„Digitalisierung im Bau voranbringen“
Interview mit Frank Wittig, Geschäftsführer der Euro Massiv Bau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wittig, Sie haben die Euro Massiv Bau GmbH 2008 gegründet. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt?
Frank Wittig: Wir sind als Generalunternehmer gestartet und planen und bauen hochwertige, schlüsselfertige Einfamilienhäuser. Heute beschäftigen wir elf Mitarbeiter, arbeiten mit einem festen Stamm an Partnern und erzielen einen Jahresumsatz von rund 15 Millionen EUR. Die Entwicklung war insgesamt sehr stabil, abgesehen von der Coronazeit, die uns wie viele andere auch eine Durststrecke von rund anderthalb Jahren beschert hat. Danach konnten wir schnell wieder an die vorherige Zeit anknüpfen. Unser Wachstum verlief organisch, ohne große Sprünge, allein durch Weiterempfehlungen. Das zeigt, dass Qualität langfristig trägt.
Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in der Baubranche?
Frank Wittig: Der Markt verändert sich deutlich. Wir sind im mittleren bis gehobenen Preissegment tätig. Das war von Anfang an unser Konzept. Ich sehe eine Entwicklung hin zu einer Zweiteilung: Viele können sich das Bauen künftig nicht mehr leisten, aber diejenigen, die bauen, erwarten Qualität und Service. Wir bedienen genau dieses Klientel. Ich gehe davon aus, dass sich der Markt weiter sortieren wird – Anbieter ohne solides Fundament werden verschwinden, während Unternehmen mit stabiler Struktur und klarer Qualitätsausrichtung bestehen bleiben.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Leistungsspektrum als Komplettanbieter konkret aus?
Frank Wittig: Unser Kerngeschäft sind individuell geplante Einfamilienhäuser, gelegentlich auch kleinere Mehrfamilienhäuser. Wir bauen keine Typenhäuser, sondern ausschließlich Unikate. Der Kunde bringt in der Regel sein Grundstück mit, wir prüfen das Baurecht, planen mit unserem Architektenteam und realisieren ein maßgeschneidertes Haus. Dabei erhält er das komplette Leistungspaket aus einer Hand, mit Planung, Bauleitung, Festpreis- und Bauzeitgarantie. Das unterscheidet uns vom klassischen Architektenauftrag, bei dem jedes Gewerk einzeln vergeben werden muss und Preis- und Terminsicherheit fehlen.
Wirtschaftsforum: Wie gelingt es Ihnen, diese Qualität dauerhaft sicherzustellen?
Frank Wittig: Wir arbeiten seit Jahren mit denselben Handwerksbetrieben zusammen, was eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet. Unsere Bauleiter sind fest angestellt und betreuen jedes Projekt intensiv. Zudem werden wir von unabhängigen Instituten überprüft. Die Kunden bewerten jedes Gewerk, und unsere Wiederempfehlungsquote liegt seit Jahren konstant zwischen 87% und 92%. Wir analysieren die Ergebnisse genau und reagieren, wenn einzelne Bereiche schwächer abschneiden.
Wirtschaftsforum: Der Fachkräftemangel beschäftigt viele Branchen. Trifft er auch Sie?
Frank Wittig: Uns selbst betrifft das kaum. Viele Mitarbeiter sind seit der Gründung dabei. Das zeigt, dass unser Betrieb als Arbeitsplatz geschätzt wird. Wir sind ein kleines, familiäres Team, das sich seit Jahren kennt. Diese Atmosphäre pflegen wir bewusst, mit gemeinsamen Veranstaltungen, an denen auch die Familien teilnehmen. Das schafft Zusammenhalt und Loyalität. Unsere Partnerbetriebe spüren den Fachkräftemangel allerdings deutlich stärker.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen – und wo sehen Sie Herausforderungen?
Frank Wittig: Wir arbeiten intern weitgehend papierlos. Alle Bauleiter greifen digital auf unsere Server zu und haben alle Unterlagen auf dem Tablet dabei. Das spart Zeit und vermeidet Fehler. Problematisch ist jedoch die Zusammenarbeit mit den Behörden: Viele Bauämter verlangen weiterhin Unterlagen in Papierform. Wenn wir hunderte Seiten Statik ausdrucken müssen, ist das einfach nicht mehr zeitgemäß. Das Thema ist politisch erkannt, aber die Umsetzung dauert. Mein Wunsch wäre, die Digitalisierung im Bauwesen so schnell wie möglich voranzubringen.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens?
Frank Wittig: Ich strebe kein größeres Wachstum an. Wichtig ist, dass wir das, was wir tun, auf hohem Niveau fortführen. Zufriedene Kunden und stabile Strukturen sind mir wichtiger als Umsatzrekorde.
Wirtschaftsforum: Und was motiviert Sie persönlich?
Frank Wittig: Mein Antrieb ist, dieses Unternehmen langfristig erfolgreich zu führen und irgendwann in gute Hände zu übergeben. Die größte Motivation bleibt aber das persönliche Erlebnis: Wenn ich jungen Familien den Schlüssel zu ihrem neuen Haus überreiche und weiß, dass wir ihren Traum realisiert haben – das ist jedes Mal ein besonderer Moment.













