In der Nische den Blick auf das Ganze
Interview mit René Eberz, Geschäftsführer der Krifft & Zipsner GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Eberz, Sie sind seit diesem Jahr Geschäftsführer der Krifft & Zipsner GmbH. Wie haben Sie das Unternehmen seitdem erlebt?
René Eberz: Das Unternehmen wurde vor 29 Jahren von den Herren Krifft und Zipsner gegründet; Herr Zipsner ist nach wie vor Geschäftsführer und Gesellschafter, auch sein Sohn ist im Unternehmen tätig. Als ich das Angebot erhielt, als Geschäftsführer einzusteigen, wurde für mich ein Traum wahr. Hier kann ich mein breites Fachwissen und meine Erfahrung einbringen, die Arbeit ist extrem vielseitig. Krifft & Zipsner ist in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen, deshalb mussten neue Strukturen aufgebaut werden. Meine Hauptaufgabe ist, diese Strukturen zu festigen und Prozesse zu optimieren. Ich richte den Fokus auf das Lean Management, suche bewusst die Nähe zu Mitarbeitern und Produktion.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?
René Eberz: Wir haben 169 Mitarbeiter; seit ein paar Jahren gehören 70% der Firmenanteile der Dücker-Group. Das Familienunternehmen in dritter Generation konzentriert sich auf Logistiksysteme für die Wellpappenindustrie und ist damit eine hervorragende Portfolioergänzung. Wir profitieren von wichtigen Synergien und konnten in den vergangenen Jahren kontinuierlich wachsen. 2021 lag der Umsatz bei 20 Millionen, 2021 bei 24 Millionen, 2022 erwarten wir eine Steigerung auf 32 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Welches Portfolio ist mit dieser positiven Umsatzentwicklung verbunden?
René Eberz: Wir sind Spezialist für die Automatisierungstechnik, richten ganze Fabriken ein und arbeiten für alle großen Druckmaschinenhersteller. Eine Stärke liegt in der Planung; wir machen zum Beispiel komplette Layouts. Begonnen hat alles mit dem Stapelwender, der konstant weiterentwickelt wurde und heute zu 98% vollautomatisch arbeitet. Er wird in der Druck- und Verpackungsindustrie für das Wenden, Rütteln und Belüften von Druckbögen eingesetzt und ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Daneben bieten wir Fördertechnik mit unterschiedlichen Bändern und Antriebssystemen an. Sich immer wieder neu zu erfinden, nach rechts und links zu schauen, halte ich für sehr wichtig. Wir sind in einer boomenden Branche unterwegs. Papierverpackungen verdrängen solche aus Plastik immer mehr. Dennoch können wir nicht davon ausgehen, dass diese Dynamik ewig anhält. Momentan laufen im Bereich der Automatisierung im Verpackungsdruck erste Projekte mit Roboterzellen; hier arbeiten wir mit einem österreichischen Partnerunternehmen zusammen.
Wirtschaftsforum: Gibt es Charakteristika, die Krifft & Zipsner vom Markt abheben?
René Eberz: Wir sind Nischenanbieter für die Verpackungs- und Druckindustrie, haben sehr viel in die Entwicklung der Systeme investiert. Dabei liegt unsere große Stärke in der hundertprozentigen Kundenorientierung. Unsere Produkte sind standardisiert, können aber individuell angepasst werden. Wir sind immer auf Kunden eingegangen, haben eine eigene Konstruktions- und Softwareabteilung und stets das Ganze im Blick. Unser Know-how liegt weniger im einzelnen Produkt als im Zusammenspiel einzelner Elemente. Produkte, Software, Logistik und Service, all das gehört zusammen. So sind wir nicht die günstigsten am Markt, aber sehr gut in dem, was wir machen.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Strategie von morgen aus?
René Eberz: Wir werden einen stärkeren Fokus auf Services wie Hotline, Wartungsverträge oder Inspektionen legen, da hier viel Potenzial brach liegt. Wir wollen eine Fertigungstiefe von 80% erreichen und den Rest mit strategischen Partnern realisieren, die qualitativ und preislich mit uns harmonieren. Durch die Erschließung neuer Märkte soll auf Dauer ein Umsatz von 35 bis 40 Millionen EUR erzielt werden. Ich selbst habe mit 15 die Hauptschule verlassen und bin dann meinen Weg gegangen. Mir ist es ein persönliches Anliegen, das Unternehmen ganzheitlich zu führen, dabei eine sehr offene Kultur zu pflegen, für jeden ansprechbar zu sein und über gute und weniger gute Dinge zu reden.