„Nachhaltiger in der gesamten Supply Chain“
Interview mit Alexander Hofer und Dr. Timo Seibel, Geschäftsführende Gesellschafter der IKA Innovative Kunststoffaufbereitung GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Hofer, Herr Dr. Seibel, seit wann existiert IKA, und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Alexander Hofer: Das Unternehmen wurde 1994 gegründet. Ein Jahr später wurde die erste Großanlage in Betrieb genommen, eine Mischanlage, welche Anfang des Jahres 2021 komplett neu adaptiert wurde, um die Kapazität für kalziumbasierte Stabilisatoren zu verdoppeln. Die zweite große Mischanlage folgte 2004. 2011 haben wir eine neue, patentierte Pro-duktionstechnologie eingeführt, die Extrusion mit Unterwasser-Granulierung kombiniert. Später kamen komplementäre Additive hinzu. Das Portfolio wurde stetig erweitert mit eigenen und gehandelten Produkten. Bei den Impact-Modifiern etwa hatten wir in den letzten Jahren ein großes Wachstum. So können wir dem Kunden nun ein attraktives Paket anbieten. IKA beschäftigt heute 90 Mitarbeiter und erwirtschaftete in 2020 einen Jahresumsatz von mehr als 35 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Wann und wie haben Sie ins Geschehen eingegriffen?
Dr. Timo Seibel: Wir hatten Interesse, Unternehmensanteile zu kaufen. Der Deal ging im Oktober 2020 über die Bühne. Das war gleichzeitig der Zeitpunkt, an dem wir aus den schwermetallhaltigen Produkten ausgestiegen sind. Wir haben dann unsere erste Investition in die patentgeschützte Produktionstechnologie getätigt. Als Management halten wir jetzt 20% der Anteile und zwei weitere Investoren den Rest. Wir kommen beide vom Marktführer und unser Ziel ist, auch mit IKA in ausgewählten Märkten die Marktführerschaft zu übernehmen. Daneben erwarten wir, Technologieführer zu werden.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte stellen Sie her?
Alexander Hofer: Unser Spezialgebiet sind Stabilisatoren für PVC-Anwendungen. Wir bedienen die Profilindustrie, zum Beispiel mit Stabilisatoren für die Fensterprofilherstellung, die Rohrindustrie, die Spritzgussindustrie und fertigen Produkte für Weich-PVC-Anwendungen wie Kabelummantelungen oder Fußböden. Unsere Mischungen aus verschiedenen Chemikalien sind nur zu 3 bis 5% im Endprodukt enthalten, aber unverzichtbar für den Herstellungsprozess beim Kunden und die Endeigenschaften der Produkte. Neben dem Verkauf ist der technische Service wichtig. Unsere Techniker begleiten den Kunden bei der Einführung der Produkte.
Dr. Timo Seibel: Wir stellen keine Standardprodukte her, sondern produzieren speziell für den Kunden. Denn jeder von ihnen verwendet andere Maschinen und hat andere Endprodukte. Um aus dem Produkt eine Lösung zu machen, braucht man sehr komplexes Know-how, und das haben wir. Das macht uns erfolgreicher als andere. Daneben sind wir hochinnovativ und sehr kundenorientiert.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklungen und Trends beobachten Sie in der Branche?
Dr. Timo Seibel: Die Kunden streben nach immer besserer Funktionalität und Optimierung. Die Versorgungssicherheit wird wichtiger, denn die Rohstoffe werden immer knapper; das wird uns auch in Zukunft sehr beschäftigen. Ein ganz wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeit. Wir sind schon seit Anfang der 2000er-Jahre Mitglied im Forum VinylPlus, einem Zusammenschluss verschiedener Associations, unter anderem der Stabilisatorenindustrie, und befeuern das Thema entlang unserer gesamten Supply Chain. Ein Beispiel ist der Umstieg von schwermetallhaltigen auf kalziumbasierte Produkte.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt für IKA die Digitalisierung?
Alexander Hofer: Als Entwickler von Additiven mit sehr komplexen Formulierungen spielt Digitalisierung für uns eine große Rolle. Eine Rezeptur bestand früher aus bis zu acht Komponenten, heute ist es die drei- oder vierfache Anzahl. Dafür benötigt man hochmoderne Verarbeitungsmöglichkeiten und Entwicklungsinstrumente.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft der Firma aus?
Alexander Hofer: Unser Ziel ist weiteres organisches und anorganisches Wachstum. In Übersee wollen wir stärker werden. Wir sind zwar bereits global aufgestellt, agieren aber bisher vorwiegend in Europa. Dort wollen wir 2021 unseren Marktanteil vergrößern und uns in Produktinnovationen und Technologien gut aufstellen. In unserer Produktschiene für die patentierten S-Granulate haben wir nach den ersten neun Monaten unsere Kapazitäten bereits verdoppelt.
Dr. Timo Seibel: Mit unserem hochqualifizierten Team streben wir die Marktführerschaft an. Wir planen weitere Zukäufe entlang der Supply Chain, um unsere Kunden weiterhin vollumfänglich bedienen zu können.