Gemeinsam Zukunft bauen
Interview mit Simone Hauser-Banholzer, Geschäftsführerin der Hauser Massivbau GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Hauser-Banholzer, was ist das Besondere an Ihrer Bauweise?
Simone Hauser-Banholzer: Mein Vater das Unternehmen 1978 gegründet. Sein Traum war es immer, ein Bausystem anzubieten, das so schnell und so trocken wie ein Holzhaus ist, aber gleichzeitig auch so massiv, dass es Schall und Wärme dämmt. Er hat dann nach und nach ein eigenes System entwickelt. Wir haben Fertigteile aus Liaplan-Steinen in der Produktion gemauert und diese dann auf die Baustelle gefahren. Danach wurden aus dem gleichen Baustoff Liapor massive Fertigteile gegossen.
Das System ist anders als der typische Plattenbau, den man aus der ehemaligen DDR kennt. Die Wände unseres Systems regeln die Wasser- und Wärmeaufnahme und -abgabe. In einem zweiten Schritt haben wir eine Halle für die Produktion von Fenstern, Türen und Dämmung gebaut. Trotzdem waren die Wände immer noch nass, wenn sie auf die Baustelle kamen. Deshalb haben wir eine Kammer mit 75 Grad entwickelt, in die wir unsere Wände zum Trocknen einstellen. Wir trocknen die Wände hier bis auf die Kernfeuchte herunter. So hat man auf der Baustelle ein Haus, so schnell und so trocken wie ein Holzhaus, aber massiv, mit Fenstern, Rollläden, Türen und Elektrorohren. Wir haben unser System sukzessive zum Komplettsystem weiterentwickelt und sind damit einzigartig am Markt. Wir bieten den Menschen also das Beste aus zwei Bauwelten. Sie müssen sich nicht zwischen einem Holz- und einem Massivhaus entscheiden. Die Schalldämmung ist hervorragend. Jetzt, wo die Sommer immer wärmer werden, hat man zudem den Vorteil der Wandspeicherung.
Auf der Liapor-Wand liegt die Dämmung, die das Haus gegen die Sonneneinstrahlung schützt. Bei der Stein-auf-Stein Bauweise nimmt der Stein irgendwann die Wärme auf und man hat einen Backofen-Effekt. Im Sommer kann man nachts die Fenster aufmachen und die kühlere Luft reinlassen. Die Wand speichert diese und man hat den ganzen Tag ein kühles Haus. Im Winter funktioniert es umgekehrt. Die Wand speichert die warme Heizungsluft – das Haus ist den ganzen Tag warm, auch wenn man lüftet. Unser System ist somit hochgradig nachhaltig.
Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Branche?
Simone Hauser-Banholzer: Wir alle wussten, dass der Billigboom der letzten Jahre nicht anhalten kann. Unsere Handwerker sind seit Jahren total überlastet. Auch die Materialknappheit und Pro-bleme in den Lieferketten waren lange ein Problem. Langsam normalisiert sich alles wieder. Die Materialien kommen wieder, die Preise normalisieren sich und Handwerker werden wieder verfügbar. Ich sehe diese Krise als große Chance für uns alle. Jetzt geht es nicht mehr um höher, schneller, weiter, sondern um Wertigkeit. Wir haben schon vor zwei Jahren die Hauser Bauträger GmbH gegründet, damit wir auch eigene Bauplätze zur Verfügung haben und noch flexibler sind. Zudem haben wir stark auf Digitalisierung gesetzt. Auf unserer Website kann man mit der „Hauser Sofa-Tour“ in eine 360-Grad-Welt eintauchen und unsere Häuser sowie auch unsere Produktion und Baustellen besichtigen. Unser Begriff „OpenHauser“ steht dafür, dass bei uns immer die Türen offen stehen, dass man immer und überall bei uns reinschauen kann und Informationen bekommt. Auch dies ist ganz im Einklang mit unserer Politik der Transparenz, mit der wir unseren Anspruch an uns selbst „Bauen ohne Rechtsstreit“ erfüllen.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Vision für die Zukunft des Unternehmens?
Simone Hauser-Banholzer: Es muss in den Unternehmen, in der Gesellschaft, wieder mehr um den Menschen gehen, nicht nur um Zahlen und Daten. Wir erleben ja aktuell, dass diese Art der Leistungsgesellschaft mit Vollgas an die Wand fährt. Werte und Herzlichkeit müssen wieder wichtig werden. Unsere Vision ist „Gemeinsam Zukunft bauen.“ Diese erreichen wir nur, wenn die Leute wieder „Bock auf Montag“ haben, also mit Freude zur Arbeit kommen. Wir sind Menschen und keine Leistungsmaschinen. Deshalb arbeiten wir konsequent daran, für unsere Mitarbeiter ein berufliches Zuhause zu schaffen. Ich wünsche mir „ein besseres Morgen“, ein enkeltaugliches Morgen, auf der Basis einer wertschätzenden Art miteinander und im Einklang mit der Natur. Wir Menschen müssen dazu wieder erkennen, was wir sind und was wir können. Dann wird diese Welt wieder ein ganz anderer Ort.