„Wir sind nicht mehr nur Produkthersteller, sondern Lösungsanbieter“
Interview mit Erwin Stopper, Vertriebsleiter der Holzindustrie Schafler GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Herr Stopper, an welchem Teil der Wertschöpfungskette setzt Ihr Unternehmen aus der Holzindustrie an?
Erwin Stopper: Wir sind ein klassischer holzverarbeitender Betrieb; unsere Dienstleistungen beginnen mit den üblichen Schnittarbeiten im Sägewerk, bis am Schluss unsere Endprodukte in Form von Einweg- und Europaletten oder komplexeren Kisten- und Sonderverpackungen stehen.
Wirtschaftsforum: Wie individuell müssen Ihre Verpackungslösungen dabei ausfallen – ist die Europalette als standardisiertes Massenprodukt nicht so etwas wie die Coca-Cola der Branche?
Erwin Stopper: Natürlich hat die Europalette einen sehr großen Anteil an den Holzverpackungsprodukten insgesamt. Als reines Verladehilfsmittel ist sie jedoch nicht immer das Transportmittel der Wahl. Denken Sie etwa an sensible Anlagen, die im Maschinenbau oder in der Pharmaindustrie eingesetzt werden: Diese benötigen neben einem Unterbau, etwa in Form der Europalette, auch einen stabilen Rundumschutz, damit sie sicher an ihrem Einsatzort ankommen. Im Zuge der immer umfangreicher und komplexer werdenden Lieferketten, die die ganze Welt umspannen, erfahren entsprechende Verpackungslösungen schon lange eine immer größer werdende Nachfrage, was uns bereits vor etlichen Jahren dazu veranlasst hat, unsere Kapazitäten in der Holzverpackung zu erweitern, beziehungsweise entsprechend zu verlagern.
Wirtschaftsforum: Wie haben Sie sich unternehmerisch auf diese zunehmende Individualisierung der Verpackungslösungen eingestellt?
Erwin Stopper: Bei der Individualverpackung muss man bisweilen Abstand von der Automatisierung nehmen, die bei der Herstellung von Standard-, Einweg- und Europaletten klar im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Das gilt insbesondere natürlich für Dienstleistungsverpackungen, die vor Ort gänzlich auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Auftrags hin gefertigt werden. Allgemein geht es für uns als Unternehmen nicht mehr nur darum, ein Produkt herzustellen und anschließend an unsere Abnehmer zu veräußern, sondern stattdessen eine umfassende Lösung zu erarbeiten und anzubieten. Damit sind wir nicht mehr nur bloßer Hersteller von Überseekisten und Paletten, sondern treten vielmehr als kompetenter Verpackungstechniker auf, der seine Partner mit seiner Expertise bedarfsgerecht unterstützen kann.
Wirtschaftsforum: Wie wirken sich die steigenden Rohstoffpreise und die Verfügbarkeitsprobleme derzeit auf Ihre Tätigkeit aus?
Erwin Stopper: Gerade in der aktuellen schwierigen Marktphase können wir nun die Früchte unserer jahrelangen Verlässlichkeit ernten. Im Unterschied zur Großindustrie haben wir unseren Rundholzbedarf mit unserer Einschnittkapazität von soliden 70.000 Festmetern immer stark aus dem lokalen Markt heraus abgedeckt, wodurch enge Verflechtungen mit unseren Lieferanten aus der Region entstanden sind. Damit ist für uns durch die kurzen Wege nun ein hohes Maß an Versorgungssicherheit garantiert. Größeren Unternehmen, deren Einschnittkapazität an das Zwanzigfache unserer Werte heranreicht, ist das in dieser Form nicht möglich gewesen, was in der jetzigen Beschaffungskrise natürlich zu entsprechenden Engpässen führt. Die Holzindustrie Schafler GmbH ist jedoch durchgehend lieferfähig geblieben und wird auch weiterhin jeden Auftrag, den wir annehmen, ordnungsgemäß abwickeln können. Dadurch können wir unseren Kunden eine große Planungssicherheit garantieren, wofür wir derzeit eine besonders hohe Wertschätzung erhalten.
Wirtschaftsforum: Wie wird es perspektivisch für Ihr Unternehmen und den Holzverpackungsmarkt im Allgemeinen weitergehen?
Erwin Stopper: Wir spüren, dass unsere Abnehmer nicht mehr nur unsere technologische Expertise, sondern auch unsere Marktkenntnisse zu schätzen gelernt haben. Mittlerweile werden wir von vielen unserer Kunden gebeten, sie in engmaschigen Gesprächen über die aktuellen Entwicklungen auf dem Holzmarkt auf dem Laufenden zu halten – wofür es in der Vergangenheit dank der großen Preiskontinuität gar keinen Bedarf gab. Gleichzeitig gewinnt das Tauschverfahren bei den Europaletten wieder an Bedeutung. Viele unserer Kunden würden sich dabei über eine zentrale Informationsplattform freuen, die beispielsweise die EPAL anbieten könnte. Das wäre eine echte Vereinfachung im Logistikalltag.