Sternstunden des Kaffees
Interview mit Josue Ruiz, Geschäftsführer der Hochland Kaffee Hunzelmann RS GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Ruiz, was sind heute die wichtigsten Produkte in Ihrem Sortiment?
Josue Ruiz: Unsere Sorten ʻColanka’ sowie ʻHolanka Crema’ sind unsere Bestseller. Sehr gefragt sind auch unser ʻEspresso Rassico’ und unsere Filterkaffees ʻKaffeestunde’ und ʻRatsherren’. Darüber hinaus stellen wir verstärkt einen Trend zu ganzen Bohnen fest. Vollautomaten für den häuslichen Gebrauch gewinnen weiterhin auf dem Markt an Bedeutung – auch begünstigt durch die Entwicklungen während und nach der Pandemie. Diese Nachfrage nach Bohnenkaffee spiegelt sich in großen Teilen unseres Sortiments wider.
Im Großen und Ganzen sind die heutigen Kaffeekonsumenten echte Genießer und haben ein ausgeprägteres Bewusstsein für Aroma und Geschmack. Sie sind in ihrem Konsum und in der Zubereitung experimentierfreudiger und legen zunehmend Wert auf ein vielfältiges Angebot an verschiedenen Kaffeesorten. Ein weiteres Indiz für das wachsende Qualitätsbewusstsein ist das gestiegene Interesse an Informationen über einzelne Kaffeesorten. Mit unserem Produktsortiment können wir diesen Entwicklungen sehr gut entsprechen.
Wirtschaftsforum: Gibt es außer Kaffee noch weitere Produkte in Ihrem Portfolio?
Josue Ruiz: Ja, zu unserem Sortiment gehören außerdem Tee, Schokolade und Geschenkesets.
Wirtschaftsforum: Wird es in absehbarer Zeit neue Produkte oder Sorten geben?
Josue Ruiz: Wir arbeiten immer an neuen Entwicklungen. Zurzeit entwickeln wir unter anderem sogenannte ʻSingle Origin’-Kaffees, zum Beispiel aus Costa Rica oder aus Äthiopien. Selbstverständlich gehen wir verstärkt auf den Trend zu Kaffee-Raritäten ein und stellen unser Sortiment hier noch breiter auf.
Wirtschaftsforum: Wo beziehen Sie Ihren Kaffee?
Josue Ruiz: Unser Hauptlieferant ist die Kaffee-Kooperative COOPEDOTA in Costa Rica. Von ihr bezieht Hochland Kaffee 50% des jährlichen Rohkaffees. Diese Partnerschaft besteht seit 1964, sodass wir 60 Jahre direkte Handelsbeziehungen miteinander feiern können. Darüber hinaus arbeiten wir eng zusammen mit Lieferanten aus Mexiko, Nicaragua, Honduras, Peru und Äthiopien.
Wirtschaftsforum: Wie stellen Sie eine nachhaltige Produktion sicher?
Josue Ruiz: Wir überprüfen unsere Lieferketten regelmäßig persönlich, reisen in unsere Anbaugebiete, besuchen die Felder und die Produktionen und prüfen die lokalen Arbeitsbedingungen und Konditionen sehr gründlich. Darüber hinaus modernisieren wir regelmäßig die Technologien in der Rösterei und der Produktionsstätte in Stuttgart. Der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen war immer ein Teil unserer Unternehmensphilosophie. So testen wir aktuell recycelfähiges Packmaterial für unsere Produkte. Eine Herausforderung ist hier allerdings, dass Röstkaffee einen gewissen Aromaschutz braucht. Sonst verliert er an Qualität und Geschmack. Das kann nicht jedes Material gewährleisten.
Wirtschaftsforum: Ist Ihr Kaffee Fair Trade zertifiziert?
Josue Ruiz: Wir führen keinen Kaffee mit dem Fair Trade-Siegel, da unser Konzept des Direct Trade, das heißt der Aufrechterhaltung einer direkten, ununterbrochenen Handelsbeziehung, in vielerlei Hinsicht gleichwertig oder sogar besser als eine Zertifizierung ist. Das beste Beispiel dafür ist die bereits erwähnte 60-jährige Partnerschaft mit COOPEDOTA in Costa Rica. Seit 2019 sind wir zudem IFS-zertifiziert.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Themen für das Jahr 2024?
Josue Ruiz: Gemeinsam mit meinen zwei Söhnen habe ich im September 2023 das Unternehmen übernommen. Auch ich selbst komme aus einer ʻKaffeefamilie’. Gemeinsam erarbeiten wir jetzt eine Strategie für unsere Zukunft. Ein wichtiges Thema im Jahr 2024 ist auf jeden Fall das 60-jährige Jubiläum mit unseren Produzenten in Costa Rica. Das werden wir feiern. Grundsätzlich möchten wir unsere Marke noch bekannter machen, werden also stärker kommunizieren. Wir möchten zeigen, dass Win-win-Situationen wirtschaftlich funktionieren – auch in herausfordernden Zeiten.
Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die Marktaussichten für das Jahr 2024?
Josue Ruiz: Die Gesamtsituation ist schwierig. Das Thema Nachhaltigkeit wird eine große Rolle spielen. Die Energiepreise und Materialkosten sind hoch und belasten den Markt. Logistikprobleme und stockende Lieferketten schaffen zusätzliche Belastungen. Die Wirtschaft ist unsicher und nervös und es kommt zu unschönen Kettenreaktionen. Natürlich beeinflusst das auch unser Geschäft. Aktuell produzieren wir rund 800 t Kaffee pro Jahr. Wir haben Kapazitäten für 1.000 t und möchten diese mittel- und langfristig auch ausnutzen. Wir sind wirtschaftlich solide aufgestellt und treffen mit unseren Produkten den Zeitgeist. Deshalb blicken wir trotz allem zuversichtlich nach vorne.