Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven
Interview mit Dietmar Helker, EMEA Applications & Co-Supplier Leader der Bochers GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Helker, Sie sind seit 1999 für Borchers Lackadditive tätig, haben in dieser Zeit verschiedene Positionen besetzt und die dynamische Entwicklung des Unternehmens begleitet. Welche Entwicklungsschritte waren besonders wichtig, um so lange am Markt bestehen zu können?
Dietmar Helker: Borchers wurde 1807 in Goslar gegründet und ist damit eine der ältesten Chemie-Marken weltweit. Anfangs konzentrierte man sich auf die Produktion von chemischen Rohstoffen wie Bleiweiß und Zinkvitriol; 1920, nach verschiedenen Erweiterungen und Neustrukturierungen, wurde der Fokus auf Trockenstoffe für die Farb- und Lackindustrie gerichtet. Eine Zäsur war die mehrheitliche Übernahme durch den Bayer-Konzern im Jahr 1996; das Portfolio wurde erweitert, unter anderem durch rheologische Additive. Zudem nutzte Borchers Produktionsstätten von Bayer in Dormagen und Leverkusen. 2007 kam es erneut zu einem Verkauf an zwei amerikanische Finanzinvestoren.
Nachdem von 2015 bis 2017 drei Investoren Anteilseigner gewesen waren, wurde Borchers 2020 vom amerikanischen Konzern Milliken & Company erworben. Seitdem ist Borchers ein Milliken-Brand und damit Teil eines sehr gut funktionierenden Teams.
Wirtschaftsforum: Wofür steht der Name Milliken & Company?
Dietmar Helker: Milliken & Company ist ein Konzern aus Spartanburg, South Carolina, U.S. mit mehr als 40 Produktionsstätten in 15 Ländern und beschäftigt weltweit über 8.000 Mitarbeiter. Wir schätzen sehr, dass sich hinter Milliken & Company kein Shareholder verbirgt, sondern ein privates Unternehmen in Familienbesitz, mittlerweile in der 5. Generation. Genau wie Borchers wurde Milliken im 19. Jahrhundert gegründet. Das Portfolio umfasst Lösungen für die Märkte Textile, Chemical, Floor Covering und Healthcare. Die Übernahme von Borchers durch Milliken & Company unterstützte Millikens Ziel, in den CASE (Coatings, Adhesives, Sealants, Elastomers)-Markt einzusteigen. Milliken & Company hatte bereits Rohstoffe (Farbstoffe und Silikone) in diesem Bereich verkauft, doch die Übernahme der Borchers-Additive stärkte die globale Präsenz von Milliken & Company in diesem Markt weiter.
Wirtschaftsforum: Borchers ist Inbegriff für Additive für den CASE-Markt. Gibt es besondere Produkthighlights?
Dietmar Helker: Generell liefern wir keine Commodities, sondern individuelle Lösungen. Alle von Borchers hergestellten Additive sind alternativlos. Die Additive sorgen zum Beispiel dafür, dass die Farbe nicht an der Wand abläuft und trotzdem gut verläuft, dass sie glänzt, dass sie gut verarbeitet werden kann, lagerstabil ist oder dass sie schneller trocknet. Wir bieten Entschäumer, Katalysatoren, Rheologieadditive, Netz- und Dispergiermittel, Slip- und Verlaufsadditive, Antioxidantien oder eben Trockenstoffe, die ein großes Thema sind, für den CASE-Markt an. Vor diesem Hintergrund spielt die patentierte Serie Borchi® OXY-Coat high-performance catalyst eine besondere Rolle. Sie umfasst einzigartige Alternativen zu Kobalttrocknern, die weltweit zunehmenden regulatorischen Anforderungen ausgesetzt sind.
Wettbewerber arbeiten mit Mangan- oder Kobalttrocknern, was aber Nachteile wie Vergilbung, schlechte Haftung auf unterschiedlichen Substraten, Oberflächendefekte und einen schlechteren Korrosionsschutz mit sich bringt. Unsere Kobaltalternativen sind echte Produkthighlights. Neue Standards haben wir auch mit den Ascinin® Anti Skin Hautverhinderungsmitteln gesetzt. Diese hochwirksamen Antioxidantien wurden so konzipiert, dass sie keine Oxime enthalten, die zwar häufig noch zur Hautverhinderung eingesetzt werden, aber auch zunehmenden regulatorischen Einstufungen unterliegen.
Wirtschaftsforum: Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt Unternehmen auf den verschiedensten Ebenen. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Borchers?
Dietmar Helker: Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung, die wir sehr ernst nehmen. In unserer Branche haben wir es häufig mit regulatorischen Aspekten zu tun, die schwierig sind. Wenn Rohstoffe oder chemische Verbindungen neu eingestuft werden, muss die Entwicklungsabteilung schnell reagieren, um Alternativen zu finden, die die Auswirkungen der Kennzeichnungspflicht verringern können. Das ist eine große He-
rausforderung. Produkte, die kennzeichnungspflichtig sind, im Do-it-yourself-Bereich zu verkaufen, ist heute sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.
Wirtschaftsforum: Inwieweit wirkt sich die Digitalisierung, vor allem KI, auf das Geschäft aus?
Dietmar Helker: Wir sind gerade dabei, KI einzuführen. Allerdings ist dieser Prozess nicht einfach, da wir individuelle Produkte anbieten.
Wirtschaftsforum: Borchers ist seit Langem ein international gefragter Anbieter von Additiven. Wie sehen weitere Ziele in der Zukunft aus?
Dietmar Helker: Wir sind bestrebt, Additivoptionen anzubieten, die dazu beitragen, aktuelle Kennzeichnungsanforderungen zu erfüllen und kommende Anforderungen in endgültigen CASE-Formulierungen zukunftssicher zu gestalten. Dieser Fokus steht im Einklang mit dem Engagement von Milliken & Company für Nachhaltigkeit, das wichtige Auswirkungen auf Menschen, Produkte, den Planeten und Net-Zero-Emissionen umfasst, die dem Unternehmen drei Jahre in Folge ein goldenes EcoVadis-Rating eingebracht haben.