Wenn Diamanten auf Reisen gehen

Interview mit Julia Ottmar, Executive Director der Ferrari Logistics Germany GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Ottmar, Sie sind seit acht Jahren für die Ferrari Logistics Germany tätig und seit 2024 Executive Director. Können Sie kurz die Kernkompetenzen des Unternehmens skizzieren? 

Julia Ottmar: Ferrari Logistics ist einerseits eine Spedition, andererseits ein Sicherheitsunternehmen. Unser Fokus liegt dabei auf Luxusgütern wie Uhren, Schmuck, Taschen oder Edelmetallen, exklusive Produkte, die weltweit einen exzellenten Ruf genießen. 

Wirtschaftsforum: Ferrari Group ist ein börsennotiertes Unternehmen. Wie hat es sich zu dem international führenden Anbieter von Speditions- und Logistiklösungen für Luxuswaren entwickelt, der es heute ist? 

Julia Ottmar: Ferrari Group wurde 1959 in Italien gegründet – ursprünglich als Zollvermittlungs- und Speditionsunternehmen. Im Laufe der Jahre haben wir unser Leistungsspektrum kontinuierlich erweitert und neue Märkte erschlossen, sodass die Gruppe heute mit eigenen Niederlassungen in mehr als 60 Ländern der Welt vertreten ist. Der Standort hier in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Ferrari Group PLC. Seither verzeichnen wir ein stetiges Wachstum. 2017 beschäftigten wir 20 Mitarbeiter und besaßen fünf Fahrzeuge, heute sind wir ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 10 Millionen EUR. 

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Leistungsspektrum genau aus? 

Julia Ottmar: Wir bieten für Luxusgüter maßgeschneiderte Transport- und Logistikleistungen auf der Straße und in der Luft an, sämtliche Services sind voll versichert. Darüber hinaus sind Einlagerungen und verschiedene Logistik-Handlingservices Teil unseres Angebots. Wir machen zum Beispiel Events, haben Onboard-Kuriere und stehen für Messen zur Verfügung; das heißt, wir beliefern Aussteller, zum Beispiel auf der Inhorgenta, mit der Ware für ihren Messestand. Diese Ware wird in speziellen Sicherheitsfahrzeugen angeliefert und wieder abgeholt. Um Sicherheitsservices geht es auch bei Red Carpet Events oder Fotoshootings, die wir bewachen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Verzollungen, die nur wenige Wettbewerber leisten können. Hier profitieren wir von der Professionalität unserer eigenen Zollabteilung. 

Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Alleinstellungsmerkmale?

Julia Ottmar: Wir haben in den letzten Jahren ein leistungsfähiges innerdeutsches Netzwerk für die Straße aufgebaut, das insbesondere in Coronazeiten von Vorteil war. Durch die schrittweise Erweiterung sind wir heute in der Lage, alle großen Städte innerhalb Deutschlands zuverlässig zu verbinden; die Laufzeit beträgt in der Regel einen Tag. Auch die Anbindung an die Schweiz, wo viele renommierte Uhren- und Schmuckhersteller ansässig sind, ist hervorragend ausgebaut. Was uns nicht zuletzt auszeichnet, sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Egal um welchen Service es geht, wir erarbeiten kundenspezifische Lösungen. Symbolisiert wird diese Flexibilität durch den blauen Pelikan in unserem Logo. 

Wirtschaftsforum: Die Ferrari Group ist nicht der einzige Anbieter auf einem umkämpften Markt. Warum entscheiden sich Kunden am Ende für die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen? 

Julia Ottmar: Unsere Services, bei denen Sicherheit immer die zentrale Rolle spielt, sind unser größter Trumpf am Markt. Dabei können Kunden sich auf einen zuverlässigen persönlichen Ansprechpartner an ihrer Seite verlassen, der den gesamten Prozess begleitet. Viele unserer Mitarbeiter sind seit Jahren im Unternehmen; das schafft Vertrauen und Kontinuität. Diese langfristigen Kundenbeziehungen, das nachhaltige Wachstum mit den Kunden, sind uns sehr wichtig. 

Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit ist eines der großen Themen der Gegenwart. Welche Rolle spielt sie für Ferrari Logistics? 

Julia Ottmar: Nachhaltigkeit spielt sowohl für uns als Unternehmen als auch für unsere Kunden eine wichtige Rolle, unter anderem, wenn es um das Reporting geht, für das in der Gruppe ein globales Team verantwortlich ist. Hier in Deutschland probieren wir immer wieder neue Dinge aus, um unseren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. So nutzen wir für Kurzstrecken E-Fahrzeuge und arbeiten mit einem Online-Buchungsportal, das den Papierverbrauch drastisch reduziert. Darüber hinaus ermöglichen wir Kunden Sendungsverfolgungen in Echtzeit. Auch unsere Auslieferungen erfolgen inzwischen zu 99% digital – per Tablet und ohne Papierbelege. 

Wirtschaftsforum: Ferrari Logistics hat sich international einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Welche Ziele gibt es für die Zukunft? 

Julia Ottmar: Wir müssen daran arbeiten, unsere Services noch stärker sichtbar zu machen. Viele Unternehmen kennen uns zwar, wissen aber nicht im Detail, welches Leistungsspektrum wir tatsächlich abdecken. Hier müssen wir unser Profil schärfen. 

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