Energie speichern und unabhängig werden
Interview mit Manuel Schmidt, Geschäftsfeldleiter stationäre Energiespeichersysteme der INTILION GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schmidt, INTILION ist in einem noch recht jungen Segment unterwegs. Seit wann existiert das Unternehmen?
Manuel Schmidt: INTILION wurde 2019 als Tochter der Akkumulatorenwerke HOPPECKE gegründet. Diese war bereits im Bereich der Nickel- und Kadmium-Bleibatterien aktiv. 2011 hat man sich entschieden, in den Bereich Lithiumionen-Energiespeicher einzusteigen und gründete eine entsprechende Business-Unit, aus der 2019 INTILION als eigenständiges Unternehmen wurde.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen aufgestellt?
Manuel Schmidt: Wir haben einen Sitz in Paderborn und einen in Zwickau mit Produktion, wo wir das Produkt scalebloc herstellen. Für unsere weiteren Produkte kaufen wir die Module extern zu und bauen sie zu einer Lösung zusammen. An beiden Standorten beschäftigen wir 140 Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Welche Leistungen bietet INTILION an?
Manuel Schmidt: Im Bereich der Energiespeicherlösungen bieten wir stationäre Lösungen, die zu meinem Aufgabengebiet gehören. Unsere Produkte sind auf die gewerbliche Anwendung ausgerichtet und verfügen über ein Brandschutzkonzept. Neben dem reinen Speichersystem bieten wir auch Algorithmen zur Steuerbarkeit und intelligenten Integration in das Energiesystem. Ein wichtiger Teil unserer Aufgaben ist das Testen der Produkte. Die Module werden bereits am Produktionsstandort in Asien getestet und dann ein weiteres Mal bei uns in Deutschland. Wir bieten drei Produktfamilien: Das Indoorsystem scalestac kann von 25 kVA auf bis zu 400 kVA erweitert werden und ist sehr preisaggressiv. Bei dem Outdoorsystem scalebloc handelt es sich um größere Schränke, die von 73 kWh auf 700 kWh ausgebaut werden können. Scalecube heißen unsere Großspeicher-Container, die grenzenlos auf mehrere MWh skaliert werden können.
Wirtschaftsforum: Warum sollten sich Unternehmen für Ihre Energiespeicherlösungen entscheiden?
Manuel Schmidt: Dafür gibt es viele gute Gründe. Wenn eine Vereinbarung für eine PV-Anlage ausgelaufen ist und das Vergütungsschema nicht mehr greift, soll die Anlage weiter für den Eigenverbrauch genutzt werden. Dieser wird durch unsere Speicher optimiert. Das ist vor allem für Landwirte und Unternehmen interessant. Unsere Produkte können auch im Ersatzstrombereich eingesetzt werden – nicht in kritischen Bereichen wie Krankenhäusern, aber zum Beispiel beim Bauern. Er ist dann abgesichert, wenn das Netz zusammenbricht. Ein weiterer Grund ist das Peak Shaving. In Hochzeiten des Verbrauchs wird der Strom für ein Unternehmen besonders teuer. Durch unsere Speicher werden die Lastspitzen gekappt und die Last geglättet. Das betrifft beispielsweise auch Autohäuser, da sie heute Schnellladefunktionen anbieten müssen, die sehr schnell das Peak erreichen. Darüber hinaus spielen unsere Speicherlösungen eine Rolle im Bereich der Netzerweiterung. Denn wenn die Infrastruktur dafür nicht bereits besteht, kann unsere Lösung deutlich einfacher und effizienter sein.
Wirtschaftsforum: Sie bewegen sich in einer hochaktuellen Branche. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Manuel Schmidt: Die Politiker haben gemerkt, dass eine Abhängigkeit im Energiesektor gefährlich werden kann. Im Bereich der Digitalisierung sind wir zudem sensibel geworden, was mögliche Angriffe angeht. Um eine Unabhängigkeit zu erreichen, wird mehr Flexibilität im Bereich der Batteriespeicher angestrebt. Diese veränderte Wahrnehmung in Gesellschaft und Politik ist für uns ein Treiber. Doch auch wir sind von Lieferkettenproblemen und Preiserhöhungen betroffen. Unsere Lager sind heute voller, damit wir Lieferfähigkeit garantieren können. Trotzdem haben sich die Lieferzeiten teilweise verlängert.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für INTILION für die Zukunft?
Manuel Schmidt: Wir wollen weiter wachsen, unsere Marktführerschaft ausbauen und unsere Präsenz verdoppeln. Dazu benötigen wir neue Mitarbeiter. Derzeit haben wir 30 bis 40 offene Stellen. Aktuell sind wir schwerpunktmäßig in der DACH-Region aktiv, gehen aber jetzt aggressiv auch in die Märkte in Großbritannien, Spanien, Portugal und Italien.