Guter Genuss zum Quadrat

Interview mit Mag. Wolfgang Stöhr, Geschäftsführer der Ritter Sport-Schokolade Gesellschaft m.b.H.

Wirtschaftsforum: Herr Mag. Wolfgang Stöhr, Ritter Sport blickt auf eine lange Geschichte zurück. Was macht dieses Familienunternehmen so besonders?

Mag. Wolfgang Stöhr: Ritter Sport wurde 1912 von Alfred und Clara Ritter nahe Stuttgart gegründet und ist bis heute in Familienbesitz. Diese Unabhängigkeit erlaubt es uns, langfristig zu denken – in Generationen statt in Quartalen. Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation prägen unsere Philosophie. Das ikonische Quadrat, bereits 1932 auf Anregung von Clara Ritter eingeführt, ist heute rechtlich geschützt und weltweit zum Markenzeichen geworden. Die Produktion konzentriert sich auf zwei Standorte: Die Tafelschokoladen entstehen überwiegend im deutschen Stammwerk, im österreichischen Werk in Breitenbrunn werden auch Spezialitäten wie „Amicelli“ gefertigt.

Wirtschaftsforum: Innovation hat also Tradition bei Ritter Sport?

Mag. Wolfgang Stöhr: Absolut. Der Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ ist seit den 1970er Jahren im kollektiven Gedächtnis verankert. Kurz danach folgte die „Bunte Vielfalt“ – damals revolutionär, weil jede Sorte ihre eigene Farbe bekam statt der sonst üblichen braunen, weißen oder schwarzen Verpackungen. Ein mutiger Schritt, der die Marke bis heute prägt. Auch im Sortiment gehen wir innovative Wege: Wir waren Vorreiter bei veganer Tafelschokolade und sind in Österreich seit 2016 klarer Marktführer in diesem Bereich. Unser Credo lautet: Wer Genuss will, muss auch den Mut haben, Neues auszuprobieren – ohne dabei die Qualität aus den Augen zu verlieren.

Wirtschaftsforum: Ritter Sport steht auch für ökologische Verantwortung. Wie konkret zeigt sich das?

Mag. Wolfgang Stöhr: Bereits in den 1990er Jahren haben wir langfristige Partnerschaften mit Kakaobauern in Nicaragua aufgebaut. Da kannte man das Wort Nachhaltigkeit noch kaum. Inzwischen besitzen wir dort sogar eine eigene Plantage: El Cacao. Daraus ist ein echtes Modellprojekt geworden, das soziale Verantwortung mit ökologischer Landwirtschaft vereint. Seit 2018 produzieren wir ausschließlich mit 100% zertifiziert nachhaltigem Kakao, und zwar nach den Standards der Rainforest Alliance und Fairtrade.

Wirtschaftsforum: Ist dieser Anspruch ökonomisch überhaupt tragfähig?

Mag. Wolfgang Stöhr: Ja, Ökologie und Ökonomie müssen kein Widerspruch sein. Im Gegenteil: Nachhaltiges Wirtschaften erhöht langfristig die Stabilität. Unsere Lieferketten sind transparent, und durch die enge Zusammenarbeit mit den Bauern schaffen wir eine verlässliche Grundlage für beide Seiten. Das zeigt sich auch in der internen Kultur: Wir haben in Österreich eine Mitarbeiterbindung von durchschnittlich zwölf Jahren, kaum Fluktuation. Diese Verlässlichkeit, intern wie extern, ist Teil unseres Erfolgsrezepts.

Wirtschaftsforum: Wie wirkt sich der Klimawandel konkret auf Ihre Branche aus?

Mag. Wolfgang Stöhr: Die Auswirkungen sind enorm. Der Kakaopreis ist zuletzt regelrecht explodiert – unter anderem wegen klimabedingter Ernteausfälle. Meine Einschätzung: Das Niveau wird nicht mehr zurückkehren, wie es früher war. Schwankungen bleiben, aber wir stellen uns bewusst darauf ein. Mentale Resilienz ist genauso gefragt wie strukturelle Anpassung.

Wirtschaftsforum: Wie fügt sich die österreichische Tochtergesellschaft in das internationale Ritter Sport-Netzwerk ein? Mag.

Wolfgang Stöhr: Wir sind in Österreich seit 1983 aktiv, mit Sitz in Wiener Neudorf, und verstehen uns als klassische Marketing- und Vertriebstochter. Unser Team besteht aus zehn Personen, aber wir haben hier de facto Volldistribution – jeder Österreicher kennt Ritter Sport. Wir adaptieren die strategische Ausrichtung aus Deutschland für den lokalen Markt, gestalten unsere eigenen Kampagnen, Social-Media-Auftritte und auch Sondereditionen. Zum 40-jährigen Jubiläum gab es z. B. eine eigene „Österreich-Tafel“.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich in Ihrer Position an?

Mag. Wolfgang Stöhr: Ich liebe diese Kombination aus strategischer Markenführung und direkter Kommunikation – sei es mit Kunden, Handelspartnern oder meinem Team. Es ist ein erfüllender Job in einem Unternehmen, das seine Werte tatsächlich lebt. Und ganz ehrlich: Wer Schokolade verkauft, sorgt fast automatisch für gute Laune. Als ich vor über zehn Jahren bei Ritter Sport angefangen habe und regelmäßig Schokolade mit nach Hause brachte, war ich bei Familie und Freunden plötzlich so beliebt wie nie zuvor.

Wirtschaftsforum: Abschließend: Wo geht die Reise hin – für Ritter Sport in Österreich und darüber hinaus?

Mag. Wolfgang Stöhr: Unser Ziel ist es, weiterhin Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit, Qualität und Innovation zu sein. Wir möchten die Süßwarenkategorie mitgestalten und Impulse setzen, sei es mit neuen Sorten, innovativen Verpackungslösungen oder verantwortungsvoller Produktion. Letztlich gilt für uns: Unsere Schokolade soll nicht nur gut schmecken, sondern auch Gutes bewirken.

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