Ein perfekter Plan

Interview mit Dr. Carsten Blindauer, Geschäftsführer und Philipp Rusch, Fachplaner, MSR/Gebäudeautomation, Gesellschafter der ITGB

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Blindauer, wie würden Sie die Tätigkeit der ITGB auf den Punkt bringen?

Dr. Carsten Blindauer: Als Planungsbüro übernehmen wir Tätigkeiten ähnlich denen eines Architekten, allerdings nicht für Wände, Dächer oder Fußböden, sondern für die technische Ausrüstung. Damit sind auch wir Interessenvertreter der Bauherren oder Auftraggeber.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet das genau?

Dr. Carsten Blindauer: Wir beschäftigen uns meist mit komplexen Gebäuden, zum Beispiel Gewerbeimmobilien. Der Auftraggeber kommt mit der Baubeschreibung auf uns zu, in der Vorstellungen und Bedingungen der technischen Ausrüstung verschriftlicht sind. Wir setzen diese planerisch um, bekommen den Grundriss und sprechen uns mit dem Architekten ab, bevor es zur Konzeption und vertieften Planung kommt. Leistungsverzeichnisse werden erarbeitet, Leistungskomponenten beschrieben, Preise angefragt. Das Leistungsverzeichnis geht an Fachfirmen, die wiederum Preisangebote schicken. Im nächsten Schritt werden die Gesamtangebotspreise aufbereitet, dem Auftraggeber vorgelegt und besprochen.

Wirtschaftsforum: Das heißt, die ITGB agiert in einem Dreiecksverhältnis zwischen Auftraggeber und ausführender Firma?

Dr. Carsten Blindauer: Ja. Wir setzen die Wünsche des Auftraggebers technisch um. Mit den Bauherren diskutieren wir die optimale technische Lösung und beraten ihn dahingehend.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Kundenportfolio aus?

Dr. Carsten Blindauer: Wir arbeiten schwerpunktmäßig für gewerbliche Kunden aus dem Lebensmittelbereich, also Einzel- und Großhändler sowie Logistikunternehmen. Weil Kühlsysteme in diesem Markt eine zentrale Rolle spielen, haben wir im Laufe der Zeit eine Expertise aufgebaut, die uns vom Markt absetzt. Klassische TGA Planungsbüros beherrschen zwar Klimaanlagen, haben aber nicht das Know-how für gekühlte Räume oder Hallen, in denen Lebensmittel verarbeitet werden. Wir haben eine eigene Abteilung für Gewerbekälte, kennen und beherrschen den Kälteprozess. Daneben arbeiten wir für Gebäude mit gemischter Nutzung, aber auch für Universitäten, in denen ganz andere Themen im Vordergrund stehen; hier geht es darum, flexible Gebäude für flexible Nutzungen zu schaffen.

Philipp Rusch: Wir sind ein Ingenieurbüro mit rund 50 Mitarbeitern, was nicht die Regel ist. Oft sind die Büros kleiner und decken nur einzelne Gewerke ab. Bei uns werden sämtliche Gewerke inhouse abgedeckt, was für den Kunden ein großer Vorteil ist. So können wir gewerkeübergreifend nach der besten Lösung suchen. Deshalb konnten wir in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche energiesparende Konzepte und Anlagen erstellen. Das Thema Energieeffizienz steht momentan natürlich sehr im Fokus. Die steigenden Energiepreise sind eine Herausforderung und wir bekommen häufig Anfragen, das Energiethema explizit anzugehen und zum Beispiel Konzepte zur Reduzierung des Gasverbrauchs zu erarbeiten.

Dr. Carsten Blindauer: Das Thema Energie war in den vergangenen zehn Jahren ziemlich aus dem Bewusstsein von Bauherren verschwunden und für viele Ingenieurbüros nicht interessant. Für uns ist Energieeinsparung ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeit. Unser Schwerpunkt liegt darin, eingesetzte Energie erst dann an die Umwelt abzugeben, wenn sie möglichst umfänglich wiederverwandt wurde. Wir stellen uns der Frage, wo einmal eingesetztes Gas zurückgewonnen werden kann, um zum Beispiel Hallen mit Abwärme zu heizen. Inzwischen sind wir so weit, dass viele Gebäude bis zu 80% über Abwärme beheizt werden können und nur bei extrem niedrigen Außentemperaturen zusätzlich geheizt werden müssen. Ganz wichtig bei jeder Planung ist, die Rahmenbedingungen im Blick zu haben, nicht nur Schlagworte abzuliefern und einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.

Philipp Rusch: Das Thema Energieeinsparung war von Anfang an Kerngedanke des Unternehmens. Deshalb gibt es zum Beispiel die MSR-Abteilung bei ITGB. Es ist sehr schön zu sehen, dass das Thema, das uns schon so lange am Herzen liegt, wieder wichtig wird.

Wirtschaftsforum: Welche anderen Themen stehen momentan im Vordergrund?

Dr. Carsten Blindauer: Der Fachkräftemangel, ganz klar. Um Arbeitskräfte zu finden, haben wir eine attraktive Website aufgebaut; sie ist das Schaufenster für jeden Bewerber. Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein; Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen, Spaß haben und sich mit dem Unternehmen identifizieren. Vor fünf Jahren haben wir ein Leitbild mit Werten wie Authentizität, Ehrlichkeit, gegenseitiger Unterstützung, Transparenz definiert, die wir alle hier leben. Das Leitbild hat gezeigt, dass wir von unseren Werten her alle ähnlich sind; alles ehrliche, problemorientierte Personen, die sich gesamtgesellschaftlich verantwortlich fühlen.

Philipp Rusch: Dank der Unternehmensgröße hat die ITGB noch einen familiären Charakter; wir können so individueller auf Probleme eingehen. Was Ziele betrifft, wollen wir vor allem die Energieeffizienz weiter steigern. In meinem Bereich geht es um die weitere Forcierung der Digitalisierung, auch wenn wir hier schon recht weit sind. Das digitale Arbeiten bewegt mich. Wir haben eine Wissensdatenbank, damit Know-how nicht verloren geht. Kundenspezifische Belange sind im Intranet sofort abrufbar. Jeder kann auf die Plattform zugreifen und diese auch erweitern.

Dr. Carsten Blindauer: Mit unseren Energiekonzepten wollen wir dazu beitragen, dass Industrie und Gewerbe energieeffizienter werden und einen großen Schritt Richtung Klimaneutralität gehen.

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