen wird. Das ermutigt uns, auch in Zukunft solche Nischen zu besetzen und innovative Lösungen zu entwickeln. Generell ist es wichtig, frühzeitig das Regulatorische zu erfüllen – so gelingt es, Marktvorteile zu nutzen und in weitere Bereiche vorzustoßen, auch international. Wir möchten neue Kunden gewinnen, neue Kapazitäten entwickeln und sehen neuen Anforderungen zuversichtlich entgegen.