„Ohne Paletten kann niemand etwas bewegen!“

Interview mit Franz Winter, Geschäftsführer der Paletten Winter GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Winter, in den letzten Jahren hat Ihr Unternehmen umfassende Investitionen in die Zukunft getätigt – welche Weichen haben Sie dabei genau gestellt? 

Franz Winter: Wir haben unter anderem eine neue Produktionshalle mit 2.000 m2 Fläche gebaut, um unseren Tagesdurchsatz noch einmal deutlich zu erhöhen. Darüber hinaus haben wir eine hackgutbetriebene Energiezentrale mit einer Leistung von insgesamt 1,6 MW errichtet – zusätzlich zur Photovoltaikanlage auf dem Dach, die 1 MW Strom liefert. Damit können wir unsere insgesamt zehn Hallen mit 20 ha bebauter Fläche nun energieautark versorgen. Bei einem Tagesumschlag von circa 30.000 bis 35.000 Paletten erfolgen die Reparaturarbeiten ferner inzwischen auf insgesamt vier robotergesteuerten Linien; die Errichtung eines neuen Auslieferungslagers ist bereits in Planung. 

Wirtschaftsforum: Welche Impulse haben Sie derweil beim Thema Nachhaltigkeit gesetzt? 

Franz Winter: Wir haben unser Recyclingkonzept deutlich erweitert, um inzwischen nahezu jede Palette zurücknehmen zu können. Diese wird dann bis ins Letzte zerlegt, damit ihre Einzelteile anschließend in neue Produkte einfließen können – ein Prozess, der mittlerweile halbautomatisch abläuft und die Einbringung von Recyclingholzanteilen von etwa 30% ermöglicht. Mithilfe von robotergesteuerten Systemen werden wir diese Schlagzahl vielleicht auf 50% erhöhen können. Fraglich bleibt jedoch, inwiefern unsere Industriekunden bereit sind, den Mehraufwand, der zur Erzeugung von Recyclingpaletten weiterhin erforderlich sein wird, auch adäquat zu vergüten. 

Wirtschaftsforum: Die letzten Jahre waren von eher trüben gesamtwirtschaftlichen Aussichten geprägt – war das trotzdem der richtige Zeitpunkt für umfang­reiche Investitionen? 

Franz Winter: In gewisser Weise hatten wir etwas Zeit zum Nachdenken und Rekultivieren – und diese Zeit wollten wir nutzen. Denn wir sind sicher, dass der Startschuss zum wirtschaftlichen Aufschwung unweigerlich irgendwann kommt. In diesem Moment müssen dann auch wir als Unternehmen bereitstehen können – denn ohne Paletten kann buchstäblich niemand etwas bewegen. Schon jetzt ist im Markt deutlich zu spüren, dass die neu eingeschleusten Paletten immer weniger werden, und der Zustand der alten gebrauchten immer schlechter wird. Eine massive Nachfrage nach unseren Produkten ist also nur eine Frage der Zeit – und hätte nun niemand in die dafür erforderliche Infrastruktur investiert, wäre dies ein enormes Risiko für die gesamten Logistikketten. 

Wirtschaftsforum: Bei Ihren Zukunftsinvestitionen haben Sie auch klar auf weitreichende Automatisierungslösungen gesetzt – spielt der allseits grassierende Fachkräftemangel trotzdem noch eine Rolle für Sie? 

Franz Winter: Als wir noch keinerlei Roboter eingesetzt haben, waren etwa 180 Menschen in unserem Unternehmen tätig. Heute setzen wir auf umfassende Robotiklösungen und beschäftigen 240 Mitarbeiter. Das zeigt doch glasklar: Wenn man richtig in die Zukunft investiert, braucht man am Schluss mehr Arbeitskräfte als zuvor und nicht weniger! Deshalb wäre auch eine Robotersteuer aus meiner Sicht der allergrößte Unsinn, denn ich setze unsere Automatisierungstechnik ja gerade zum Zweck der Arbeitserleichterung ein, damit unsere Mitarbeiter nicht mehr schwerste Gegenstände von Hand transportieren müssen, sondern bequemer auf einen Knopf drücken können, und um den Durchsatz unseres massiv gestiegenen Volumens überhaupt bewältigen zu können. 

Wirtschaftsforum: Wie blicken Sie ausgehend von Ihren umfassenden Investitionen nun auf die nächsten Jahre? 

Franz Winter: Obwohl wir als Unternehmen kerngesund aufgestellt sind, leider mit einer großen Unsicherheit: Die habe ich aber nahezu mit allen anderen Wirtschaftsbetrieben in ganz Österreich gemein. Gerade an unserem Unternehmen scheint jedoch bisweilen verkannt zu werden, welch bedeutsame Rolle wir in der Logistik spielen: Denn unsere Erzeugnisse sind nachhaltige, krisenrelevante Produkte, ohne die überhaupt nichts von A nach B transportiert werden kann. Was würde passieren, wenn in einer neuen Krise, wie etwa vor fünf Jahren während der Coronapandemie, auf einmal die Grenzen geschlossen würden? Damit auch eine solche Lage beherrschbar bleiben kann, brauchen wir stabile Produktionsstätten in Österreich, die für ihren Erfolg aber wiederum auf berechenbare wirtschaftliche Rahmenbedingungen angewiesen sind.

Doch anscheinend hat man in den letzten Krisen nichts gelernt, denn der Produktionsstandort Österreich wird wegen der angespannten Lohn- und Nebenkostenstrukturen sowie aufgrund der überbordenden Bürokratie für Investoren immer unattraktiver. Und auch ich gestehe ganz offen ein: Anders als vor zehn Jahren, wo ich guten Gewissens abschätzen konnte, wie viele Paletten wir perspektivisch verkaufen, reparieren und sortieren würden, kann ich heute eigentlich nicht mit hinreichender Verlässlichkeit sagen, dass wir jede unserer neu angeschafften Anlagen in einem Jahr noch brauchen werden. Gleiches gilt für die Einsatzfähigkeit unseres bald über 50 Lkw starken Fuhrparks oder Fragen der Vergütung unserer Mitarbeiter, die alle von der hohen Inflation der letzten Jahre betroffen waren. Hier benötigen alle Betriebe klare Perspektiven – damit wir uns für den Aufschwung bereitmachen können!

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